Vaihingen – Planen kann man verdammt viel, wenn es die äußeren Umstände einfach nicht hergeben! Das betrifft nicht nur dieses Rennen. Gestern in Vaihingen kam, was angesagt war. Wasser. Kübelweise Wasser. Petrus lieferte Getränke? Nein, er lieferte Putzwasser. Dass das nicht schlimmer endete war alleine dem Zufall zu danken. Für das Wetter kann kein Veranstalter was, ärgerlich bleibt es trotzdem, und es soll so bleiben.
Vorab ein Wort zu meinem Vorhaben heute: es fällt ins Wasser! Grüsen hat mitgeteilt, dass der Parkplatz überschwemmt sei, und eine Fahrt nach Magstadt gleich 166 Km lohnt sich unter den Umständen auch nicht wirklich.
Warum lohnt sich das nicht?
Es ist auch für Amateurfotografen immer eine Abwägung zwischen Aufwand und Ergebnis. Von Ertrag möchte ich nicht reden, das würde es nur auf wirtschaftliche Aspekte reduzieren. Aber wenn anzunehmen ist dass das Ergebnis erneut nicht so ausfällt, wie es das müsste um den Aufwand zu rechtfertigen, dann muss die daraus resultierende Entscheidung so fallen, dass man daheim bleibt und sich das Geld spart.
Eine Anreise mit der Bahn kommt aus bekannten Gründen auch nicht infrage, schon alleine deshalb weil die mitgeteilt hat dass wegen des Unwetters die Züge zwischen Frankfurt, Mannheim und Stuttgart ausfallen. Ebenfalls wegen Unwetters wurden an diesem Wochenende ja auch Bundesligarennen abgesagt, darunter auch die bekannte Erzgebirgsrundfahrt.
Schiff ahoi!
Beliebte Aufenthaltsorte waren also nicht nur gestern Zelte oder Regenschirme. Alles was halbwegs trocken hielt. Man muss im weiteren trennen. Einmal war da eine sportliche Seite. Wir haben in Vaihingen hervorragenden Radsport sehen können, und die Idee mit dem Livestream ermöglichte auch allen, die nicht kommen konnten, daran teilzuhaben. Allerdings muss auch gesagt werden, dass man keine Siegerehrungen abhält während ein anderes Rennen läuft. Außer man will z.B. den Fotografen mitteilen, dass deren Arbeit und Beitrag nicht gebraucht wird. Man hat ja eigene. Keine Zeitplanung zu haben bewirkt, dass man in der Nähe des Podests festgenagelt ist. Es kann ja jederzeit losgehen! Zwischen Straßenrand und Podest war nur eine Bürgersteigbreite Platz. Zu wenig um dort die Interessierten alle unter zu bringen. Die standen also zwangsweise entweder auf der anderen Straßenseite, von wo aus sie nicht tätig werden konnten, oder auf der Straße, das heisst also auf der Rennstrecke!
Solche Dinge zeigen dass man entweder gedankenlos an die Sache herangeht oder noch lernen muss, auch wenn es die dritte Auflage der Serie war und von da her die Dinge bekannt sein müssten. Vergleichbares galt auch für die Zieleinläufe. Fotografen hinterm Zaun sind handlungsunfähig, sie haben stets die Hinterköpfe derer im Bild, die zwangsläufig vor ihnen stehen! Oder gestern deren Regenschirme. So kann man keine Bilder machen, die irgendeinen Anspruch enthalten. Es gibt die Regelung mit der Fotografenlinie nicht ohne Grund, sie gibt den ernsthaften Fotografen die Gelegenheit, die sie für ihre Arbeit brauchen, und ich rede bewusst nicht nur von denen, die damit ihr Geld verdienen. Man darf auch wissen dass die dafür in der Sportordnung genannten Abstände kein Zufall sind. Das ist genau der Wert, den man mit einem 300mm-Tele braucht, um einen jubelnden Sieger formatfüllend abzubilden. Nebenbei, umgerechnet 300mm erreicht man auch schon mit einer OM-5 samt Kitobjektiv. Das hat am langen Ende auch 150mm (MFT), was 300mm (KB) entspricht, und insgesamt ein Volumen, das in manche Jackentasche passt. Es muss also nicht groß oder ausladend sein, weshalb es sich verbietet, Fotografen nach ihrer Ausrüstung zu beurteilen!
