Streisand-Effekt

Foto: Symbolbild
Ihr wisst was der Streisand-Effekt ist? Je mehr jemand versucht etwas zu vertuschen desto öffentlichkeitswirksamer wird es!

Im Jahr 2003 hatte ein Luftbildfotograf Aufnahmen eines Küstenabschnitts veröffentlicht, wogegen Frau Streisand klagte. Bis dahin war weitgehend unbekannt, dass auf einer dieser Aufnahmen ihre Villa abgebildet war, wodurch jedoch gerade diese Tatsache erst richtig bekannt gemacht wurde. Ihr ging es um ihre Privatsphäre, an sich ein ehrenwertes Anliegen. So aber ging der Schuss richtig nach hinten los.

Vergleichbares nun hier. Mein Ursprungsbeitrag vom vergangenen Samstag wurde unterdrückt. Es sei „falsch“. Ich habe die dort behandelten Dinge nun etwas anders formuliert, an den Fakten ändert das wenig. Fakten haben ja die Eigenschaft, wahr zu sein.

Auf der Webseite https://www.rad-dm-2023.de/ kann man den Zeitplan zu dieser Veranstaltung nachlesen. Ich habe mir erlaubt daraus abzuleiten dass das Interesse von Medienschaffenden wie auch Zuschauern dabei nicht ausreichend berücksichtigt ist. Warum das diesen Eindruck erweckt werde ich nachstehend ausführen.

Bevor ich jedoch zu trockenen Zahlen komme möchte ich einen Blick zurück werfen. 2019 gab es in Daun in der Eifel die DM MTB Marathon. Einen Bericht dazu kann man auf „Acrossthecountry.net“ nachlesen. Ich habe ihn hier mal verlinkt. Meiner ist hier. Von Veranstalterseite wurde der anschließend als „Erlebnisaufsatz“ tituliert, vermutlich weil er nicht dem Standard der Lokalzeitungen entsprach. Dass ein Blog keine Zeitung ist und vor allem die Eindrücke des Autors wiedergibt muss hier nicht extra erwähnt werden. Was aus dieser Perspektive an diesem Rennen interessant war ist die Tatsache, dass es dort zwar einen Shuttleservice für Zuschauer gab, dieser jedoch zeitlich so angelegt war dass er seinen Zweck weitgehend verfehlen musste. Sowohl Zuschauer als insbesondere auch Berichterstatter konnten damals die Spitze des Feldes an den entscheidenden Punkten unterwegs nur verfolgen wenn sie ihre eigenen Fahrzeuge nutzten. Im weiteren führte das dann dazu, dass zur Siegerehrung nicht mehr als ein Fotograf des Trierischen Volksfreund neben meiner Wenigkeit anwesend war. Alle anderen Pressevertreter hatten die Segel gestrichen. Gründe können naheliegend sein. Aufwand und Ergebnis stehen da in keinem günstigen Verhältnis zueinander. Im Klartext: Man hatte nach der Veranstaltung kaum öffentlichkeitswirksame Resonanz, hielt es aber für klug sich mit solchen (diffamierenden) Aussagen weit aus dem Fenster zu lehnen.

Im vergangenen Jahr fanden die Deutschen Meisterschaften im Sauerland statt, und auch da waren die Verhältnisse teilweise schwierig. Beim Zeitfahren lagen zwischen Start und Ziel etwa 500 Meter Weg, da konnte man aber rechtzeitig von A nach B wechseln. Allerdings konnte die Straßenrennen nur verfolgen, wer mit dem eigenen Auto – unter Ignoranz aller Verkehrsregeln – von Neheim auf den Kahlen Asten heizte, denn anders war das nicht machbar. Eine Neuauflage dessen wird es mit mir so kaum geben, das war lebensmüde und hat nur dank glücklicher Umstände funktioniert. Wenig Verkehr auf der Autobahn, und so weiter.

