Dicke Berta?

Ihr nennt es „New Bike Day“. Ich war heute in Darmstadt einkaufen. Mein neues Pferd im Stall ist das OM Systems 150-600mm. Nicht ganz billig, dick, und weitreichend!

Auf dem Foto seht ihr eine „alte“ Olympus E-M1X und eben das neue Objektiv. „Einmal die Straße runter“ ist mit so einer Linse überhaupt kein Problem, solange es hell genug ist! Dafür habe ich es gekauft. Es eignet sich von da her besonders gut für „Heckenschützen“. Das sind die, die irgendwo unterwegs am Straßenrand auf das Rennfeld lauern und von deren Gegenwart die Fahrer erst erfahren wenn anderntags die Bilder in den Medien erscheinen. Mit einer Masse von 4-5 Pfund gehört es zu den schwereren Brocken unter den Objektiven. Vor allem für MFT-Linsen. (MFT steht für Micro-Four-Thirds und beschreibt ein System mit einem Sensor, der etwa 1,3 Zoll (also 4/3″) groß ist und damit ungefähr ein Viertel der Fläche des Kleinbilds aufweist. Von da her kommt der Cropfaktor von 2.) Von den Abmessungen her rangiert es zwischen dem bislang Üblichen und den großen Brüdern und Schwestern vom Vollformat, und wenn man dem glauben schenken darf was die Fachpresse dazu kolportiert ist es ein „Etikettenschwindel“.

Das Teil soll nämlich von Sigma stammen, einem bekannten Fremdhersteller von Objektiven. Beschriftet ist es allerdings als Original von OM-Systems, sprich Olympus. Nur wer nachfragt weil ihm die Ausgabe anderweitig bekannt vorkommt bekommt hinter vorgehaltener Hand bestätigt was da vermutet wird. Damit würde es sich dann um ein Vollformatobjektiv gleicher Leistungsdaten handeln, dem man „lediglich“ das MFT-Bajonett angeschraubt hat! Das hätte hinsichtlich der optischen Leistung naturgemäß einige Folgen, würde so ein Teil doch Kleinbild ausleuchten und auch dafür gerechnet sein, aber nur der Ausschnitt von MFT auch wirklich genutzt werden. Nach dem Bildwinkel gerechnet hätten wir dann mit einem 300-1200mm-Tele zu tun.

Ein 1200mm mit Öffnung 6,3 für 2700 Euro hat schon was, oder? Das sucht man bei der Konkurrenz vergebens! Es heisst sogar das sei die längste für MFT am Markt verfügbare Brennweite in einem Zoomobjektiv überhaupt. Sowohl bei Canon, Nikon oder wie sie alle heißen mögen kostet sowas gerne fünfstellige Summen, ist nur als Festbrennweite erhältlich und hat das Format eines Baseballschlägers. Vom Gewicht will ich da garnicht weiter reden.

Micro-Four-Thirds ist, das sei dazugesagt, eine Kooperation von – derzeit – Panasonic und Olympus. Die einen bauen die Lumix-Kamera-Reihe, Olympus hat seine Kamerasparte ja unlängst „ausgelagert“. Die Firma nennt sich diesbezüglich jetzt eben OM-Systems oder kurz OM-D für OM Digital Solutions.

Apropos Gewicht. Bei den Unterlagen, die da mitgeliefert werden, findet sich ein Warnhinweis. Nicht ganz grundlos wird ein Gurt mitgeliefert, und das Objektiv hat darauf abgestimmte Aufnahmepunkte. Es wird dringend davor gewarnt, das Objektiv an der Kamera zu befestigen und in der sonst ungefährlichen „Vorhalte“ zu tragen. Also mit den Händen nur am Gehäuse. Was bei kleineren Objektiven nicht weiter schlimm ist bewirkt hier dass das ganze Gewicht vom (kleinen) Bajonett getragen werden muss, und anscheinend ist es da nicht mehr weit bis das nachgibt. Das Problem: Ist die Auflage, auf die der Fokus gerechnet ist, einmal verzogen hattest du mal eine Kamera! Das ist gewöhnlich irreparabel! Man sollte also aufpassen. Nicht grundlos wird da eine Stativschelle mitgeliefert, die auch eine Aufnahme für so nette Teile wie einen SunSniper Rotaball Pro hat. (Achtung, Werbung!) Da sollst du es aufhängen, und so kann man es auch gefahrlos tragen.

