Sauerlandrundfahrt

Das Rennen hat das Zeug zum Klassiker! Eigentlich sind es ja mehrere. Aber das Wochenende ist als „die Sauerlandrundfahrt“ bekannt, obwohl es eigentlich gar keine Rundfahrt ist.

Enthalten war am 14. September beim Sauerländer Bergpreis in Wenholthausen auch die DM am Berg. Sozusagen zum Warmfahren, wobei das Wetter auch Anlass dazu bot. Der Tag begann mit etwas Feuchtigkeit von oben und endete mit eitel Sonnenschein. Nicht nur für jene, die zum Schluss auf dem Podest standen und ein Trikot mehr im Schrank hatten. Das Ganze bei Temperaturen von morgens kaum mehr als 10°C. Tags darauf meldeten sich dann etliche krank.

Das Rennen selbst war ein rund 12 Kilometer langer Rundkurs auf abgesperrten Landstraßen rund um Wenholthausen. Ringsum Weide, Weide und nochmal Weide. Früh um 8 begann die Einschreibung, die der Lizenzkontrolle diente. Man wollte ja wissen ob auch die am Start standen, die gemeldet waren, und nicht andere. Bei einer Meisterschaft darf ja nicht jeder starten der gerade Mitglied einer Mannschaft ist oder sich anderweitig eine Tageslizenz besorgt hatte. Nur Fahrer der Radbundesliga waren zugelassen, wobei nicht alle am Start auch Deutsche im Sinn der Persos waren. Somit gab es dann später mehr als eine Siegerehrung, einmal für die Liga, einmal für die DM.

Das Meistertrikot war dabei der heimliche Hauptdarsteller und verursachte einige Probleme. So verzögerte sich die Ehrung der Junioren im Anschluss an deren Vormittags-Rennen, weil die Wäsche sich noch auf der Anreise befand als das Rennen längst entschieden war. Ergebnisse hier.

Juniorenmeister am Berg ist nun für ein Jahr Paul-Felix Petry vom niedersächsischen Team Stadler. Er brauchte für die Herausforderung aus 8 Runden zu je 12,2 Km 2:47.01 Stunden.

Am Nachmittag starteten dann die Profis auf derselben Strecke über zwei Runden mehr. 10 mal 12,2 Km gleich 122 Km, und das auf einer Strecke, die eine Bezeichnung als Hühnerstiege mehr als verdient hätte. Auffällig war, dass es im eigentlichen Sinn keine Verpflegungszone gab. Da standen nur Schilder mit der Aufschrift „Waste Zone“, also Müllkippe, wo man gebrauchte Gels usw. wegwerfen konnte. Über die Kalorienzufuhr kann man diskutieren, es scheint aber seinen Zweck zu tun. Wir erinnern uns im Fall von Bananen an die Zustände, die man am 1. Mai im Taunus hat erleben müssen, als der Straßengraben danach voll mit Schalen lag, und die dort blieben.

Hinsichtlich der Ergebnsise am Nachmittag war es vielschichtig. Da fuhren ja sowohl die U23 als auch die Elite ein Rennen mit getrennten Wertungen. So wurde jemand Meister der U23, der im Gesamtbild nur in einer Verfolgergruppe ankam. Moritz Kretschy (Israel Premier Tech Academy) hatte sich als Einzelfahrer ohne Teamunterstützung eingeschrieben und wurde in 3:16 Stunden Meister! Anton Schiffer (Bike-Aid) wurde in 3:15 Stunden Meister der Elite am Berg.

Tags darauf begann in Neheim in der Nähe von Arnsberg die Einschreibung zur eigentlichen Sauerlandrundfahrt. Zwar war der Start erst um 11:23 Uhr vorgesehen (komische Uhrzeit …), dafür aber war auch anderthalb Stunden vorher schon reichlich Betrieb auf dem Marktplatz. Der erwies sich als für die vielen Teamfahrzeuge reichlich klein, aber der frühere Startort am Bexleyplatz am anderen Ende der Straße stand wegen Bauarbeiten nicht zur Verfügung.

So ging es neutralisiert aus der Stadt hinaus. Nicht lange nach dem scharfen Start fuhren sie dann auch schon gegen die Wand. Die Hirschberger Wand. Ein Stich vor dem Herrn ist diese Straße namens Berghang, und eben das ist sie. Der Berghang von Hirschberg bei Warstein. Da gibt es nicht nur eine bekannte Brauerei, deren Produkte als Kaltgetränk dann im Ziel verausgabt wurden, sondern auch noch andere Gemeinheiten, und dazwischen merkt man dass das Geld nicht überall für Brücken gereicht hat.

Sie nennt sich „Raulfs Wässerchen“, diese Furt des Neheimer Baches, durch die das Feld durch musste. Wie gesagt, es war nicht mehr Hochsommer. Oben im Ziel hätte warmer Tee statt kaltem Bier gut getan, und viele verkrochen sich entweder im Wirtshaus oder unter einer warmen Winterjacke. Danach ging es ein zweites Mal die Wand hinauf, bevor sich das Rennen auf den insgesamt 175 Km langen Weg machte, an dessen Ende der Kahle Asten wartete. Das Ziel war oben!

Am Schluss hatte Ole Theiler drei Minuten Vorsprung auf Paul Voß. Drei Minuten auf 175 Kilometer!

Bilder sind auf Flickr online, Links siehe separaten Beitrag. Weitere folgen. Ergebnisse hier. Auch dieser Beitrag wird später noch mit Bildern „garniert“ werden, sobald diese ausgearbeitet sind.

Organisatorisch ist dieses Rennwochenende mit das Beste, was ich in den letzten 30 Jahren erlebt habe. Da kann es keinen Zweifel geben. Leider könnte die Zuschauerbeteiligung besser sein. Abgesehen von der Hirschberger Wand, einem zweifelsohne bekannten Hotspot, waren solche kaum gekommen, was auch an externen Umstände gelegen haben könnte. Was auffiel: Das Rennen war in Deutschland, hauptsächlich gehört wurde jedoch holländisch! Da kamen nicht eben wenige dafür über die Grenze. Wie gesagt war die Innenstadt von Neheim an diesem Wochenende eine Baustelle, und es war schwer da überhaupt hin zu kommen wenn man sich nicht auskannte. Vielleicht sollte man allen beteiligten Fahrzeugen nicht nur einen Akkreditierungsaufkleber zur Verfügung stellen, sondern vielleicht auch eine Sirene oder ein Bullhorn, damit auch der letzte verschlafene Posten vor dem Ziel aufwacht? Dem musste eben mit Nachdruck deutlich gemacht werden dass für jene, die da kamen, der Parkplatz auf dem Gipfel eben an diesem Tag nicht gesperrt war. Der wurde eben für jene freigehalten, damit eine reibungslose Aufgabenerledigung möglich war.

Nun freuen wir uns auf das nächste Jahr mit einer neuen Auflage dieses Radsportereignisses, das in der Vergangenheit schon mehrfach Deutsche Meisterschaften gesehen hat. Es ist es wert, auch wenn manche Zuschauer in Hirschberg noch lernen müssen, dass sie nicht persönlich im Mittelpunkt stehen und die Fotografen ihre Arbeit machen müssen, was da leider nicht immer einfach war. Aber jeder Fotograf oder Filmer steht stellvertretend für Tausende, die nicht persönlich haben kommen können und nun auf die Berichte warten, die dazu veröffentlicht werden.