Bei der kommenden DM hat man nun Startorte und Ziel ebenfalls getrennt. Start wird in Donaueschingen sein, Ziel ist in Bad Dürrheim. Beide Orte liegen nicht unbedingt direkt nebeneinander. Fussläufig gleich garnicht. Welche Gründe das hat darf unsereins gleich sein. Es wirkt so, dass die, welche am Start fotografieren, kaum in der Lage sein werden, rechtzeitig zum Ziel zu wechseln. Damit wird gültige Berichterstattung für die Mehrheit Wunschdenken bleiben. Nicht einmal das Fernsehen wird dort drei Teams hinschicken können oder wollen. Eins zum Start, eins ans Ziel und eins mobil unterwegs. Gerade beim Zeitfahren weiss man ja nicht, wer gewinnt, bis der Letzte im Ziel ist. Man braucht also Aufnahmen von allen, um auf der sicheren Seite zu sein. Wie gesagt, Aufwand und Ergebnis stehen da in einem gewissen Verhältnis zueinander, und wenn das zu ungünstig wird rentiert sich die Mühe nicht mehr. Leser eines Beitrags möchten nicht wissen, dass da was stattgefunden hat. Sie möchten überwiegend verfolgen wie es stattgefunden hat. Wer Meister wird steht hernach in den Ergebnislisten. Das ist dabei aber nur ein Teil der Aussage. Man möchte auch dann, wenn man persönlich nicht hat da sein können, wissen, wie es dazu gekommen ist. Es ist, soweit das in Wort und Bild möglich ist, Sinn und Zweck von Medienarbeit, die Veranstaltung nachverfolgbar zu machen.

Aus dem eingestellten Zeitplan geht hervor, dass die Fahrzeit zwischen Start und Ziel beim Zeitfahren etwa 40 Minuten beträgt. Es darf angenommen werden, dass die späteren Sieger schneller sein werden, da sich die Startreihenfolge aus den Platzierungen der Liga ergibt, wobei dann die „Langsamsten“ zuerst starten und die potentiellen Sieger ganz zuletzt. Man hat also günstigstenfalls diesen Zeitrahmen für „räumliche Überlegungen“. Hat man als Fotograf mehrere Klassen zu bedienen fällt auch diese Option großteils aus. Man kommt dann ja erst nach dem letzten Starter der Elite vom Start weg, oder geht umständehalber garnicht erst da hin. Ruft man die nahegelegenen Haltestellen in der Fahrplanauskunft auf kann man feststellen, dass

  • a) derzeit für den genannten Zeitpunkt der Veranstaltung keine Auskunft gegeben wird. Die ist nur bis Ende April möglich, das Spätere steht in den Sternen.
  • b) Nimmt man den möglichen Zeitpunkt als Anhaltspunkt, ich habe mal den 21.4. genommen, ebenfalls ein Freitag, findet man heraus dass die günstigste Fahrzeit bei rund 13 Minuten liegt, insgesamt ein zeitgerechter Wechsel bei angenommenen günstigsten Verhältnissen mit dem ÖPNV zwar möglich wäre, es aber unwahrscheinlich ist dass die besagten Haltestellen an diesen Tagen überhaupt bedient werden. Real ist diese Annahme aber kaum, da die für Fotografen wichtigsten Teilnehmer wie gesagt zum Schluss fahren, und auch ein Bus kaum sofort parat stehen würde. Man verliert also durch Warten so viel Zeit dass ein Transfer per ÖPNV ausserhalb des Realistischen liegen dürfte.

Bislang war es stets so dass der ÖPNV um große Rennen herumgeleitet wurde, oder ausgefallen ist. Warum soll das dort anders sein? Bei den Straßenrennen am Wochenende dürfte es noch schwieriger sein. Es fahren gewöhnlich weniger Busse, und wer unterwegs ist bekommt vom Rennen nichts mit. An oder auf die Strecke kommt man so garnicht.

Bei dieser Kalkulation habe ich angenommen, dass man nach dem ersten Start unmittelbar den Bus nimmt. Dieser Start soll am Freitag um 14 Uhr sein, wobei ein Fotograf sicher nicht sofort abfahren würde. Er braucht ja mehr Aufnahmen als nur den Ersten. Das ist aber weniger interessant, es geht um den Zeitversatz, also das „Delta“. Man muss zur Haltestelle laufen, die Fahrt unternehmen und am Ziel eben von der Haltestelle zeitgerecht zum Ziel des Rennens kommen, und das geht wie gesagt nur wenn alles optimal läuft. Es ist nicht davon auszugehen dass dem so sein wird, wie sich bei anderen Ereignissen dieser Art hinlänglich gezeigt hat. Ein Bus hält ja kaum direkt an der Ziellinie, die Straßen im Umfeld der Veranstaltung werden aller Voraussicht nach gesperrt sein.

