Professionalität?

Foto: Symbolbild – Was ist das eigentlich: professionelles Arbeiten? Bei dieser Thematik landet man gerne in seichten Gewässern, und viele da wissen nicht so recht was das eigentlich bedeutet!

Irgendwie nicht mal jene, die sich tagtäglich solcher Begriffe bedienen! Sie nutzen das Wort inflationär ohne darüber nachzudenken dass sie damit Dritten gegenüber Erwartungen auslösen.

Sie sagen: Wir sind Profis!
Sie meinen: Wir verlangen Geld. Nicht (immer): Wir haben das gelernt und wissen was wir tun!

Google liefert dazu spontan eine Definition: „Was ist Professionalität? Professionalität bezeichnet eine Grundhaltung, die sich durch ein souveränes und gekonntes Handeln zeigt. Ein professionelles Auftreten wird maßgeblich von Wissen, Kompetenz und einschlägigen Erfahrungen getragen.“

Daraus folgt schon, dass echte Profis fast immer Spezialisten sind. Sie kennen sich in ihrem Fachgebiet aus und werden nie seriös behaupten sie wüssten alles! Den „Hansdampf in allen Gassen“ gibt es nur woanders.

Man kann es einfacher ausdrücken wenn man sagt, professionelles Handeln folgt den Regeln der Kunst! Diese sind bedarfsgerecht und ermöglichen in der Praxis, das zu tun was jeweils erforderlich ist, um zu einem optimalen Ergebnis zu gelangen.

Bitte verwechselt dabei nicht professionell mit kommerziell! Das sind grundlegend verschiedene Dinge!

Nicht damit gemeint ist vordergründig, dass man für eine Tätigkeit bezahlt wird. Das ergibt sich später aus dem Gebot, eine ordentliche Leistung angemessen zu vergüten, nicht aus der Tatsache, dass eine Leistung erbracht wurde. Die kann ggf. mangelhaft sein, und dann ergeben sich eher Nachbesserungsansprüche als solche der Vergütung.

Effektiv bedeutet das, dass Profi und Gewerbetreibende durchaus verschiedene Dinge sein können. Es gibt augenscheinlich auch Gewerbliche, die nicht immer wissen was sie tun, sonst gäbe es ja auch keine Mängelrügen. Auf meine Fotografie bezogen – ich bin kein Gewerbetreibender, aber durchaus Amateur mit Ansprüchen an mich selber – ergibt sich daraus, dass keine Aufnahme unbesehen das Haus verlässt. Es kommt natürlich vor, dass Bilder keiner weiteren Bearbeitung bedürfen, weil sie „out of cam“ in Ordnung sind. Dennoch heisst, seine Bilder als Rohdaten aufzunehmen, damit man sie im Bedarfsfall bearbeiten kann, auch, dass man sie bis zur fertigen Aufnahme bearbeiten muss. Rohdaten sind physikalisch noch kein Bild. Es bedarf da also mindestens eines weiteren Schritts, der Zeit kostet, aber zur Sicherstellung einer einwandfreien Qualität regelmäßig erforderlich ist. Man darf dabei nicht die erforderliche Ausarbeitung eines Bildes mit einem nachträglichen Wegretuschieren oder Hinzufügen von Bildbestandteilen verwechseln. Das eine ist notwendig, das andere Fälschung!

Ein Fotograf, der direkt aus der Kamera ausliefert, braucht da schon gute Gründe, wie das regelmäßig auf dem Sportplatz der Fall ist, wo der bei der Presse Annahme findet der zuerst liefert. In diesem speziellen Fall kann Zeit gleich Geld sein, weil sonst ggf. andere den Auftrag bekommen. Wenn man aber sieht welche Qualität dort Annahme findet schlägt mancher die Hände über dem Kopf zusammen. Auch ich hatte in der Vergangenheit dort über einen befreundeten Verein ein Bild eingestellt, das ursprünglich eine Videoaufnahme war. Dieser hatte den Wunsch geäußert und das Bild an die Zeitung weitergereicht. Es genügte dem Bedarf. Jeder der wusste wie dieses Bild zustande gekommen war hätte einen Schreikrampf bekommen! Aber hier wie da – manchen zählt Zeit mehr als Qualität. Man kann sich auch auf den Standpunkt stellen, dass alles was dem Kunden genügt, auch dem Fotografen recht sein kann. Das hat aber mit den Regeln der Kunst wenig zu tun, zu denen eben gehört nur ausgearbeitetes und geprüftes Material frei zu geben. Anders kann es rasch zu peinlichen Momenten kommen, wenn da eben im Hintergrund etwas mit auf dem Bild ist, was da nicht hingehört. Ihr wisst alle was ich meine.

