Freizeitmessen Freiburg 2020

FREIBURG IM BREISGAU – Aus der Ferne grüßen die schneebedeckten Gipfel der Vogesen im nahen Frankreich. Unter der „Dachmarke“ Freizeitmessen gastiert an diesem Wochenende in den Hallen der Neuen Messe Freiburg ein Sammelsurium verschiedenster Themen. „Bikes&more“, „Outdoor&Sports“ ebenso wie „Baby&Familie“ oder „Rauch&Glut“. Es geht um Fahrräder, sportliche Freizeitaktivitäten, Kleinkindausstattung und Grillvergnügen.

Grob gesagt: das eine hat mit dem anderen erst mal wenig zu tun.

„Fünf Messen – ein Ticket.“ So bewirbt die FWTM, die Freiburger Wirtschafts- Touristik und Messe GmbH&Co. KG, eine 100%ige Tochter der Stadt, diese Veranstaltung, mit deren Eintrittskarte man nebenbei auch noch zwei weitere Messen in der Region besuchen kann, fänden die denn statt.

Angst essen Seele auf!

Schon auf der Anreise habe ich die Wahrheit dieses Sprichworts erkennen dürfen. Seit Menschengedenken habe ich keinen so leeren ICE mehr gesehen! In dem Wagen saßen vielleicht ein Dutzend Leute, morgens um 9, wo man doch annehmen sollte dass gerade um diese Zeit alle unterwegs sind die Samstag Morgens dort was zu erledigen haben.

Weit gefehlt, und der Eindruck setzte sich später bei der Messe so fort.

In der Schweiz sind derzeit aufgrund des Coronavirus alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern verboten, die Messe in Lörrach fällt aus demselben Grund aus. Damit sind die beiden oben genannten weiteren Messen schon mal fort. Auch in Freiburg herrschte zur Öffnung um 10 Uhr nicht gerade gähnende Leere, aber der Andrang hielt sich auch dort vergleichsweise sehr in Grenzen.

Was ich nachstehend erwähne ist weitgehend mein ganz persönlicher Eindruck und teilweise in Bildern dokumentiert, die ich auch in diesem Artikel verwenden möchte, soweit das sinnvoll ist um die Aussage zu unterstreichen. Das ist freie Meinungsäußerung und bedarf keiner besonderen Erlaubnis. Ich schreibe das aufgrund der gemachten Erfahrung am Eingang! Man lässt dort seine Gäste lieber bei 5°C in der Kälte frieren statt die Hallen etwas zeitiger zu öffnen unter dem Hinweis dass noch nicht alle Stände besetzt sind und droht denen mit Hausverbot die sich darüber berechtigt aufregen. Man habe seine Anweisungen! Auf die Idee, dass derzeit noch nicht Hochsommer ist, kommt man wohl nicht von alleine! Bei hochsommerlicher Hitze käme doch auch niemand bei klarem Verstand auf die Idee, die Leute in der prallen Sonne stehen zu lassen ohne zumindest Schirme als Schattenspender aufzustellen. Das ist doch eine Frage der zwischenmenschlichen Beziehungen und nicht der einiger Minuten. Ist die Messe für euch ein Kramladen oder eine Ausstellung, die Informationen über den Markt bereitstellen soll?

Messe – ist laut Lexikon eine Warenschau, und das wiederum ist nicht das, was man dann dort zumindest in erheblichem Umfang vorgefunden hat! Das Volk nennt sowas gerne auch Resterampe. Da sind zumindest in Halle 4 bei den Fahrrädern einige örtliche Händler, die ihre Altbestände an den Mann oder die Frau bringen wollen. Die auffälligsten Plakate an den Ständen waren von zwei Begriffen beherrscht: Messepreise und Abverkauf! Dabei kann jedem klar sein dass niemand ein 3000-Euro-Fahrrad aus dem Stand kauft ohne Vergleiche anzustellen, nur weil es an diesem Tag 500 Euro günstiger zu haben ist, zumal für meinen Geschmack das Angebot nicht der Region entsprochen hat. Aber das hatten wir letztes Jahr schon mal in genau der gleichen Weise, und ebenso dürfte es auch dieses Mal enden, nämlich damit dass die Händler zwei Drittel ihres Vorrats unverkauft wieder mit nach Hause nehmen werden.