Überörtlich betrachtet könnte ich mit der Bahn zwar nach Donaueschingen kommen, aufgrund der geschilderten Zusammenhänge aber nicht nach Bad Dürrheim. Nach der dortigen Siegerehrung um 18 Uhr wäre eine Abreise voraussichtlich nicht vor 19 Uhr möglich, und da kommt man mit der Bahn nicht mehr nach Hause. Ausreichend Hotelkapazität für alle Beteiligten dort erlaube ich mir infrage zu stellen. Bliebe wieder mal das eigene Auto!

Was wird wenn dort alle das eigene Auto nehmen kann sich jeder leicht vorstellen. Das muss hier also kaum erörtert werden. Hinsichtlich der Zeit ändert es wenig, da man kaum direkt an Start bzw. Ziel wird parken können.

Aus dem Akkreditierungsformular geht, wie leicht nachvollziehbar ist, hervor, dass Fahrzeuge von Medienvertretern nur begrenzt zugelassen werden können. Üblicherweise ist das Interesse an einer DM recht groß, was einerseits erfreulich wäre, andererseits aber zu Problemen führen muss. Fotografen, die mit ihren Fahrzeugen eingereiht in der Kolonne fahren müssen, sind faktisch handlungsunfähig. „Da hinten“ bekommt man keine guten Bilder von den Ereignissen an der Spitze des Feldes. Was wollen die Leute denn wissen? Wer Meister wird kann hernach am grünen Tisch nachgelesen werden, dazu muss man nicht da hin reisen. Was gebraucht wird sind Bilder. Das ist also wenn man es sich für die Zeitung einfach machen will das Treppchen! Ein Foto, und fertig. Nicht mehr und kaum weniger. Damit kann man einen Artikel illustrieren, das reicht aus. Der Start ist da weniger wichtig, und auch auf Bilder von unterwegs kann man zur Not verzichten. Ob an der Ziellinie aber genug Platz für sagen wir 20 Fotografen sein wird kann ich von hier aus nicht beurteilen. Sie kommen dann nämlich alle da hin statt sich zu verteilen. Von dem einen Schuss hängt dann Sein oder Nichtsein ab.

Ist es aber das, was Leser erwarten? Kaum! Die Folgen dessen sind langfristiger Natur. Die Zeiten, zu denen festangestellte Fotografen bei den Zeitungen arbeiteten, sind lange vorbei. Das machen heute überwiegend Freischaffende, oder man wartet auf die Agenturen. Die aber müssen aus den Geldern, die sie für ihre Bilder erhalten, auch den Aufwand finanzieren, den sie dafür treiben müssen. Eine Veranstaltung, die eben diesen Aufwand zu ungünstig gestaltet, riskiert, dass die Leute daheim bleiben. Siehe Daun.

Es ist mein Eindruck, dass auf Veranstalterseite diese Zusammenhänge zu wenig Beachtung finden. Was daraus später folgt, wenn zu anderen Rennen Fotografen gebraucht werden, ist leicht nachvollziehbar. Dort wäre das Publikumsinteresse geringer als bei einer DM, der Aufwand aber vergleichbar hoch. Damit wäre das Verhältnis noch ungünstiger als es eh schon ist!

Kann begriffen werden warum aus dieser Sicht die Trennung der Orte von Start und Ziel bei einem Rennen kontraproduktiv ist? Sonstige Interessen wie die Selbstdarstellung der Orte oder der Sponsoren spielen bei dieser Betrachtung keine Rolle.

Wenn man aus allem ein Geschäft machen will muss man auch sehen dass man selbst zum Gegenstand wirtschaftlicher Betrachtungen wird. Da ist nicht nur die Habenseite, und wer nicht aufpasst bekommt Schwierigkeiten auf der Sollseite, wenn ihm diejenigen abhanden kommen die dabei mitwirken dass es eine gelungene Veranstaltung wird. Das sind nicht nur die Helfer, das sind auch die Medien. Niemand macht sowas heute noch für nette Worte, vor allem nicht wenn man die Mitmenschen im Vorfeld so behandelt hat wie hier geschehen!