Presse

Foto: Symbolbild – „Du kommst hier nicht rein!“ Was in Clubs durch Türsteher umgesetzt wird gilt oft genug im übertragenen Sinn auch im Sport. Dabei muss man fragen dürfen, wie dieses mit dem altbekannten „Wir brauchen Dich!“ in Beziehung steht.

Beginnen wir mit ein paar Definitionen. Später wird es dann vermutlich unschön.

Auf Wikipedia kann man wie folgt nachlesen: „Heute steht die Presse auch für die Gesamtheit aller Zeitungen und Zeitschriften in jeglicher Form sowie für das damit zusammenhängende Nachrichten- und Meinungswesen. In gewissen Wortverbindungen (wie etwa Pressearbeit, Pressesprecher, Pressekonferenz etc.) steht der Wortteil „Presse“ in einem erweiterten Sinne für die Gesamtheit aller öffentlichen Medien (einschließlich Hörfunk, Fernsehen und Internet).“

Nun gibt es da hinsichtlich der Öffentlichkeit nicht nur Print-, sondern eben auch Onlinemedien, und nicht alle davon sind gewerblich. Natürlich muss eine Zeitung für ihre Inhalte Geld verlangen, die Ausgaben für Material und Personal müssen ja irgendwie wieder reinkommen. Ebenso in diesem Zusammenhang zu sehen ist die Frage nach der „Beruflichkeit“. Macht das wer um damit Geld zu verdienen, oder macht der das aus irgendeinem Interesse, einer Verpflichtung gegenüber Dritten, oder aus einem wie auch immer gearteten Eigeninteresse? Steht Geld damit in Beziehung bedeutet das oft genug Abhängigkeiten.

Ein Blog, ausgeschrieben Weblog, ist nun unabhängig davon wer ihn betreibt oder bezahlt ein solches Onlinemedium, das irgendwelche Informationen verbreitet. Sagen wir es völlig wertneutral. Es ist da hinsichtlich der Informationen egal ob das Haupt-, nebenberuflich, oder altruistisch geschieht. Nicht immer ist das Geld Mittel zum Zweck.  Das verschwimmt heute.

Mag es früher mal damit begonnen haben, dass da jemand sein Leben öffentlich gemacht hat – das Logbuch war ja ursprünglich mal ein Niederschrieb auf einem Schiff, das alle wesentlichen Ereignisse an Bord wiedergab – ist für viele heute ein Tagebuch ein Heft, in das jemand seine Erlebnisse einträgt. Dürfen andere darin lesen hat man schon eine besondere Art Blog. Man kann die technische Grundlage aber auch dazu hernehmen, quasi seine eigene Zeitung aufzumachen. Da schreibt dann wer – öffentlich – über das was ihn interessiert. Das muss nicht die eigene Person sein. Das Spektrum reicht da eben von Kochrezepten über Sport bis zu ausgesprochenen Lokalnachrichten, auch über Politik wird da getextet. Auch alle möglichen anderen Fragen werden so öffentlich erörtert.

Was ist da also der Unterschied, dass manche meinen, das so separieren zu müssen? Es kann klar sein, dass, wer eine klassische Zeitung betreibt und dort nicht nur Agenturmeldungen abdruckt, ein wirtschaftliches Interesse verfolgt. Damit will der Geld verdienen. Nun kommen da ganz normale Bürger des Wegs und machen quasi „dasselbe in grün“, haben kein Gewinninteresse, aber die gleiche Reichweite im Internet, um andere damit anzusprechen. Sie sind also in gewisser Weise Konkurrenz, oder werden zumindest von manchen so empfunden.