So etwas ähnliches gab es auch gestern.
Ich danke natürlich für das Interesse an meinen Bildern aus Klosterreichenbach, die ich aufgrund besonderer Umstände schneller als üblich bereitstellen konnte – und auch das nur wegen einer Bestimmung in der allgemeinen Ausschreibung zum Crosscup, worin festgelegt war dass alle Teilnehmer der Bildberichterstattung zustimmen. Das war ein springender Punkt, denn laut DSGVO muss sonst jeder, der nicht der offiziellen Presse zugehörig ist, also von der Zeitung kommt und damit einen Presseausweis besitzt, alle einzeln um Zustimmung zu Bildern fragen. Eine Bestimmung, die naturgemäß einer Unmöglichkeit gleichkommt.

Ohne die Bestimmung in der Ausschreibung hättet ihr meine Bilder nicht zu sehen bekommen, weil es ausserhalb meiner Möglichkeiten liegt, den Vorschriften zu genügen.

In diesen Kontext gehört im weiteren Sinn auch das sonore Summen, das da während des Rennens plötzlich in meiner Umgebung hörbar war. Jemand hatte eine Drohne gestartet. Wie veröffentlichte Bilder nahelegen war es ein Beauftragter des Veranstalters. Ich habe nicht nachgeforscht wer das genau war, es muss mich auch nicht interessieren. Interessant ist in diesem Zusammenhang aber das Verhalten der offiziellen Stellen, ist doch der gesamte Schwarzwald weitgehend Nationalpark, in dem grundsätzlich jeder Drohnenflug für die Allgemeinheit untersagt ist. Hier hatten wir es also erneut mit dem Fall zu tun, dass sich die einen erlauben was sonst allen anderen verboten ist, entweder weil sie sich nicht um die Gesetze gekümmert haben, oder weil es genehmigt wurde. Das findet man oft genug auch in der Fremdenverkehrswerbung, wenn in Katalogen oder Anzeigen Bilder auftauchen, deren Entstehung allen Sachkundigen klar sein kann. Drohnenaufnahmen sind beliebt, aber eben dort verboten. Wie kann das sein? Da stellen sich Fragen hinsichtlich des Selbstverständnisses.

Zu diesen Momenten kommt die Anmeldung über Rad-Net hinzu. Was für den Veranstalter praktisch ist, ist für andere eine Katastrophe, eben weil die Meldeliste geheim bleibt. Wer da startet ist noch nicht mal den anderen Teilnehmern vollständig und rechtzeitig bekannt. Somit kann der Forderung nach Zustimmung aufgrund des „informationellen Selbstbestimmungsrechts“ garnicht rechtzeitig nachgekommen werden. Streng genommen stellt so ein Konstrukt somit eine Ausschlusserklärung gegenüber potentiell interessierten Zuschauern dar!

Liebe Veranstalter, und lieber BDR, ist das „professionell“?

Eher weniger. Von anderen verlangen was offenkundig unmöglich ist stellt eine Unprofessionalität ersten Ranges dar! Das ist nicht nur dilettantisch, sondern fast schon Vorsatz. Aber aus deren Sicht hat sich das Verfahren wohl bewährt, kommt als Ergebnis doch das heraus was man offensichtlich haben will! Über die weiteren Folgen macht man sich da keine Gedanken? Die sind aber vorhanden, und sie sind weitreichend!

Wie funktioniert denn Sponsoring?

Die Rennen, wenn nicht der halbe Sport, wird durch Werbung finanziert. Natürlich handelt es sich um Werbung, wenn ein Mäzen dem Verein Geld gibt, denn als Gegenleistung wird Öffentlichkeit erwartet. An wen richtet sich diese Öffentlichkeit? Das sind zum kleinen Teil die Sportler, vor allem aber sind das die Zuschauer, die zum Rennen kommen und dort die Bandenwerbung sehen, auf denen die Angebote dieser Sponsoren dargestellt werden.

Geld gegen Öffentlichkeit, das ist Sponsoring! Ein Geldgeber nutzt den Sport quasi als Litfaßsäule!

Was stimmt nun an dieser Rechnung nicht mehr, wenn man verklausuliert dafür sorgt, dass die Zuschauer überwiegend nicht mehr kommen? Zu C.-Zeiten hat man sie bewusst ausgeschlossen. Das Volk als Ansteckungsgefahr! Niemand hat das jemals als Irrtum eingestanden, und schon gar nicht offiziell widerrufen.

