Vorsicht falsche Freunde! Heute möchte ich über Begriffe sprechen, die häufig falsch gebraucht werden. Konkret: Profi, Amateur und Dilettant.
Es mag manchem seltsam anmuten dass diese Begriffe weder Gegenpole sind noch sich gegenseitig ausschließen. Betrachten wir mal die Details.
- Profi
Ein Profi ist jemand, der für seine Tätigkeit bezahlt wird. Es ist dabei egal auf welche Weise er oder sie diese Tätigkeit ausübt. Auch wenn jemand nie handwerklich gelernt hat was er da macht, sobald er dafür bezahlt wird ist er Profi. - Hobbyist
Siehe Profi. Wird er oder sie nicht bezahlt ist es eben kein Berufsfotograf, sprich Profi, sondern Hobby, und wer ein Hobby ausübt ist Hobbyist. Befähigung oder Ausstattung ist hier nicht Thema. - Dilettant
Der Dilettant ist keinesfalls unter allen Umständen ein Nichtskönner. Über Talent sagt keiner der hier aufgeführten Begriffe irgendetwas aus! Ein Dilettant kann im täglichen Sprachgebrauch auch einfach als Anfänger bezeichnet werden, ist also jemand der frisch einsteigt und von da her noch nicht über tiefgreifende Erfahrung verfügt. Trotzdem können Naturtalente auch auf dieser Stufe ordentliche Ergebnisse erzielen. Siehe analog „Dilettantenball“. Da tanzen nicht welche die es nicht können, sondern solche die nach der Ausbildung ihren ersten Ball besuchen. Dilettant wird dennoch gerne mit Nichtskönner assoziiert. - Amateur
Amateure sind Liebhaber einer Sache. Sie tun es also mit Freude daran, womit keine Beziehung hergestellt wird ob es jemand als Beruf ausübt oder als Hobby betreibt, etwas davon versteht und reproduzierbare Ergebnisse erzielt oder purer Zufall Regie führt.
Was kann man daran erkennen?
Üblicherweise wird Amateur als Nichtprofi gebraucht. Das ist aber falsch, denn es würde bedeuten dass ein Profi keine Freude an seiner Arbeit hätte. Wer möchte dann diese Arbeit machen?
Dilettant ist jeder irgendwann mal, denn jeder fängt mit allem irgendwann mal an und muss lernen.
Es wäre dann ein valider Unterschied, wenn die Frage lauten würde ob jemand nach den Regeln der Kunst ausgebildet wurde, sich die Kenntnisse selbst beigebracht hat oder vielleicht ein Studium absolviert hat. Da wären wir dann handwerklich bei der Frage, ob es ein Fotograf(enmeister) ist oder ein Fotodesigner. Der eine hat gelernt, der andere studiert. Hoffentlich wissen beide was sie tun! Seit dem Wegfall des Meisterzwangs darf sich ja eigentlich jeder Fotograf nennen, der eine Kamera in der Hand halten kann. Das ist hier aber nicht Thema. Im Fall von Selbststudium kommt üblicherweise ein Hobbyist dabei heraus.
Dasselbe finden wir bei den Nichtberuflichen wieder. Demnach ist das Gegenstück zum Profi der Hobbyist. Ein heute in der Alltagsprache selten gebrauchter Begriff. Amateur zu sein bedeutet doch nur, dass man daran Freude empfindet und die Tätigkeit zufrieden stellt. Andernfalls sollte man sich eine andere Tätigkeit suchen. Es sagt wenig darüber aus ob jemand Zufallsergebnisse erzielt oder aufgrund Erfahrung solche Bilder geplant und wiederholbar erstellt. Ein Hobbyist wird eben nicht dafür bezahlt, das war’s auch schon. Wieder keine Aussage über Fertigkeiten!
Wenn man so will müsste man nun auch noch auf den Knipser eingehen, das lasse ich aber bewusst bleiben, ist das Wort in ernsthaften Fotografenkreisen doch eine üble Beleidigung!
„Knipsen“ unterstellt, dass man nicht weiss was man tut, sich ganz auf die eingebaute Automatik verlässt und die Ergebnisse von da her dem Zufall anheim fallen. Häufig sind diese Ergebnisse auch noch schief oder der Fotograf weiss hinterher oft nicht wie sie zustande gekommen sind. Eine Nachbearbeitung oder Datenablage entfällt, wie das bei Handynutzung eben gern der Fall ist. „Point & Shoot“! Schlimmer noch, es assoziiert Lernunwilligkeit oder Begriffsstutzigkeit bis zur Beratungsresistenz.
Alle diese Begriffe sagen nichts aus über die jeweils verwendeten Geräte. Gefährlich wird es wenn Laien versuchen Fotografen anhand ihrer Ausrüstung einzuordnen. Laien sind eben Leute, die mangels Ausbildung von dem jeweiligen Fachgebiet keine Ahnung haben und auch nicht haben können. Sportfunktionäre und Rennverantwortliche sind eben regelmäßig fotografische Laien, die darüber nicht urteilen können. Es kann jemand behangen wie ein Weihnachtsbaum auftreten und dennoch nicht wissen was er tut, oder mit kleiner Ausrüstung auch als Hobbyist fachlich ordentliche Ergebnisse erzielen, wie sie ein Vollprofi nicht besser hinbekäme. Ich habe schon Handyfotografen als Pressemitarbeiter erlebt ebenso wie Hobbyisten mit einer pressetauglichen Ausrüstung aus drei Bodys.
Alle Kombinationen sind möglich! Somit kann jemand sowohl Profi als auch Dilettant und Amateur zugleich sein, dann nämlich wenn er bezahlt wird, Neuling ist und seine Arbeit mag. Selbst ein Profi, also ein Berufsfotograf, kann in seiner Freizeit Hobbyist sein.
Das findet sich in ebenso falscher Weise auch im Sport wieder, wenn locker-flockig Amateure als Nichtprofis dargestellt werden, und umgekehrt Profis als Nicht-mehr-Amateure, als ob den Profiteams ihr Sport keine Freude bereiten würde, oder bei der Akkreditierung der Fotografen nur Leute zugelassen werden, die damit ihr Geld verdienen, als ob das im Hinblick auf die Berichterstattung irgendeine Aussage zulassen würde!
Bitte denkt mal nach! Es lohnt sich.