Das ist nicht gehässig gemeint, sondern resultiert aus der Summe der Fakten.

Wenn ich in einer gebirgigen Region, und das ist der Schwarzwald nun mal, Citybikes anbiete, die zwar fürs Flachland gut geeignet sind, aber mangels Übersetzung im Gebirge scheitern müssen, dann bleibe ich als Händler darauf sitzen. Das kann jedes Kind mit ein wenig Nachdenken begreifen. Dementsprechend gering war die Nachfrage. In der Halle waren zeitweise so wenig Personen, dass man ohne Mühe fotografieren konnte, ohne Gefahr zu laufen, jemanden deutlich erkennbar ins Bild zu bekommen.

Es gab aber auch etliche „Highlights“ zu sehen, vornehmlich im Bereich der Halle 2 bei „Outdoor&Sports“. Den See im Gummischlauch zum Paddeln kennen wir schon aus den Vorjahren, und auch das die halbe Halle füllende Segelflugzeug des Freiburger Luftsportvereins kann bekannt sein. Daneben präsentierte der ADAC einige Stücke aus der Garage. Karts und Rennwagen. Dort fand die Musik aber am Nachmittag draussen statt, wo es Trialvorführungen gab. Die Bäume, die man da ausgelegt hatte, sahen danach „etwas mitgenommen“ aus. Interessant war es aber schon, was die da auf dem Motorrad so gemacht haben.

In der Halle wurde es abschnittsweise naß. Da war dann in der einen Ecke der bekannte Tauchcontainer, der auch zum selber ausprobieren einlud. Etwas unscheinbar kam gleich gegenüber etwas anderes daher.

Da stand ein ungewöhnlich großes „Aquarium“ und darin ein Standfahrrad. Kein gewöhnliches, was da drin stand nennt sich Aquabike und hat Paddles statt Getriebe, um Widerstand zu erzeugen. Da saß dann einer drei Stunden lang im 32°C warmen Wasser und strampelte stillvergnügt vor sich hin! Wir fördern die Algenzucht?

Auf der anderen Hallenseite ging es gewalttätig zu! Der Fightclub Freiburg präsentierte Boxkämpfe live! Wer sowas noch nie gesehen hatte ging gerne und freiwillig auf Abstand. Dennoch war es erstaunlich dass sich zwei Jungs, die sich gerade noch auf Teufel komm raus an den Hals gegangen sind, dass der Schiri mit dem Verteilen von Verwarnungen kaum mehr nachkam, danach freundschaftlich umarmt haben. Der unbedarfte Zuschauer hätte während des Kampfes meinen können es gäbe gleich schwer Verletzte!

Ein anderes „Highlight“ fand am Nachmittag um 14 Uhr auf der Showbühne in Halle 4 statt. Dazusagen muss man das, denn diesmal gab es in jeder Halle eine Bühne, und nicht nur eine in der ganzen Messe wie sonst. Dabei hatte die bei den Babies noch einen Laufsteg für die heutige Modenschau, und bei den Grills gab es eine Schauküche zum Appetit bekommen.

Diese beiden Messeteile, Grills und Babies, zogen das Publikum an, bei den Fahrrädern blieb es leider etwas ruhig.

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Was gab es da nun auf der Bühne zu sehen? Das „B&W bike.cases Merida Team“ stellte sich und seine Sponsoren der Öffentlichkeit vor. Andrea Gutmann als Chefin der Mannschaft bekam vom Sponsor b&w, einem Hersteller für Spezialkoffer aller Art, nebenbei noch einen Freßkorb und Werkzeug überreicht, was man gleich anschließend gut gebrauchen konnte. Nach der Präsentation ging man nämlich zum „gemütlichen Teil“ über und schnitt den Hefezopf an!

