MTB-Hessencup Grüsen

„Houston, wir haben ein Problem!“
Ihr kennt diesen Satz? Im Sinn dieses Sachverhalts seid ihr „Houston“! Vielleicht könnt ihr  helfen, den gordischen Knoten zu lösen?

← Das ist Grüsen. Ein kleines Dorf im kurhessischen Bergland mit einer grandiosen Landschaft drum herum.

Heute gab es dort ein Wiedersehen mit dem Hessencup, einer Nachwuchs-MTB-Serie ähnlich dem Schwarzwälder Kidscup oder anderen ähnlichen Veranstaltungen, wobei hier auch Erwachsene ihre Chance bekamen.

Die EGF Bunstruth Racing hat wieder ganze Arbeit geleistet. Es war ein schöner Kurs. Leider enthielt das Ganze nebenher aber ein paar Probleme und offene Fragen. Ich mache niemandem Vorwürfe, aber man muss sich dazu Gedanken machen wenn man nicht möchte, dass sich die Verwerfungen verhärten. Diese zu klärenden Fragen sind erheblich komplexer als ein einzelnes Rennen. Sie sind sozusagen für den ganzen Sport elementar.

Ich weiss nicht mehr, was ich glauben soll oder wem ich noch vertrauen darf! Durchschauen kann das ein Laie schon lange nicht mehr, und ich gehe inzwischen davon aus, dass eben das so gewollt ist.

Ja, so weit ist es! Wer die Hintergründe nicht kennt wird kaum verstehen können, um was es geht. Sportler und Vereine sind zumeist nur daran interessiert, ihren Sport ausüben zu können. Das ist zunächst mal legitim, aber da bekommen wir es mit einem Kaleidoskop zu tun, und das hat eben viel mehr als nur zwei oder drei Facetten.

Wir Bildberichterstatter, also Fotografen oder Filmer, haben seit Einführung der DSGVO ein Problem, sollen doch alle, die nicht der „etablierten Presse“ angehören, also vor allem unabhängige Blogger, erst mal alle schriftlich um Erlaubnis fragen. Die Forderung wird durch die gültige Sportordnung unmöglich gemacht, denn die untersagt jeden Eingriff in die Veranstaltung durch Fremde.

Nun gab es heute im „Kleingedruckten“ einen Satz, nach dem mit der Anmeldung alle dem stattgeben, dass Bilder gemacht werden dürfen, und ja, es fehlte mal der Teilsatz „durch den Veranstalter“. Das ist schön und sollte eigentlich immer so sein. Wer redlich denkt sieht damit das Problem gelöst, oder?

Es wäre herrlich wenn dem so wäre! Nach dem Bergzeitfahren von Schwarzenborn habe ich vom Bezirk Kassel ja dieses Briefchen erhalten, in dem sinngemäß auch steht, dass solche Aussagen eben doch nur für den Veranstalter gälten, und alle anderen zusehen sollten wie sie klar kommen. Für mich ist eine solche Forderung nicht erfüllbar.

Hier steht nun Aussage gegen Aussage, und ich bin es leid damit rechnen zu müssen dass nach dem Ziel sich fünf freuen und um Bilder bitten, während drei Wochen nach Erscheinen des Artikels sich einer oder eine beschwert, nicht gefragt worden zu sein! Besonders peinlich sind Eltern mit der Frage „Wie kommen Sie dazu, mein Kind zu fotografieren?“ Als Sieger, auf dem Treppchen! Wie soll denn von den Rennen sonst berichtet werden? Nein, das muss sich keiner antun, der dafür seine Freizeit aufwendet.

Aufgrund solcher Erfahrungen habe ich seit einiger Zeit auf Fotos verzichtet und mich vorwiegend auf Videos konzentriert. Ein Filmbeitrag benötigt nun aber ein Konzept, eine Handlung, eine Antwort auf jene Fragen, die man üblicherweise unter den „5 journalistischen W“ subsummiert: Wer, wie, was, wann, wo? Oft gehört auch noch ein „Warum?“ dazu.

