Messebesuche

Bald ist wieder Zeit für die Eurobike – und ich weiß mit jedem Tag weniger, ob ich hingehe!

Warum? Dort wird viel Neues gezeigt.

Stimmt, aber was nützt das wenn man es später im Laden nicht wird kaufen können? Die Vorstellung neuer Ideen ist und bleibt akademisch wenn man es nicht bekommt, oder dafür Beziehungen braucht die kein Normalverbraucher haben wird.

Dass das so ist habe ich spätestens im Spätwinter auf der CMT in Stuttgart gelernt, und seien wir ehrlich, ich habe eigentlich was ich brauche. Mein Fahrrad entspricht zwar nicht mehr dem letzten Schrei, genügt dem Zweck aber vollauf. Wozu dann Geld ausgeben?

Das gewisse Schild stand im letzten Jahr an fast jedem Messestand. Es sagt mehr als in Buchstaben dort steht!

Es läuft auf zwei Kernprobleme hinaus: Ein Messebesuch ist für einen Blogger nur dann sinnvoll wenn er oder sie dann auch darüber berichten darf, was man heute nicht mehr als gegeben voraussetzen kann, oder wenn er oder sie für sich selbst neue Erkenntnisse gewinnt, die voran bringen. Auch das ist hier fraglich, eben weil man regelmäßig nicht kaufen kann was dort gezeigt wird. Die Aussteller verweisen auf den Fachhandel, der wiederum auf nicht liefernde Hersteller und Großhändler, oder es ist ihnen manchmal gar zu viel Arbeit etwas für Kunden zu bestellen. Alles selbst erlebt.

In den Läden findet man nur das, was die Händler vorgeordert haben. Ich bin zwar gern bereit dafür erheblich Geld in die Hand zu nehmen, aber eben nur wenn ich bekomme was ich mir wünsche und nicht das nehmen soll, was andere übrig gelassen haben. Tausende Euro für faule Kompromisse? Nein Danke!

Schaut euch die Onlineshops verschiedener Fahrradhändler mal an. Es ist oft nicht völlig falsch zu sagen das sei eine Resterampe! Entweder erhält man das gewünschte Modell nicht in der passenden Größe, eben weil die gängigen Größen ausverkauft sind und nicht nachkommen, soll zum Testen durch die halbe Republik fahren oder wird auf Lieferzeiten bis nächstes Jahr vertröstet. Die Katze im Sack kauft keiner, und für den späteren Service nützt es nichts wenn der Händler hunderte Kilometer weit entfernt sitzt. Die vor Ort fühlen sich dann nicht zuständig oder lehnen Werkstattarbeiten für woanders gekaufte Räder grundsätzlich ab!

Im Prinzip kennen wir das seit Jahrzehnten! Es war seinerzeit auf der Photokina in Köln Anfang der 2000er Jahre. Dort wurde in Zeiten des Umbruchs eine „digitale Filmpatrone“ vorgestellt, die man in eine damals herkömmliche analoge Kamera einlegen und sie so zu einer Digitalkamera hätte machen können. Gleiches Problem: kaufen konnte man sie danach nirgends! Man darf den Eindruck gewinnen dass das nicht die Ausnahme, sondern der Ausdruck der Regel war – und ist.

Neuvorstellungen dieser Art sind also akademische Diskussionen ohne Realitätsbezug, und die Branche hat diesen Ruf selbst verschuldet.

Man geht indessen eben nicht mehr davon aus, dass man Neuheiten auch real besorgen kann. Zumindest nicht unter für Normalverbraucher realen Bedingungen.

Das betrifft den Fahrradhandel genauso wie die Fotobranche, und andere mehr. Da lohnt sich das Eintrittsgeld nicht, wenn man dort nur den Mund wässrig gemacht bekommt – mit leeren Versprechungen und schönem Schein! In der Zeit kann ich anderweitig sehr viel erreichen, indem ich einfach selbst eine Runde Rad fahren gehe oder einen Ausflug an einen schönen Ort mache.