FRANKFURT AM MAIN – Foto: Symbolbild – Da heisst es: „Radfahren – im Verein am schönsten!“ Geht’s noch? Einer Meldung auf seiner Webseite folgend nennt sich der Bund Deutscher Radfahrer e.V. künftig „german cycling“! Klein geschrieben.
In aller Bescheidenheit: Es ist nicht der 1. April! Keine Zeit für kindliche Scherze! Spontan fällt mir dazu nur eins ein: Muss sich ein Verband mit einem Sportauftrag, der in erster Linie inländischen Vereinen und deren Mitgliedern verpflichtet ist und deren Interessen vertritt, auf Deibel komm raus „international“ aufstellen? Ihr solltet euch lieber um Sachfragen kümmern statt um „des Kaisers neue Kleider“! Bessert sich der Inhalt wenn man das Etikett aufhübscht?
Nein, ich verkehre nicht „in braunen Kreisen“ wenn ich frage ob wir ein souveränes Land oder eine Kolonie der Vereinigten Staaten sind! Muss wirklich alles um jeden Preis „denglisch“ sein? Gibt es dafür keine umgangssprachlichen Begriffe? Hat man überhaupt danach gesucht? Dürfte es bedarfsweise auch etwas in Chinesisch sein? Da sollte sich doch was finden lassen? China ist auch eine Supermacht, wenn man sich schon anderen anbiedern muss!
Seid ihr ein internationaler Konzern unter amerikanischer Kontrolle, oder ein deutscher Sportverband? Seid ihr eine Interessenvertretung eurer Mitglieder, oder betreibt ihr internationale, vor allem ausländische Geschäfte? Wo ist euer Tätigkeitsgebiet?
Es ist anscheinend dasselbe Problem wie mit dem, was man landläufig Bildungssprache nennt. Ein erlauchter Kreis will sich von denen abgrenzen, die vermeintlich nicht seinem Niveau entsprechen? Man kann zu dem Eindruck gelangen, der früher an Universitäten oder dem Klerus verbreitet war, als man dort Latein sprach – in der Absicht dass es der Plebs nicht versteht! Genau dieser Abgrenzungsanspruch zum Normalvolk kommt erneut auf, wenn man das sonstige Verhalten sieht. So wie in dem besagten Märchen, wo es heisst, wer die schönen neuen Gewänder – die es garnicht gibt – nicht sehe sei einfach dumm und unfähig!
Ich wiederhole meinen Eindruck von der Gasblase. „Wir hier drin und ihr da draußen!“ Das hatten wir doch schon mal irgendwo? Nur Vorsicht, sie könnte platzen, diese Blase. Vor allem wenn man das halbe Jahr lang mit dem Spruch kommt „Wir brauchen Dich!“.
Nein, genau das tut ihr da eben nicht. Oder wie erklärt ihr dann euer verbreitetes Verhalten bei Rennen? Wir sind die Kings und ihr macht was wir wollen? Wir brauchen Dich? Zumindest wird tatkräftig dafür gesorgt dass dieser Eindruck bei denen, die es ansprechen soll, gerade (nicht) entsteht. Sonst würde man mit dem Volk auf dessen Ebene reden, und nicht in einer Weise, die diesem von Natur aus fremd ist.
Ihr braucht uns nicht! Das dagewesene Verhalten war wiederholt denkbar eindeutig. Wer sich beim Zieleinlauf als Kommissär so vor die Fotografen stellt dass diesen ihre Arbeit unmöglich wird kann sich nicht mit Ahnungslosigkeit herausreden. Das kam nun immer wieder vor, und es gibt einen Begriff dafür: Hinterlist! Oder Unfähigkeit, ganz wie man es braucht. „Ich sage an was ihr dürft!“ Keine Rede davon, wer da wen unterstützt. Davon wird nur dann geredet wenn es nützlich ist.
In dem Beitrag heisst es: „Der neue Name und das veränderte Logo spiegeln den bereits eingeleiteten Veränderungsprozess innerhalb des nationalen Radsportverbands wider. Damit untermauert der traditionsreiche Dachverband 140 Jahre nach seiner Gründung seine Bestrebungen, sich zeitgemäß und an internationalen Maßstäben orientiert aufzustellen.“
Wer da im Weiteren von einer Marke redet lässt die Katze aus dem Sack! Damit wird klar worum es geht. Das Ziel ist offenkundig Kommerzialisierung! Andere haben das ebenso gemacht, und sind damit auf’s M..l gefallen. Man muss nicht die Fehler anderer nachmachen! Sonst wird es einsam!
Das kann man Wochenende für Wochenende bei den Rennen erleben. Das Volk kommt nicht mehr. Ihr seid unter euch! Ganz so wie das offenkundig erwünscht ist. Das betrifft nicht nur den Radsport. Gestern war das auch beim Crosslauf so. Hinter dem Zaun standen nur noch Betreuer und Eltern von Teilnehmern. Sonst herrschte gähnende Leere. Es ist immer dann so wenn Funktionäre zuvor ihre Ansichten verbreitet haben, wen man da haben wolle und wen nicht. Die Leute reagieren darauf! Man nennt das auch Abstimmung mit den Füßen.
Was im Profisport oft unvermeidbar ist hat im Amateurbereich nichts zu suchen! Ja, das sage ich. Oder anders gefragt: Will sich der Breitensport dem Diktat des Geldes unterordnen? Teilweise ist das schon so, und es darf von da her keinen wundern wenn weite Teile der Betroffenen nicht in Vereine eintreten wollen. Die „Jedermann“szene, durch und durch Kommerz pur, blüht und gedeiht. Warum ist das so? Die Leute sind anscheinend durchaus bereit, für eine Leistung zu bezahlen. Teilweise wird da viel Geld verlangt. Was aber kaum jemand ist: bereit sich auf der Nase herumtanzen zu lassen! Die Menschen wollen Rad fahren, nicht Funktionären bei deren Selbstdarstellung helfen! Das Volk braucht Strukturen, die das ermöglichen oder verbessern, und nicht solche die nur dazu dienen einem erlauchten Kreis sprichwörtlich den Sack vollzumachen.