Im Sport ist man sich in fast allen Vereinen durchaus bewusst, dass die Macht der Presse ohne weiteres über Wohl und Wehe des eigenen Vereins entscheiden kann. Öffentliche Berichterstattung hat Einfluss auf die Sponsorensuche, und damit mittelbar auf die eigenen finanziellen Möglichkeiten. Auch deshalb haben da manche Angst, es könnte wer seine Nase zu tief in Dinge stecken, die ihn vermeintlich nichts anzugehen haben. Nicht grundlos wird ein Sportreporter oft genug persönlich begrüßt, zumal wenn es das bekannte Gesicht der Lokalzeitung ist. Der macht das beruflich, will heißen er schreibt das was sein Arbeitgeber lesen will, und der ist oft genug auch anderweitig einflussreich. Das meine ich nicht als Kritik an der Person, aber wir kennen doch das alte Sprichwort „Wes‘ Brot ich ess‘ des‘ Lied ich sing!“. Da wird sich keiner anlasslos unbeliebt machen. Wie empfindlich manche Vereinsvertreter da reagieren habe ich selbst erleben müssen. Viele Vereinsmenschen haben sich da als kritikunfähig erwiesen und nehmen alles, was nicht Handsalbe ist, sofort persönlich.

Übrigens – der Pressewart ist eigentlich nicht der Pressesprecher des Vereins. Das muss der Vorstand schon direkt besorgen. Seine Aufgabe ist nicht, die Zeitungen mit Berichten über die Vereinstätigkeit zu füllen. Damit würde er zum kostenlosen Mitarbeiter der Redaktion! Oder es kommt zu einer Personalunion, wenn der Redaktionsmitarbeiter nebenbei noch Pressewart im Verein ist, was dann auch Interessenkonflikte hervorrufen dürfte. Verboten wäre das nicht, aber „anrüchig“.

Nach außen stellt sich die Presse als neutral dar, was aber offenkundig nicht stimmt wenn man sieht worüber da berichtet wird, und worüber nicht. Oder warum stehen da die Vereine ganz vorne, die entweder direkt oder durch Dritte den nötigen Einfluss ausüben? Fussball über alles. Viele andere, ebenso interessante Sportarten werden da nicht mehr erwähnt. Hat das andere Gründe als Platzmangel auf Papier? „Online“ gibt es keinen Platzmangel, man kann aber mitbekommen, dass in der Politik bei Fragen des Einflusses der Medien eine Angst besteht, gewisse Kreise könnten nicht ausreichend einbezogen werden. Parität, und so weiter.

Was soll das heißen? Wenn ein – ursprünglich – Printmedium, also eine Zeitung auf Papier, nun ein ebensolches Onlinemedium betreibt, dann betreibt sie eigentlich nichts anderes als einen Blog! Einen Blog kann jedermann betreiben. Das ist relativ einfach und kostet nicht die Welt. Jedenfalls weniger als Papier und Druckfarbe. Somit kann, wer will, den Blog auch für seine Leser kostenfrei gestalten. Manche sind auch werbefinanziert, will heissen sie lassen Anzeigen zu, die bezahlt werden, ohne dadurch in eine Abhängigkeit zu geraten. Die Grenze löst sich auf! Was früher nur Verleger konnten kann heute – jedermann!

Warum ist das wichtig? Man muss weiterdenken. Um bei Behörden etc. recherchieren zu können bedarf es einer Legitimation, also eines Belegs, das zu dürfen. Nicht nur früher hatten da manche Angst, es könnten Dinge öffentlich werden, die nicht allgemein bekannt sein sollen. Oft genug ist das heute immer noch so, auch wenn Politiker gerne anders reden!

Das Instrument nennt sich Presseausweis, und wird von Organisationen herausgegeben, die keine Behörden und auch nicht neutral sind. Sie sind Vertretungen der Zeitungen! Daraus ergibt sich ihr Verhalten. Sie tun alles um Konkurrenz zu unterdrücken. Wikipedia erklärt dazu: „Ein Presseausweis dient dem Nachweis der haupt- oder nebenberuflichen journalistischen Tätigkeit gegenüber Dritten und ist damit in erster Linie ein Arbeitsinstrument, das die journalistische Recherche erleichtern soll.“ Beruflichkeit heisst in diesem Zusammenhang bezahlt, und nicht ausschließlich oder unbedingt „aus Interesse“.
Wer als Privatmann einen Blog betreibt, so wie ich das hier tue, macht das eben nicht wegen des so zu verdienenden Geldes, sondern aus Interesse am Thema. Spielen wirtschaftliche Faktoren die Hauptrolle, wie das bei Zeitungen notgedrungen der Fall ist, braucht man nicht anfangen zu bloggen, wie das neudeutsch so schön heisst! Das ist wirtschaftlich gesehen „brotlose Kunst“! Somit sind die Onlineausgaben der bekannten Blätter auch kaum mehr als das Abfallprodukt der Printausgabe. Genauso wie Rennen zu besuchen um dort Fotos zu machen. Außer man besitzt einen Verlag oder ist dort angestellt. Dann aber fehlt oft genug das Eigeninteresse.

