Foto: Symbolbild – Es war zu erwarten. Seien wir ehrlich, wer von „unseren“ Mountainbikern bei den Spielen mehr erwartet hat als die vergoldete Ananas muss sich weltfremd nennen lassen. Dafür fehlen hierzulande mittlerweile entschieden die Voraussetzungen!
Die Talente sind da. Wo aber kaum Möglichkeiten zum Trainieren bestehen können entsprechende Leistungen nur ausbleiben. Den Sportlern ist kein Vorwurf zu machen, die anderen waren halt besser. Nur warum? Der Kopf wird es nicht gewesen sein. Wo also liegt das Problem?
Tom Pidcock ist gerade eben in einem spannenden Finale Sieger bei den Männern geworden, Julian Schelb und Luca Schwarzbauer belegten die guten Plätze 15 und 16. Tags zuvor hatte Nina Benz ebenso den 16. Platz belegt. Soweit die Fakten.
Beschämend ist da geradezu, was sich in den Kommentarspalten der Presse dazu tut. Da sind sie wieder, die Couchpotatoes, Trainingsweltmeister und Armutsbundestrainer! Sie können es (fast) alle besser – mit dem Maul! Schämen sollen sie sich, oder das Rad nehmen und es besser machen. Deutschland wartet auf Euch! Aber nicht von der Tribüne runter alle schlecht machen die nicht mit Gold heimkommen.
Wie sind denn die sonstigen Fakten? Warum wird denn in Deutschland immer mehr Marathon und immer weniger Cross-Country gefahren? Das liegt auch an den Rahmenbedingungen.
Im „Ländle“ gibt es zum Beispiel eine Zweimeterregel, die es verbietet Waldwege mit dem Rad zu befahren, die weniger breit sind als zwei Meter. Gerade die schmalen Pfade aber werden im Rennen „verlangt“, die Waldautobahnen, wie man die breiten Wege in Bikerkreisen verächtlich nennt, kommen nur bei Marathons vor, und haben auch da keine größere rennentscheidende Bedeutung. Entschieden werden Rennen an den technischen Schwierigkeiten, Sprüngen, Rockgardens, etc. Wo kann man die üben? Hierzulande nicht wirklich!
Hat wer die Übertragung gesehen? Da waren Sprünge drin wie beim Downhill! Tische und Schanzen. Sowas bekäme ein Verein hierzulande garnicht genehmigt. Da schreit gleich der Naturschutz. Den braucht es zwar auch, hier aber wird er zum Hemmschuh. Das aber ist ein Problem, wenn die Politik den Sportlern Steine in den Weg legt, den Vereinen Probleme bereitet, die Nachwuchsarbeit stört. Wie sollen Leute gut werden wenn man sie nicht trainieren lässt?
Man wünscht sich Medaillen, verteilt Fördergeld nach diesem Schlüssel, tut aber viel zu wenig für die Sportförderung, die auch an der Basis ankommt. Ein Teufelskreis. Die Voraussetzungen fehlen damit viele gute Sportler herangeführt werden können, was dazu führt dass andere die Medaillen gewinnen, weshalb der Sport zu unbedeutend bleibt um gefördert zu werden. Das Geld bekommen die, die eh schon erfolgreich sind, weil sie anderweitig Geld akquiriert haben.
Man muss erkennen: nach dem jetzigen Stand hat Deutschland international den Anschluss verloren. Andere Länder gehen hier ganz anders an die Sache heran, und haben Erfolg damit. Bei uns bleiben die Sportler weitgehend sich selbst überlassen und scheitern oft an Unmöglichkeiten.
Man hat z.B. im Dreisamtal die Berge aufgeteilt. Diesen nur für Wanderer, den anderen nur für Biker, und hat da einen Parcours gebaut. Gut und schön, aber für Anforderungen wie Olympiaden kaum ausreichend. Da ist der Zutritt zu Fuß verboten, ein Erkunden der Strecke also nicht möglich, und man wundert sich dann wenn Anfänger davor zurückschrecken. Zudem hat man das Ding wieder nicht zu Ende gedacht, denn es fehlen die Zuschauerpfade, um Rennen dort verfolgen zu können. Geht ein Fahrer defekt und kann nicht weiterfahren wird aus ihm ein Fussgänger, der die Anlage irgendwie verlassen muss. Wie? Durch’s Gebüsch, was dem Naturschutz zuwider läuft, aber anders eben nicht vorgesehen ist. Dasselbe gilt in fast jedem Bikepark.
Kannst du nicht üben wirst du nicht gut! Ohne Fotografen keine Öffentlichkeitsarbeit, die zur Sponsorenakquise unumgänglich ist – nur wie sollen die da hinkommen um Bilder machen zu können? Der Fall ist nicht vorgesehen und auf der Rennstrecke haben die nichts zu suchen.
Beschwert euch also nicht, helft lieber die Probleme abstellen. Talente gibt es genug, Willen auch. Mit denen hält es sich nur wie mit dem Blumensamen, den man zwar pflanzt, aber vergisst ihn zu gießen. Er wird nie blühen!