Meine Absicht heute war es, dafür am Nachmittag vor allem das Eliterennen zu nutzen, da es mit einer Stunde Dauer dazu die meisten Möglichkeiten bot. Ein Weg vom Sportgelände zum Wäldchen und zurück dauert pro Richtung schätzungsweise 10-15 Minuten und nimmt damit die eine Hälfte des Rennens nur für Fussmärsche in Anspruch! Es bleiben also 1-2 Runden für die Hindernisse in Startnähe, ebenfalls zwei Runden braucht man, um den Zieleinlauf sicher im Kasten zu haben. Bei insgesamt 6 Runden sind das schon zweimal ein Drittel des Rennens. Die verbleibenden zwei Runden braucht es eben für die Aufnahmen im Wald! Wann dann hin und zurück laufen? Die Mathematik funktioniert nicht! Man bekommt pro Runde die Teilnehmer nur einmal zu sehen, und nur 6-10 Einstellungen sind für einen übersichtlichen Film etwas wenig.
Da ich gestern bereits für einige Aufnahmen in Spangenberg war und Grüsen auf dem Rückweg quasi am Weg lag habe ich bereits einige Dinge recherchiert. Dabei ist auch dieses Foto entstanden. Da war mir schon recht klar wo heute das Zeitproblem liegen könnte. Der Zuschauerweg war als Einbahnstraße ausgewiesen. Das kam noch aus Corona-Zeiten, hat aber das Manko dass es zeitlich zu lang dauert.
Normalen Zuschauern mag das egal sein, wenn die einfach nur gucken wollen. Als Fotograf oder Filmer schaffst du das in der verfügbaren Zeit, oder du hast verloren! Wenn ich den Zieleinlauf verpasse ist die wichtigste Frage in dem Film nicht mehr zu beantworten: wer gewonnen hat! Diese Schlüsselszene ist nicht wiederholbar. Fehlt sie ist der Film quasi „irreparabel kaputt“.

Klar, wenn man einfach nur irgendwelche Ameisen in der Ferne beim herumfahren zeigt und den Inhalt im Aufsager drunterlegt bekommt man auch einen Beitrag. Das ist aber nicht mein Anspruch, möchte ich euch doch das Rennen zeigen wie es war.

Nun habe ich den Start der U17 gesehen. Da standen vielleicht anderthalb Dutzend Teilnehmer an der Startlinie, was bedeutet dass nach maximal zwei Runden nur noch Einzelfahrer unterwegs sein dürften und keine echte Handlung herzustellen sein wird.

Ähnliches habe ich anhand der Anmeldeliste für das Hauptrennen angenommen, auch wenn dort schon vier Felder zusammen starten sollten. Die Liste bestand weitgehend aus unbekannten Namen, die ich nicht einzuschätzen vermochte. Seitdem das Problem mit den gewissen Wünschen einzelner Teilnehmer besteht verbringt mancher Fotograf vor dem Rennen viel Zeit, abzuklären wem man trauen darf und wer sich bereits dahin gehend geäußert hat, nicht abgebildet werden zu wollen. Das sicher heraus zu finden ist nahezu unmöglich, eben weil sich manche jener dann beklagen, dass man sie ignoriert, nachdem sie beim Mal zuvor sinnbildlich ihren Anwalt herbeizitiert hatten.
Wie soll man das in einem Film umsetzen? Schließlich gibt es tatsächlich solche, die gewinnen und sich dann auf den Datenschutz berufen, das dürfe keiner erfahren dass sie gewonnen haben. Davon gibt es nicht viele, aber einer ist eben genug. Es ist schwierig bis unmöglich, wenn man als Einzelkämpfer an das Thema herangeht. Ich habe keinen zweiten Kameramann, der die Teile im Wald hätte übernehmen können, auch keine Anwaltskanzlei, die mir den Rücken freihält, und mich schweren Herzens schlussendlich entschlossen, den Versuch verloren zu geben und wieder heim zu fahren. Waren ja nur 160 Km die Richtung.

Es steht schließlich trotz allem das Damoklesschwert im Raum, dass jemand meint mich verklagen zu dürfen weil er oder sie nicht doch einen Modelvertrag vorgelegt bekam und ich mich dann eventuell auf die Aussagen in der Ausschreibung verlassen hätte. Wenn schon wie in Schwarzenborn Helfer sich berufen fühlen, aus der Ferne ohne Kenntnis die Arbeit eines Fotografen beurteilen zu dürfen ist nichts mehr unmöglich! Das wirkt nach!

Zerstörtes Vertrauen ist irreparabel, auch wenn ihr es selbst nicht zerstört habt. Im Zweifel tritt dann den Rückzug an, wer keine Argumente wie einen Presseausweis sein eigen nennen kann. Den bekommen in Deutschland ja nur die Gewerblichen. Gottvertrauen ist gut, schützt aber hierzulande nicht.