Was beim Besuch der Messe auffallen konnte, wenn man etwas genauer hinschaute und die Veranstaltung in den letzten Jahren auch besucht hat waren die in zunehmender Anzahl festzustellenden Lücken. Gab es früher gerne mal einen Mangel an Sitzgelegenheiten fielen diesmal die an jeder zweiten Ecke stehenden Ruhebänke auf. Auch erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang der riesengroße „Airstream“ beim Merida-Stand, der als Fotostudio zweckentfremdet worden war. Im Grunde genommen alles Sachen, die Platz verbrauchen, damit nicht auf den ersten Blick der Mangel an Ausstellern auffällt! Was waren das noch für Zeiten als auf eben dieser Messe, die sich damals noch „Bike aktiv“ nannte, Firmen wie Shimano oder Campagnolo ein Stelldichein gaben und alle führenden Bikemarken wie selbstverständlich vertreten waren. Das ist was die Leute unter einer Messe verstehen und erwarten! Was ist heute davon geblieben?

Vor dem Wohnwagen stand das aktuelle Teambike. Ich habe mir dazu sagen lassen:  im Handel kaufen kann man es nicht! Das rund 8000 Euro teure Rad ist eine auf die Bedürfnisse der Fahrer zusammengestellte Konstruktion auf Basis der Teile, die die Sponsoren bereitgestellt haben.

Die ferner noch angekündigten Programmpunkte „MTB-Ausfahrt“ und „Techniktraining“ entfielen mangels Teilnehmern. Die hatten wegen des Virus kurzfristig kalte Füße bekommen und waren wie andere auch daheim geblieben!

Was bleibt als Fazit?
Die Messe an sich hat ein hohes Potential, wüsste man es zu nutzen. Es gibt wenig Vergleichbares in der Region und darüber hinaus. Was da aktuell geboten wird entspricht meiner Meinung nach aber weitgehend nicht dem, was sich die Besucher erhoffen. Wie oben schon erwähnt ist eine Messe in erster Linie eine Warenschau, also ein Marktüberblick, und eben kein Ramschtisch! Wer nach einem neuen Fahrrad sucht kann genauso gut die Händlerschaft abklappern, um sich ein Bild vom Angebot zu machen. Was er dabei nicht erfährt ist, was der Markt an Neuheiten anbietet, sofern es nicht gerade zufällig im Laden steht. Da die meisten Händler aber im vorangegangenen Herbst ordern mussten haben sie im Frühjahr nur noch das, was die „Poweruser“ über den Winter übrig gelassen haben. Da darf der Gelegenheitsfahrer dann kaufen, was zufällig noch da ist. So entstehen eben die Restposten, die dann bei solchen Gelegenheiten verkauft werden sollen, was wie gesehen aber kaum funktioniert. Was die Region bräuchte wäre eine Art ISPO im Kleinen, wo man sehen kann was es gibt. Dazu bräuchte es aber auch Engagement seitens der Hersteller, die ohne vordergründige Gewinnaussicht aber nicht aus den Löchern kommen! Was macht also ein potentieller Kunde, der im lokalen Fachhandel nicht fündig wird? Er wendet sich an die Versender!

Einer dieser Hersteller, die vornehmlich über das Internet verkaufen, ist in Freiburg kein Unbekannter. Im Anschluß an seine aktive Karriere hat Markus Bauer die Firma Infront gegründet und produziert nun eBikes. Sein neuestes Modell, das IF-4, ist geradezu gemacht für ältere Leute, die nicht mehr so beweglich sind. Der Markt bietet wenige Modelle an, die einen „Tiefeinstieg“ haben, also ohne Oberrohr auskommen.

Kommen wir zum Abschluss noch einmal auf etwas zurück, das bei den Betroffenen ein gewisses Unverständnis hervorrufen dürfte. Das haben mir bisherige Reaktionen nur allzu deutlich gezeigt.