Apropos abbilden. Was habe ich nach der „Pleite“ von Plattenhardt genutzt? Das Video war ja nicht so ausgefallen wie ich es geplant hatte. Bei weitem nicht! Ich habe auf „Bewährtes“ zurückgegriffen. Gebraucht wurde eine Ausrüstung, die das Wasser von oben abkann, und da gibt es nicht viel. Das ist ja ein bekanntes Problem der Fotobranche. Versprechen können viele, halten nur wenige. Die Bilder, die ihr später auf Flickr sehen könnt, wurden mit einer Canon R5 und einem 24-105mm/4 sowohl als auch mit einer R6 und einem 100-500mm gemacht. Die ansonsten beliebte weil bewährte Kombination aus 24-70mm/2,8 und 70-200mm/2,8 war mir zu kurz. Das erwies sich auch als richtig.
Das Problem mit den Zieleinläufen hätte mit einem 200-800mm wohl gelöst werden können, das einen taktischen Rückzug in die Zielausgangskurve zugelassen hätte. Das aber ist bei Canon für das RF-System gerade erst angekündigt worden und wird wohl noch ein halbes Jahr brauchen bis es im Fachhandel verfügbar ist. Der angekündigte Preis von gut 2500 Euro geht in Ordnung, auch wenn ich ein Zurückhalten für Olympia nicht verstehen kann, ist doch eine Öffnung von 9 am langen Ende für echte Profis kein Argument. Wessen Existenz von seinen Bildern abhängt fährt da andere Geschütze auf! Und die gibt es, wenn auch preislich jenseits allem, was wir hier erörtern könnten. Für das Geld kaufen andere den Radladen leer.
Im Vergleich garnicht teuer wäre dieselbe Ausrüstung aus dem Hause Olympus. Da gibt es ein paar schöne Sachen, wie eben ein 100-400mm Tele, das mit Cropfaktor 2 umgerechnet eben dem 200-800mm entspräche. Ich hatte nur Bedenken dass der Autofokus des „kleinen“ MFT-Systems den Anforderungen bei einem Rennen unter erwartbarem Schwachlicht entsprechen könnte. Halte dich an deine Möglichkeiten? Das ist auch so ein Punkt, wenn man die Auswahl hat, und von da her abwägen muss was man mitnimmt. Ich packe meinen Koffer … Es muss transportabel sein, aber auch den Forderungen im Ergebnis genügen. Nicht immer einfach!
Das sportliche Highlight des Tages war die Show, die der junge Schweizer Antoine Salamin in der U17 bot. Von da dürfte in den kommenden Jahren noch manches zu erwarten sein! Aber auch die anderen Rennen waren mehr als interessant! Zum Problem wurde nur die Erreichbarkeit, vielleicht mal abgesehen von der Etappe in Waldau. Kommt man da aus dem U-Bahnschacht steht man an der Rennstrecke, idealer geht es kaum. Alles andere ist mit Öffis kaum zu machen, und mit dem Auto wegen fehlender Parkplätze in erreichbarer Nähe vor allem für Ortsfremde ein Problem. Aber wie sagte man? Stuttgart sei eine Autostadt! Das muss die aber nicht bei jeder Gelegenheit im Umkehrschluss zur offiziellen Politik heraushängen lassen. Wer genau hinsah konnte nämlich auch anderes bemerken. Das Foto rechts zeigt die offizielle Verkabelung der Straßenbeleuchtung in diesem Teil Vaihingens. Das erinnert doch irgendwie an den fliegenden Kabelsalat, den man sonst nur in Entwicklungsländern antrifft und der selbst Hobbyelektrikern die Haare zu Berge stehen lässt?
EDIT:
Der erste Teil mit 486 Fotos aus Vaihingen ist online. Weitere rund 900 Bilder folgen Mitte bis Ende kommender Woche. Sorry, geht nicht schneller, ich habe auch noch einen Beruf.