Cyclocross-Bundesliga

Foto: Symbolbild – Ebenso wie den Sommer über auf der Straße gibt es auch im Winter eine Rad-Bundesliga, ehedem mal Deutschland-Cup Cross genannt, eben nur im Gelände.

Früher nannte man es Querfeldeinfahren. Heute heisst es Cyclocross. Wir brauchen „Denglisch“! Als Strecke ist da oft manchen alles recht, was auch nur anteilig Matsch enthält, oder enthalten kann. Das Wetter spielt hier eine erhebliche Rolle.

Worauf ich mit diesem Beitrag abziele wird erkennbar, wenn man sich die Tabelle mit den Zwischenergebnissen anschaut. Inzwischen ist die Liga, die aus mehreren Wertungsrennen quer durch die Republik besteht, zu rund zwei Dritteln rum. Nach Magstadt führt derzeit Florian Hamm die Wertung an. Aber nicht mal er als Führender kommt ohne „Streichergebnis“ aus!

Was heisst das? Faktisch muss, wer da eine Chance haben will, neben Talent auch enorm viele Kilometer mitbringen. Nicht im Training, sondern eher im Wohnmobil. Die Rennen sind ja quer durch das Land verteilt, nicht selten sogenannte Doppelveranstaltungen, wo an einem Wochenende zwei Rennen stattfinden. Das war ja gerade mit Vaihingen und Magstadt wieder so.

Um Reisen und Übernachtung nebst Material bezahlen zu können sind Sponsoren ein Muss. Chancen auf den Titel haben da quasi nur die großen Teams mit entsprechenden Möglichkeiten. Wer da als Einzelstarter ohne Hintergrund antritt muss entweder gutbetucht sein, oder hat keine Chance. Wer das als Veranstalter so einrichtet weiß das!

Man muss da also fragen dürfen, was der BDR als Veranstalter damit bezweckt. Dient die Liga zur Talentfindung, oder als Präsentationsplattform der Sponsoren?

Ich weiss, die Frage ist unbequem! Aber man muss sie stellen, will man Spekulationen vermeiden. Selbstzweck ist es ja wahrscheinlich nicht. Bei all dem schönen Sport spielt der Hintergrund ja eine nicht unerhebliche Rolle, und Hintergrund heisst hier vor allem Geld.

Was braucht man? Neben zwei Rädern eben oft ein Wohnmobil, Ersatzmaterial, und Personal. Mindestens einen Mechaniker, der während man selbst fährt im Depot für Ordnung sorgt, das Rad sauber hält, und kleinere Defekte im Rennen repariert. Mit nur einem Rad kommt man da kaum zu Lorbeeren. Dafür sorgt eben schon der Dreck, der die Schaltung zusetzt und am Funktionieren hindert. Regelmäßiger Radtausch ist da obligatorisch.

Wer hat also Jahr für Jahr mal eben hunderttausend Euro? Normalverbraucher nicht, und das Talent hilft da nur bedingt weiter. Jemand kann so talentiert sein wie er will, ohne das klimpernde Säckchen dahinter geht garnichts! Das fällt nicht unbedingt von selbst vom Himmel, oft helfen Beziehungen oder Bekanntschaften, die man bei Rennen erwirbt.

Alles in allem kommen wir damit wieder bei der bekannten süffisanten Frage vorbei: wer kennt wen?

Betrachten wir uns die Konkurrenz komme ich zumindest nicht darum herum, mir Fragen zu stellen. Die Tabelle mit dem Zwischenstand spricht da ungewollt eine sehr deutliche Sprache. Es sind jetzt sechs Rennen gefahren worden, und spätestens ab dem fünften Platz stehen da mehr „Nullen“ als Resultate zu Papier, will heißen die jeweiligen Starter haben mehr Rennen ausgelassen als daran teilgenommen! Nicht einmal die ersten Fünf haben an allen Rennen teilgenommen!

Konnten sie nicht, oder wollten sie nicht? Das spielt hier eigentlich keine erhebliche Rolle, aber abgesehen von Krankheiten, die am Start gehindert haben mögen, muss man daraus andere Schlüsse ziehen. Da scheint vor allem die Zeit eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen. Wer hauptberuflich arbeitet kann eben nicht jedes zweite Wochenende weite Reisen unternehmen, und vor der Haustür findet da so gut wie garnichts statt. Sogar die Studenten im Feld haben nicht die Möglichkeiten, und die, die solche zeitlichen Möglichkeiten haben, sind demnach entweder arbeits- und damit mittellos, oder zählen zu den ganz wenigen mit einem gönnenden Arbeitgeber, der sie dafür freistellt. Sowas soll’s geben!

Da auch das in gewisser Weise Sponsoring ist wären wir damit bei diesem Thema.

Ich meine das nicht böse, aber wer hier (viel) Geld in die Hand nimmt verfolgt damit gewöhnlich einen Zweck. Sind es im Straßenradsport bei den örtlichen Kriterien oft Banken oder Sparkassen, die da als Sponsoren auftreten, so steht hinter den verschiedenen Wettbewerben der Bundesliga auf der Straße vor allem eine große Spedition. Müller, die lila Logistik. Die hat durch ihr Engagement auf der Straße schon eine ziemliche Bekanntheit erlangt, und das ist soweit auch in Ordnung so. Das ist der Zweck von Sponsoring. Bekanntheit sprich Werbung gegen Engagement sprich Geld.

Beim Cyclocross ist eine so dominante Geldgeberschaft nicht auf den ersten Blick erkennbar. Wer also bezahlt das Ganze?

Die auf der Webseite des BDR lesbaren Informationen sind dazu nicht sehr aussagekräftig. Auch die zugehörige Generalausschreibung hüllt sich in Schweigen. Da steht nur „Die Bundesliga Cyclo-Cross (ehemals Deutschland-Cup Cross) ist eine Rennserie des Bundes Deutscher Radfahrer mit einer durchgängigen Einzelwertung für die männlichen und weiblichen Klassen von der U15 bis zu den Masters.“ Es ist demnach eine Veranstaltung des BDR. Aber woher kommt das dafür nötige Geld?

Geld schafft Abhängigkeiten. Das wissen wir. Wer von jemandem Geld bekommt ist diesem zu einer Gegenleistung verpflichtet, gleich wie auch immer die aussehen mag.

In Vorjahren hiess es dazu mal: „Cyclocross-Bundesliga presented by Bikebeat“.
Auf Bikebeat.de konnte man leicht finden, wer dahinter steckt. Bikebeat ist demnach eine Handelsfirma in Frankfurt am Main, die nach öffentlichem Impressum durch Jan Henning vertreten wird, und da ist die Beziehung dann offensichtlich. Das ist auch völlig in Ordnung so.

Aktuell fehlt dieser Zusammenhang. Zur Liga wird nicht angegeben, wer diese sponsert.
Das erscheint mir merkwürdig, haben doch Sponsoren – und irgendwer tritt da als Geldgeber auf – ein natürliches Eigeninteresse an Bekanntheit. Ich kann nicht glauben dass der BDR das aus Eigenmitteln und nur für den guten Zweck finanziert!