Ich meine das Plakat, das Werbung für die kommende WM in Albstadt machte.

Darauf stand zu lesen „Wir brauchen Dich!“
Entschuldigt bitte, aber angesichts dessen, was die, welche da was zu sagen haben, an Vorstellungen an den Tag legen muss ich da doch heiser lachen! Was ihr braucht sind „Dumme“, die die Arbeit machen, damit sich andere die Taschen füllen können! Das ist das Problem eines Sports, der in dieser Gemütslage zunehmend zum Geschäft verkommt statt zu dem, was er eigentlich mal sein sollte. Spaß für Alle!

Weder BDR noch UCI zeigen das allermindeste Interesse daran, dass ein Normalverbraucher da seine Nase zu tief rein steckt. Er könnte ja Details aufschnappen, die die Öffentlichkeit tunlichst nicht wissen soll! Wie sonst soll man das nennen, was da abgeht? Das vorgeschobene Argument, man wolle da nur Leute haben, die sich auskennen, entlarvt sich schon ganz alleine dadurch dass die hier gesuchten Helfer wohl überwiegend keine Insider sind. Aber interessierte Amateurfotografen will man dort garnicht haben, oder wie sonst darf man interpretieren wenn die UCI schon alleine dafür, Fragen zu beantworten oder die Anmeldung zu ermöglichen einen Presseausweis voraussetzt, von dem sie wissen kann, dass die überwiegende Mehrzahl an Interessierten den in Deutschland garnicht haben darf, und das aus Gründen die überall zu suchen sind, nur nicht im fachlichen Bereich!

Hochmut kommt vor dem Fall, und Erfahrungen machen weise.

Ein paar Fotos von meinem Besuch sind passwortgeschützt in der Sammlung zu finden.

2 Gedanken zu „Freizeitmessen Freiburg 2020“

  1. Lieber Thomas,
    wie bist Du denn ohne Presseausweis in die Freiburger Freizeitmessen gekommen?^^

    Gerade der Mountainbike-Sport mit seinen offenen Zelten in der Team-Area und der Tatsache, dass die Sportler oft nur eine Armlänge vom Zuschauer entfernt ihren Sport ausüben, ihr fahrerisches Können und ihre Fitness beweisen, bietet doch dem Zuschauer und auch dem „interessierten Amateurfotografen“ eine unglaubliche Vielfalt an Motiven, auch ohne Presseausweis. Weit mehr, als in vielen anderen Sportarten und selbst Radsport-Disziplinen. Wo sonst kommst Du als Zuschauer Topathleten, Olympioniken, Welt-, Kontinental- und nationalen Meistern so nah?

    Kauf Dir ein Ticket für die Weltmeisterschaft und genieße die sicher tolle Atmosphäre in Albstadt! Feuere Deine Favoriten an! Und beschreibe auf Deinem Blog die Eindrücke!

    1. Armin, aus deiner Sicht mag das so sein. Ich habe 2002 in Kaprun zum letzten Mal eine WM besucht und dort den Stellenwert kennen gelernt, den du hier schön zu reden versuchst. Damals hat man die Seilbahn exklusiv für Downhiller beschlagnahmt und die Zuschauer im Tal stehen lassen. Der versprochene Shuttle ist nie aufgetaucht. Ich habe damals gelernt und nie vergessen mich nur noch auf mich selbst zu verlassen, keinen Versprechungen mehr zu glauben. Es führt zu nichts Urlaub zu nehmen, dort hin zu fahren und zu hoffen es werde gut gehen. Ich war nie naiv, aber heute existiert nur noch was ich selbst festgestellt habe. Man muss mir nichts mehr sagen, ich habe verstanden dass ich nicht mal die Wahrheit sagen sollte. Siehe gerade die Tage mit Adenau! Es ist ja alles nicht wahr was ich selbst gesehen habe … Dieser Veranstalter sagt mein Artikel sei unverschämt – weil ich deutsch geredet habe. Was soll mich glauben machen der nächste wäre anders?

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