Während in den Hochlagen des nahen Schwarzwaldes noch durchgehend Schnee liegt bereitet man sich im Tal, genauer auf dem Freiburger Messegelände, auf das Frühjahr und die neue Radsaison vor. Es ist wieder Messezeit, und an zwei Wochenenden Anfang März präsentieren zahlreiche Aussteller in den vier Messehallen, was sie zum Thema „Camping, Freizeit, Tourismus“ anzubieten haben …
Da sind nicht nur alle Arten fahrbare Hotelzimmer, sprich Zelte und Wohnmobile, zu sehen, sondern auch alles drum herum ist zu bestaunen und auch zu kaufen. An etlichen Fahrzeugen prangte schon ein Verkauft-Schild.
Rein gucken konnte man natürlich auch …
Aber nicht nur mit Caravans und Campingzubehör war da ein gutes Geschäft zu machen, auch mit allem sonst so benötigten, vom Obststand bis hin zu Outdoor-Bekleidung aller Art, verschiedenste Sportartikel und Reiseangebote, waren sie dabei. Sogar zwei Anbieter von Busreisen hatten ihre Reisebusse in die Messehalle rangiert!
Kommen wir zum Radsport.
In Halle 4, der Rothaus-Arena, standen dabei nicht nur die Stände der Aussteller, sondern auch eine Strecke zum Ausprobieren.
Vom Kreidler-Werksteam über namhafte Hersteller wie Cube oder Trek, bis hin zu weniger bekannten Marken waren zahlreiche Räder vom Kinderrad über Falträder, Rennmaschinen und Hardtails, Lastenräder für den Transport von Gütern oder Dreiräder für Senioren bis hin zu eBikes jeder Art vorhanden. Eine Art Eurobike im Kleinformat.
Auch wenn es im wesentlichen nur die lokalen Händler waren, die hier ausstellten, ergab sich doch ein grobes Bild des aktuellen Angebots. Nur die Zubehör- und Teilehändler suchte man erneut vergebens. Dennoch – der Bikemarkt ist viel größer als man gemeinhin annimmt. Wer kennt ausserhalb der Szene schon Marken wie Tannenwald?Der Trend bei den Fahrrädern hin zu allem mit Elektromotor hält nach wie vor unvermindert an. Kein namhafter Hersteller ohne ein solches Angebot!
Allerdings dürften die aufgerufenen Preise so manchen schwindelig gemacht haben! Zwar gab es Angebote an herkömmlichen Fahrrädern von einigen Hundert Euro an aufwärts, die Musik begann aber erst bei etwa 2000 Euro und mehr zu spielen. Unter dieser Schallgrenze scheint es schwierig zu sein, Modelle ohne Kompromisse zu finden.
Eine Schamgrenze scheint es dabei nicht zu geben. Das teuerste Modell, das mir unter die Augen gekommen ist, hatte auf dem Preisschild sage und schreibe 11.490 Euro stehen! Dafür kaufen sich andere Leute ein guterhaltenes gebrauchtes Auto…
Ob man an so einem Rad viel Freude haben wird ist doch zu bezweifeln, kann man es doch in der Realität nicht aus den Augen lassen, „sonst hat man davon zwei“ …
Wie man es von einer guten Messe erwarten kann finden sich auf den zum Teil versteckt liegenden Ständen der Anbieter, zum Teil Zusammenschlüsse deren mehrerer an einem Stand, auch Neuheiten, die erwähnenswert sind. Wie zum Beispiel ein neuartiges Verbandmaterial – ein Baumwollstoff, einfach ohne Schere reißbar, braucht keinen Kleber, sondern funktioniert ähnlich wie Velcroband, das man z.B. schon lange als Verschluss an Jacken kennt. Das rasch zu durchschauende Problem ist – wieder mal – die Erhältlichkeit! „Nur hier und jetzt und heute!“, „Tolle Messepreise!“ Zwei Röllchen 15 Euro …
Das Übliche halt. Es ist offenbar nicht in der Apotheke oder in der Drogerie erhältlich. Was nützt mir das, wenn ich keinen Nachschub bekomme? Da muss der Vertrieb noch dran arbeiten!
Moderne Zeiten sah man auch bei der Essensausgabe im Restaurant. Da stand dann die Kasse mitten im Saal, und vor ihr auf dem Tisch stand – eine Fritzbox! Sie war also offenbar drahtlos mit einem im Hintergrund werkelnden Rechner verbunden. So wusste der Wirt, was er verkauft hat.
Leider ändert das nichts daran, dass sich der Andrang sehr in Grenzen hielt. Ich habe noch kein Jahr zuvor erlebt, an dem man samstags um die Mittagszeit noch Parkplätze bekommen hätte. Normalerweise war es dort voll. Diesmal waren nur etwa ein Drittel der Parkflächen belegt, und auch die Anzahl an Besuchern, die mit der Bahn kamen, war überschaubar.
Nachdem die Stadt endlich nach Jahre langer Debatte den Bau der Straßenbahn zur Messe nebst Anbindung der nahe gelegenen Uni und dem Flugplatz in Angriff genommen hatte hätte ich gedacht, dass da mehr Andrang herrsche. Derzeit endet die Linie noch mitten auf der Kreuzung an der technischen Fakultät. Sie soll später einmal genau vor dem Eingang zum Messegelände halten.
Da wirkt dann doch der Presseartikel in lokalen Medien, nach denen man sich erneut vergrößert habe, eher wie Propaganda und „Pfeifen im Walde“.
Über die Jahre konnte man bei regelmäßigen Besuchen nämlich durchaus die Tendenzen bemerken. Meinem Eindruck nach wurde gerade der den Radsport betreffende Teil der Ausstellung stetig kleiner, zugunsten von mehr Fläche für Wohnmobile aller Preisstufen. Auch die sonst übliche Showbühne war aus der Halle 4 mit den Fahrrädern weg hin nach Halle 1 gewandert. Keine Teamvorstellungen mehr, das Interesse ist abgeflaut.
Das passt zu einer Landespolitik, die zwar grün angehaucht ist, aber faktisch mit der Zweimeterregel den Erfolg des Radfahrens als Freizeit- und Sportaktivität für die breite Masse verhindert. Von einer echten Alternative zum Auto fahren ganz zu schweigen.
Schade, dass man sich hier selbst ein Bein stellt!