Wer kommt heute noch zum Rennen? Schaut euch um! Da sind neben den Offiziellen und den Sportlern vor allem noch deren Betreuer und Angehörige. Sonst kaum noch wer. Das hat Gründe. Gründe wie vorstehend angeführt! Im Grunde genommen stellt ihr damit eure eigene Wirtschaftsgrundlage infrage. Nur will das wieder kaum wer sehen, noch was dagegen tun. Lieber stellt man sich dann hin, wenn wieder einmal irgendwo der Hauptsponsor aufgekündigt hat, und jammert öffentlich über die abhanden gekommenen Geldgeber. Dabei seid streng genommen ihr es, die den einen Teil der Vereinbarung nicht mehr erfüllt haben. Es muss niemand glauben das würde der anderen Seite der Gleichung nicht auffallen.

Was also ist da Professionalität?

Es ist viel mehr als ein Schlagwort! Es ist eine Verhaltensgrundregel. Jeder Beteiligte, ob das im Beruf ist oder wie hier bei einem Sportereignis, hat sich zunächst mal so zu verhalten dass alle anderen Beteiligten das auf ihren Anteil zutreffende optimale Ergebnis erbringen können. Nur wenn alle Beteiligten – ganz wertneutral – ihre Teil beitragen ist das Gesamtergebnis optimal! Wir reden hier zuallererst über Organisationsfragen! Verantwortliche sollten es allen anderen Beteiligten ermöglichen, ihren Anteil zu besorgen, oder sie stellen den Gesamterfolg infrage. Insoweit sind auch Zuschauer, wenn oft auch unbewusst, Teil des Erfolgs einer Veranstaltung. Sie sind der andere Teil der Gleichung beim Sponsoring! Und die Fotografen sind die Mittler. Deren Bilder transportieren auch die Botschaft der Sponsoren. Oft genug unbewusst, aber essentiell.

Eine Sportmannschaft funktioniert in dieser Beziehung genauso wie eine Maurerkolonne. Arbeitsteilig. Nur wenn alle ihren Teil beitragen (können) wird der Erfolg eintreten. Da sind nicht sieben Wasserträger, sprich Hilfsarbeiter, die einem Kapitän zum Erfolg verhelfen. Da sind achte Sportler, oder wie viele auch immer, die gemeinsam Erfolg haben, oder sie haben keinen!

Da haben wir noch immer nicht das von vielen in den Vordergrund gestellte Geld erwähnt. Das spielt dabei nämlich erstmal keine Rolle. Wobei die Veranstaltung für viele Veranstalter vordergründig den Zweck hat, Geld zu verdienen. Auf Dauer wird das aber nur funktionieren, wenn alle wissen was sie zu tun haben, das auch können, und damit für alle das Ergebnis so ist wie das erwartet werden darf. Ist ein Teil unzufrieden, gleich aus welchem Grund, wird das Konstrukt dauerhaft nicht bestehen können. So wie beim Bau, wenn der Maurer zwar eine gerade Wand hochziehen kann, aber der Mörtelmischer pfuscht, und somit die Wand später nicht hält. Es ist nicht Sache des Maurers, sich um den Mörtel zu kümmern. Der darf erwarten dass der Mischer weiss wie man Mörtel mischt.

Für die Bilddokumentation einer Sportveranstaltung gilt Vergleichbares! Wobei allerdings häufig der Irrglaube besteht, es würde genügen, wenn ein Fotograf da tätig wird. In Zahlen: einer! Daran sieht man, welcher Unterschied besteht zwischen dem Bedarf der Presse und einer vollständigen Fotodokumentation. Die Zeitung braucht genau ein Foto, und nimmt dafür häufig das wenig zeitkritische Treppchenfoto der Siegerehrung. Genau deshalb erscheint der Zeitungsfotograf oft genug gar nicht zum Rennen selbst, sondern fragt nach dem genauen Zeitpunkt der abschließenden Siegerehrung, kommt dahin, macht ein Bild, und geht wieder. Damit hat der seine Aufgabe erledigt, der Artikel entsteht oft genug am Schreibtisch nach der Ergebnisliste. Das ist nicht so weil der faul wäre und nicht viel arbeiten wollte, sondern weil er parallel noch fünf andere Veranstaltungen zu bedienen hat, bei denen das dann ähnlich abläuft. Kommen, Bild machen, nächstes Rennen, … Da sind am Wochenende ja nicht nur Radrennen, sondern auch noch der Fussballplatz, die Handballhalle, das Turnen, etc. pp. und die Zeitung arbeitet oft und gerne nur mit „freien Fotografen“, die nach Stück bezahlt werden, also viele Bilder anliefern müssen um ihre Kosten auch nur zu decken. Reich wird da keiner! Eben genau deswegen wird auch da die Zahl immer kleiner, denn im Grunde genommen ist es Liebhaberei, solche Rennen für Fotos zu besuchen, wenn nicht gar brotlose Kunst.

