Melsungen …

Alle Wege führen nach Rom? Einige kommen dabei durch Melsungen, einer nordhessischen Kleinstadt rund 25 Km südlich von Kassel. Nach der Landkarte könnte man auch an einen Oktopus denken: Die Kernstadt selbst und ihre insgesamt acht Stadtteile im Tal der Fulda. Die bestimmt das Leben in der Stadt, nicht die Bälle werfende Truppe der Handballabteilung der Melsunger Turnerschaft. Zum Sport komme ich später.

Manche dieser Wege sind echte Umwege, manche zweifelhaft, die meisten aber ganz sicher eins: steil! In allen Fällen keine Freude im Winter. Wer da mal rutscht kommt erst unten wieder zum Stehen, und unten ist die Fulda! Drüber kommt man nur an einer Brücke oder einem Steg.

Kommt man von der Autobahn mit gleichnamiger Abfahrt erinnern einen an der Stadtgrenze eindeutige Verkehrszeichen an das, was vor einigen Jahren in Herborn geschah und was man dort gewiss nicht mehr haben will. Die Straße in die Stadt hinein ist nämlich – steil, und diese Rampe endet genau im Zentrum. Ähnliches gilt auf der anderen Seite des Städtchens, nämlich beim Weg vom Bahnhof in die Stadt. Der führt über einen Steg, und der Weg dorthin ist – steil.

Mein Ausflug heute führte über die Autobahn, denn die Bahn fuhr nicht. Schuld daran war eine Kuh. Lotte. Die war dem Tierarzt ausgebüxt, hatte sich bei Gießen auf dem Bahndamm niedergelassen und es sich dort stundenlang gemütlich gemacht. Grund: sie bekam ein Kalb, zog aber aus gewissen Gründen die freie Natur dem Kreißsaal vor.

Sehenswert ist die Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern. Der Weg dorthin führt vorbei an Finanzamt und Amtsgericht. Gegenüber eine Bank. Am anderen Ende der Stadt logiert die Konkurrenz dieser Bank, in der Mitte dazwischen das Rathaus genau im Zentrum. Um das Rathaus war heute erst Wochen- und dann Weihnachtsmarkt. Man hat sich damit wirklich Mühe gegeben, aber der Zuspruch hielt sich nach meiner Beobachtung in Grenzen. Warum? Mehrere Bäcker, Metzger und sonstige Angebote machten sich Konkurrenz, aber die Uhrzeit war so dass kein Berufstätiger davon Gebrauch machen konnte! Das Warenangebot ortsfest und den ganzen Tag verfügbar und die Leute wären versorgt. Wer erst nach Büroschluss hingehen kann findet nichts mehr vor. Die Standbetreiber räumten gegen 14-15 Uhr ihre Sachen zusammen und fuhren nach Hause.

Melsungen nennt sich auch gerne „die Bartenwetzerstadt“. Damit wären wir bei diesem netten Herrn angekommen, der als Bronzefigur auf der gleichnamigen Brücke herumsteht. Die Axt, deren Schärfe er prüft, war das Werkzeug für die Arbeit im Wald, und wozu man Holz brauchte kann erkennen wer sich umsieht. Häuser aus Fachwerk sind Häuser aus Holz.

Zum Wetzen der Schneide nahm man was da war. Die Brücke, die die Stadt heute mit der gleichnamigen Bahnstation am anderen Flussufer verbindet, besteht aus Stein. Wer keinen Wetzstein hatte machte sich am Bauwerk zu schaffen…

Die Bahnstation beziehungsweise das was da fährt dürfte vor allem die Fussballfans erfreuen. Die RegioTram – das Kasseler Pendant zum Karlsruher Modell – fährt nämlich umsteigefrei direkt zum Auestadion. Mehr zum Thema ÖPNV in Nordhessen dürfte folgen wenn ich demnächst einen Beitrag über Kassel schreiben werde.

Gewundert haben dürften Ortsfremde die vielen Nadelbäume, die über die Innenstadt verteilt waren und später am Tag auch beleuchtet waren. Das war kein Christbaumverkauf, sondern die ortsübliche Dekoration.

In einem der Häuser ist auch die Geschäftsstelle der schon erwähnten Turnerschaft untergebracht. So unscheinbar dass wer nicht genau hinsieht vorbei läuft! Dieser Verein, vor allem bekannt für seine Handballabteilung, macht aber weitaus mehr als eben nur Handball und Turnen. Nicht vergessen sollte man bei dieser Gelegenheit, dass die Straßen der Umgebung mit ihrer schon erwähnten Steilheit ideale Trainingsreviere für Radsport sind. Damit wären wir beim Regio-Team, die mit ihren roten Trikots in der Szene überregional bekannt sind.

Wer das Städtchen mal besuchen möchte hat die Qual der Wahl: Parkplätze gibt es eigentlich genug, der Parkschein kostet am Tag derzeit maximal 4,50 €. Wer allerdings an den Parkplätzen nach Toiletten sucht hat ein Problem. Es gibt eine öffentliche Toilette im Rathaus, fussläufig erreichbar in 5-10 Minuten.
Oder man nimmt die Bahn, so die gerade Lust hat und keine Kuh auf den Gleisen kalbt. Aus dem Raum Frankfurt muss aber beachtet werden, dass Melsungen nicht mehr im RMV, sondern im NVV liegt. Man kann also nicht mit Verbundfahrscheinen dorthin gelangen! Der reine Bahntarif ist verhältnismäßig teuer, und das Hessenticket gilt werktags erst ab 9 Uhr! Das sind Hindernisse, die eine Anreise mit dem ÖPNV rasch so erschweren, dass man macht was ich heute wenn auch aus anderen Gründen auch gemacht habe. Man nimmt was vor der Tür steht und fährt solange Benzin im Tank ist. Die Bahn ist sicher das bequemere Angebot, aber an deren Zuverlässigkeit muss im Moment leider arg gezweifelt werden, und das nicht wegen kalbender Kühe!

Hier ist ein Video mit Szenen aus der Altstadt:

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Fotos folgen demnächst.