Zum Abschluss noch kurz ein Wort zur Zeitplanung. Ich war heute nachmittag unterwegs und habe es getestet. Die Aufnahmen sind noch nicht fertig, und die Pläne kamen da natürlich etwas unter die Räder, findet heute Abend doch in Göllheim ein an sich schönes Nachtkriterium statt. Natürlich „hätte das was“! Aber es gibt da ein paar Dinge zu beachten, warum ich dann nicht hingefahren bin.

Einmal wäre der eine von zwei ausgewiesenen Parkplätzen nach Rennbeginn kaum sinnvoll zu erreichen, nämlich der am Stadion. Das Navi wird erfahrungsgemäß stur den direkten Weg nehmen, und das ist heute die Rennstrecke. Von der Autobahn da hin gibt es aber kaum eine sinnvolle Umleitung. Der andere, der am Marktplatz, dürfte für alle etwas klein sein, und ich nehme ohnehin an dass die üblichen Fotografen der Region da sein werden.

An Fotos dürfte es daher kaum mangeln, zumal bei anbrechender Nacht sprich Dunkelheit die Möglichkeiten, dort ohne Blitz viel zu bewerkstelligen, eingeschränkt sein dürften.

Die Alternative – Video – geht noch nicht. 60 Runden dauert das Rennen, das hiesse also 60 mal eine sehr ähnliche Einstellung. Einen Rennverlauf wiederzugeben wird da schwer. Die GH6 ist noch nicht wieder frei nach meinem Besuch in Fritzlar, und auf die A1, die mich in Stuttgart mit der Batterie versetzt hatte, nicht unbedingt Verlass. Ich weiss nach wie vor nicht was da passiert war, und wenn das so „systemimmanent“ sein sollte kann es ja immer wieder vorkommen! Vielleicht ist es ein Bug in der Firmware, wer weiss? Auf erneute „Freuden“ dieser Art lege ich jedoch keinerlei Wert. Damit kann ich derzeit also nur Sachen machen, die jederzeit wiederholt werden können wenn sie schief gehen.

Was dem Ding jedoch endgültig den Zahn gezogen hat ist der Zeitplan. Wenn das Rennen bis 22 Uhr dauern soll wäre ich kaum vor Mitternacht zuhause, hätte die Speicherkarten voll mit Daten die ich morgen aber für anderes wieder brauche. Die Batterien wären weniger das Problem, aber die Speicherkarten kopieren sich nicht von alleine, und über Nacht schon garnicht. Das wäre in kurzer Zeit etwas zu viel gewesen.

Hinzu kommt: Um mit Sony-Kameras das Potential auszureizen wäre Aufzeichnung in RAW oder LOG sinnvoll. Die Ausgabe über HDMI erfolgt jedoch wie bei RAW üblich mit der vollen Auflösung des Systems, hier bei der A1 also 8k, und das kann mein alter Ninja nicht aufzeichnen. Einen Ultra zu beschaffen ist aufgrund Lieferschwierigkeiten des Fachhandels und der Kosten problematisch, und einfach mal so tausend Euro zu investieren muss auch erstmal möglich sein. Das verfügbare Geld habe ich ja gerade in Glas angelegt. Das war im Moment vermutlich sinnvoller. Aber für diese Art Objektive wird das heute Abend in Göllheim definitiv zu dunkel. Das dürfte Limburg demnächst ebenso betreffen, ausser ich finde bis dahin irgendeine Lösung für dieses Problem.