Mummelsee und Hornisgrinde

Wer ab dem Rheintal der Schwarzwaldhochstraße Richtung Freudenstadt folgt erreicht nach kurzer Zeit ein Hotel. Vor dem Hotel viele Parkplätze, hinter dem Hotel ein sagenumwobener See.

Der Mummelsee hat seinen Namen von einer Sage, nach der sich in dem Gewässer Nixen tummeln sollen. Alles was Besucher dort jedoch bemerken werden ist eine Bronzefigur auf einem Felsen im See, und das tiefbraune Wasser, das bei passendem Sonnenstand irgendwie an Coca-Cola denken lässt. Mit dem Getränk hat es jedoch wenig zu tun, die Farbe kommt eher vom Untergrund. Das Wasser der zuführenden Bäche füllt einen Karsee, will heißen eine natürliche Badewanne. Die Bäche sind der Wasserhahn, der Abfluss ist der Boden.

Das Ganze wurde im Lauf der Jahre zu einer regelrechten „Touristenfalle“ ausgebaut. Wo ein Quasimonopol ist darf man sich nicht wundern, wenn die Bratwurst mit Brötchen 4,50 € kostet! Neben dem Hotel gibt es noch den typischen Touristenladen, wo man Schinken, Honig und Schnaps kaufen kann. Das bekommt man im normalen Supermarkt auch, nur ist es dort weniger heimelig.

Man lebt von und mit der Landschaft. Wundert euch nicht, die Parkplätze sind an Wochenenden und Feiertagen sehr früh voll, und das wird sich den Tag über auch nicht wesentlich ändern.

Gibt es also Alternativen zur Anreise mit dem Auto? Ja und nein. Wer dort den Tag verbringen möchte kann ab Achern mit dem Bus 423 anreisen. Der Bus fährt aber nicht sehr oft und ist eigentlich ein Bikeshuttle. Oberhalb des Sees liegt nämlich die sagenumwobene Hornisgrinde, mit 1164 Meter ü. NN. der höchste Berg des Nordschwarzwalds.

Der Bus fährt direkt da rauf. Das darf sonst keiner! Unten sperrt eine Schranke die Straße ab.

Oben wartet allerlei, was man dort so kaum erwarten würde. Seit 1939 hatte die Wehrmacht den Berg in Beschlag genommen, und nach dem Krieg machten die Franzosen fröhlich weiter. Horch und Guck. Ihr wisst schon. Seit 1997 darf man wieder rauf.

Der Bismarckturm ist derzeit geschlossen. Wer ihn sieht weiss warum der renoviert gehört. Eine schöne Aussicht genießt man aber auch direkt vom Plateau aus, an dessen Rand eine Hütte auf Gäste wartet. Dreht man sich um findet man erstaunt einen Hangar vor! Oben auf dem Berg scheint es einen Hubschrauberflugplatz gegeben zu haben. Am Rand der Straße hinauf sind weitere Reste militärischer Nutzung, wie Drahtverhau und Wachhaus. Alles in einem bescheidenen Zustand.

Wer nicht auf den Bus warten will kann auch da hoch wandern. Es sind etwa anderthalb Kilometer vom See hinauf. Vorsicht, Radfahrer! Die, die vorher mit dem Bus samt Radanhänger raufgefahren sind fahren die Passstraße wieder runter, und das teilweise wie die Irren! Bremsen können die nie und nimmer! Zwar mahnt oben ein Schild zu gegenseitiger Rücksichtnahme, das scheint allerdings bei den Wenigsten zu fruchten! Da wird an Fussgängern über den Haufen gekarrt was nicht bei Drei auf den Bäumen ist, und dann wundern sich die Freaks wenn es Verbote hagelt!

Passendes Wetter vorausgesetzt kann man auf dem Gipfel einen Rundweg laufen, der reizvoll ist. Neben der Natur stehen da oben neben einem Windrad und verschiedenen Messgeräten noch ein weiterer kleiner Aussichtsturm. Der Weg ist gepflastert, das aber so dass man sich fragt welcher Praktikant da am Werk war! Die Natursteinplatten sind teilweise lose. Für Turnschuhe eher nicht geeignet! Die weiter abseits gelegenen übrigen Wege sind teils ausgewaschen und mehr verblockt als jeder Rockgarden auf einer MTB-XC-Strecke. Zu Fuss gehen ist möglich, macht aber wenig Spaß.
Das Windrad spart laut einer Anzeige auf einem Blechschild jährlich 4000 Tonnen CO2 ein, was angesichts heftigen Durchzugs durchaus glaubhaft klingt. Da bläst es immer.
Die Geräuschkulisse eines solchen Windrads ist nun weder leise noch als Dauerzustand angenehm. Es hört sich an wie beim Durchgang eines Tornados, und das wie gesagt andauernd. Daneben wird im Winter vor „herabfallenden Gegenständen“ gewarnt, will heissen das Ding wirft mit Eiszapfen um sich, die auch auf größere Distanz lebensgefährlich sein können. Man soll Abstand halten, wobei der Betreiber wohl nicht bedacht hat wo der Wanderweg lang führt – nämlich genau da!