Südhessen – Mit der Sanierung der Riedbahn beginnt in der Nacht von kommendem Montag auf Dienstag eine Folge von Streckensperrungen, die monate- wenn nicht gar jahrelang den öffentlichen Verkehr in Deutschland nachhaltig beeinflussen werden.
Als Riedbahn bezeichnet man heute die stark ausgelastete Bahnstrecke zwischen Frankfurt und Mannheim über Groß-Gerau. Die Sperrungen verschiedenster Korridore quer durch’s Land beginnt hier und wird vor 2030 nicht enden. Fern- und Güterverkehr werden in der Zeit über parallel verlaufende andere Strecken umgeleitet, wodurch auch dort der Regionalverkehr leidet. Statt Zügen fahren in den Zeiträumen der Sperrungen Busse. Ob diese den Anforderungen genügen können muss sich zeigen. Mit solchen wie im Beitragsbild gezeigten Aushängen will die Deutsche Bahn ihren Kunden zeigen, wo sie die Ersatzbus-Haltestellen finden. Alleine für diesen Bedarf hat man zahlreiche Busse gesammelt. Man erkennt sie an einer charakteristischen Lackierung: violett. Purpur war im alten Rom die Farbe des Kaisers. Ob da ein Zusammenhang besteht? Seit Tagen üben die Fahrer schon die Strecke. Dass sie wie im Vorlauf geschehen die Haltestellen nicht finden dürfte damit ausgeschlossen sein.
Dass es dabei trotzdem zu Verwirrung kommen kann werde ich in meinem Beitrag nachfolgend aufzeigen. Die vorangegangenen Sperrungen und Bauarbeiten, deren es manche gab, haben Spuren hinterlassen, die nun nicht immer hilfreich sein dürften. Auch ist zu befürchten, dass die Fahrer aufgrund Sprachbarrieren den Fahrgästen kaum Auskunft werden erteilen können.
Die SEV-Haltestelle für Riedstadt-Wolfskehlen, an deren Beispiel ich es zeigen möchte, befindet sich an der Einmündung der Genossenschaftsstraße in den Westteil der Oppenheimer Straße. Diese ist für Fussgänger und Radfahrer vom Bahnhaltepunkt aus durch eine Unterführung zu erreichen. Mein Foto zeigt die Haltestelle rechts im Vordergrund. Im Hintergrund sieht man den Bahnhaltepunkt, an dem die Züge bislang abfahren.
Die angesprochene Fussgängerunterführung hat nun zwei Haken. Zum einen: sie ist teilweise recht steil. Das kann dazu führen dass zum Beispiel Rollstuhlfahrer Mühe haben könnten die Rampen zu bewältigen. Zum anderen ist sie, wie das nebenstehende Foto von gestern zeigt, schon bei leichtem Regen anfällig für Überschwemmungen. Ich habe selbst Fälle gesehen wo es nicht möglich war, dort trockenen Fußes durchzukommen, eben weil das Wasser trotz Entwässerung 10 cm hoch darin stand. Schon ein nächtlicher Gewitterschauer führt so zu morgendlichen Überraschungen, und es hat da gewiss nicht übermäßig viel geregnet. Einen anderen legalen Weg gibt es nicht.
Beachten sollten Gelegenheitsnutzer, die nicht im Besitz einer Zeitkarte sind, dass in den Bussen weder Fahrscheine verkauft werden noch die Mitnahme von Fahrrädern möglich sein wird. Fahrscheinautomaten sind an den Bahnsteigen zu finden, der Weg dorthin beträgt wie zu sehen ist etwa 200 Meter. Das wäre bei der Zeitplanung zu berücksichtigen.
Eine weitere fiese Falle wartet an anderer Stelle auf Ortsunkundige. Wer sich nur nach Schildern richtet ohne die Ankündigungen dazu im Internet zu kennen darf mitunter lange auf den Bus warten, der dort nie kommt. Nebenstehendes Foto zeigt als Beispiel die Haltestelle Brienner Straße. Es dürfte aber auch noch andere geben, auf die das ebenso zutrifft. Dort stehen „aus alten Tagen“ noch die Hinweisschilder auf den damaligen Ersatzbusverkehr, und dort fahren auch Busse anderer Linien ab. Zum Beispiel solche nach Griesheim, von wo aus man mit der Tram nach Darmstadt kommen kann, wo dann ggf. Anschluss an die umgeleiteten Fernverkehrszüge besteht.
Die jetzt gültige Bushaltestelle für die Ersatzverkehre ist jedoch die in Bahnhofsnähe, nicht andere im Ort. Ich vermute dass die neue Linienführung der Busse von Dornheim bzw. Goddelau kommend über die Kreuzung nach Leeheim führt, womit die Ortsdurchfahrt aufgrund deren Enge gemieden wird. Nicht ganz verstehen kann man warum man dazu nicht die ohnehin vorhandenen Haltestellen der Linie 46 nutzt bzw. temporär bedarfsgerecht verlegt. So stiftet man Verwirrung, und Stadt wie auch Bahn täten gut daran hier Klarheit zu schaffen.
Montag Nacht geht’s also los. Ich wünsche gutes Gelingen und werde den Ersatzverkehr in meinem Urlaub auf jeden Fall testen. Über das Konzept kann man sicher diskutieren. Ob es dazu andere Möglichkeiten gegeben hätte als z.B. die Busse nach Gateway Gardens bzw. werktags nach Mannheim-Luzenberg zu führen kann ich nicht entscheiden. Fakt ist dass ein Weiterkommen von dort im Störungsfall kaum möglich ist – und die S-Bahnen der Linien 8 und 9 sind gerne mal „gestört“. Sei das als Grund das Stellwerk von Kelsterbach oder fehlendes Personal, für die Reisenden ist das egal.
Mit unvorhersehbaren Überraschungen ist zu rechnen! Für die Baumassnahme hat die Deutsche Bahn eine Webseite eingerichtet, auf der weitere Informationen zu finden sind.