Hier wird also etwas ausdifferenziert, das eigentlich zusammengehört. Nicht aus Profitgründen, sondern weil das eine vom anderen lebt. Sagen wir es direkt: die meisten Amateurvereine hätten ohne Blogs keine Öffentlichkeit, ohne Amateurfotografen keine Bilder, und so weiter und so fort. Egal ob sie das selber machen oder ob es andere besorgen. Solange es „ehrenamtlich“ passiert ist es in diesem Sinn nicht beruflich. Dabei spielt es keine wirkliche Rolle, ob jemand, der dafür bezahlt wird, es besser kann als jemand, der dafür nicht bezahlt wird. Man sollte meinen dass der, der es mal gelernt hat, auch weiss. was er da tut. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass oft genug Beziehungen eine größere Rolle spielen als Befähigung.

Worum geht es nun bei der Zulassung von Fotografen im Sport? Um dort gute Bilder machen zu können muss man oft nahe an das Geschehen heran, und da kann es durchaus sein dass ein Tölpel für die Sportler zur Gefahr wird. Man muss sich also mit der Sportart und ihren speziellen Eigenschaften auskennen, um vorhersehen zu können wo man stehen kann ohne im Weg zu sein, und wo nicht. Es wäre nun aber ein Trugschluss, das von einem Presseausweisinhaber aufgrund des Besitzes vorauszusetzen, denn das ist nicht Teil der Journalistenausbildung! Sportjournalismus ist da auch nur ein – ziemlich untergeordnetes – Teilthema. Warum also stellt man so auf diese Plastikkarte als Zulassungskriterium ab?

Weil es immer schon so war! Nichts ist konservativer als Profisport. Auch wenn er immer wieder gerne fortschrittlich tut! Das Problem für „Normale“ dabei ist, dass sie nicht mehr zuordnen können, mit was sie beim Besuch eines Rennens zu rechnen haben oder womit sie rechnen dürfen. Was darf ich noch, und was darf ich nur mit Erlaubnis? Wessen Erlaubnis? Wir haben aus Gesprächen in Vaihingen gesehen dass selbst ausgesprochene Persönlichkeiten, die jeder in der Szene als Fotograf und Fachkundigen kennt, bei den Akkreditierungsstellen vor Ort, sprich dem Rennbüro, nicht zuzuordnen sind und so möglicherweise jemand an eine gelbe Weste oder desgleichen kommt der von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, eben weil er nassforsch auftritt oder einen PA vorzeigt. Den hat aber auch wer sonst, meinetwegen, nichts mit Sport zu tun hat. Das ist nicht zielführend und im Sinn der Sache mitunter sogar gefährlich! Es betrifft ja nicht nur ein mögliches „im Weg stehen“. Es betrifft ebenso die Frage, wer wen nach DSGVO um Zustimmung zu fragen hat. Der eine soll, was er nicht darf; der andere hat den PA und braucht nicht? So kann man sich auch „lächerlich“ machen! Lässt man das Geld aussen vor machen beide real das gleiche. Bezahlung als Zulassungskriterium ist ungeeignet.

Die Aussage, dass der Presseausweis ein zulässiges Kriterium dafür sei, war bis vielleicht 1980 gültig. Das aber aus einem anderen Grund! Damals gab es das Internet und damit auch Blogs nicht in ihrer heutigen Form, oder mit ihren heutigen Möglichkeiten. Damals brauchte es eine Redaktion und damit Zugang zu einer Druckerei, um Informationen verbreiten zu können. Das hatten nur einige wenige Verlage.

Heute kann das jeder, für 7,95 Euro im Monat!