An einer relativ kleinen Veranstaltung wie vorgestern bei Cross im Park kann man schon sehen, warum es schätzungsweise ein Dutzend Fotografen brauchen würde, um wirklich alle wesentlichen Punkte des Ereignisses im Bild festhalten zu können. Da wären beispielsweise:

  • Start und Ziel
  • die Brücke hinter dem Zielwagen. In Ermangelung eines Bachübergangs kommt nicht rechtzeitig rüber wer hinter der Brücke fotografiert, obwohl das Ziel unmittelbar um die Ecke liegt. Das wären also schon mindestens zwei.
  • Die Wechselzone, hier das Depot.
  • Aufnahmepositionen am Hang. Wer oben steht muss hunderte Meter Umweg durch die Stadt laufen. Man braucht also zwei oder drei weitere Fotografen unten am Hang, die während des Rennens kaum gehen können, weil sie dafür die Rennstrecke queren müssen.
  • Weitere Fotografen für die andere Hangseite, weil die Sichtachsen durch Gebüsch blockiert sind
  • den Waschplatz. Auch da tut sich Bemerkenswertes.
  • und wer nicht aufpasst darf nicht damit rechnen, dass die Siegerehrung von einem der am Rennen beschäftigten Fotografen bedient werden könnte, weil das nächste Rennen zu dem Zeitpunkt schon wieder läuft!

Es waren aber bestenfalls zwei Fotografen da! Darunter keiner von der Zeitung. Wo also könnte da ein Problem sein? Denkt mal nach!

Um da keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich habe die Rechte für meine nebenan bei Flickr eingestellten Bilder bewusst so gewählt. „Alle Rechte vorbehalten“ bedeutet dass ihr ohne zu fragen nichts dürft. Da ich wollte dass die Sportler Zugang zu den Bildern haben und sie für ihre eigenen Zwecke nutzen können habe ich eben „Bestimmte Rechte vorbehalten“ eingestellt in der Form „Namensnennung, nicht kommerziell, keine Bearbeitung“. Damit ist der Presse – oder anderen Bilderhändlern – der Zugriff versperrt, und die Bilder dürfen auch nicht verändert werden. Die Namensnennung kommt aus dem Urheberrecht und ist sozusagen die „Währung“. Fotografen erlangen damit Bekanntheit, ebenso wie Sponsoren durch ihr Sponsoring.

Hier schließt sich der Kreis! Die Bereitstellung der Bilder in dieser Form entspricht im weiten Sinn einem virtuellen Sponsoring. Dabei fließt kein Geld, die Bilder haben dennoch einen (ideellen) Wert.

Im erweiterten Sinn gehört in dieses Themengebiet auch die Arbeit anderer Fotografen in den sozialen Medien, sofern sie mit ihrem Auftritt den Eindruck erwecken, Profis zu sein. Was man da mitunter zu sehen bekommt spottet jeder Beschreibung!

Bei Bildern, die „nach den Regeln der Kunst“ entstanden sind, ist wenig dem Zufall überlassen. Da ist jedes Teil des Motivs überlegt und nicht zufällig dort. So auch bei Bildern eines Sportereignisses. Wer da leere Räume einbaut weckt die Frage nach deren Aussage. Was hat das zu bedeuten? Ist diese Frage nicht zu beantworten bleiben Fragezeichen im Raum stehen, die nicht sein müssten. Wie eben eine lange Treppe vor dem Podest bei einer Siegerehrung, die nichts zur Bildaussage beiträgt. Die gehört nicht da hin, wenn sie nichts zur Sache tut, und würde eben bei der Bearbeitung entsorgt. Es ist in der Praxis nicht immer möglich, die Aufnahme gleich so zu machen wie es der Aussage im Bild entspricht. Aber dazu ist eben die Nachbearbeitung da, das Bild so fertig zu stellen wie es angedacht war. Ist ein Fotograf dafür „zu faul“ entspricht das in meinen Augen nicht dem Anspruch auf Professionalität!

Nein, da ist nicht Zeit Geld. Kein Zeitdruck rechtfertigt Schlamperei! Das ist ja der Unterschied zwischen der Zeitung, die einen Redaktionsschluss hat, und Instagram, wo die Betrachter auch noch weitere fünf Minuten warten können. Davon geht die Welt nicht unter. Ordentliche Arbeit ist aber die Visitenkarte jedes Fotografen, nach der er oder sie beurteilt wird!