Sind jetzt alle verrückt geworden? Nein, ich würde sagen eher hilflos!
Der Kreisausschuß des Landkreises Groß-Gerau, in dessen Grenzen ich wohne, hat den Landkreis zum Risikogebiet erklärt bzw. auf Geheiß von oben erklären müssen. Das hat mittelbar zur Folge, dass ich im Grunde genommen jetzt keine Rennen mehr besuchen kann.
Die Allgemeinverfügung des Landkreises nennt es nicht so, aber die amtlichen Nachrichten tun es!
Für Personen, die dort amtlich gemeldet sind, ist der Zugang zu solchen Veranstaltungen nicht erwünscht. Das schreibt ihr selbst. Wir müssen es also nicht diskutieren. Zu einfach kann durch die Adresserfassung aller Besucher nachvollzogen werden, wenn ich das Verbot ignorieren würde, und spätestens mit Erscheinen des Artikels dazu wäre für alle Welt der Fall klar.
Ist es nicht etwas sehr einfach zu sagen, in dem Landkreis gibt es soviel Infizierte, deshalb sind alle aus dem Landkreis gefährlich? Ist es, denn nüchtern betrachtet handelt es sich bei den wirklich Erkrankten immer noch um einen Promillewert gesehen auf die ganze Bevölkerung, und zum anderen spielt die Verteilung der Fälle keine wirkliche Rolle in dieser Statistik. Die Regierung bzw. das RKI machen selbst diesen Unterschied zwischen positiv Getesteten, Infizierten und Erkrankten.
Was wir diskutieren müssen ist der Sinngehalt solcher Anordnungen!
Man fragt da ja nicht danach, ob wer infiziert ist. Man fragt nicht mal wo sich wer in der letzten Zeit aufgehalten hat! Man fragt auch nicht mit wem man Kontakt gehabt hat. Man fragt nur, welche Adresse im Perso steht. Das ist in dieser Absolutheit abwegig und damit sinnlos. So hält man nicht ein Virus auf, das keine Kreisgrenzen kennt.
Gesetzt den Fall meine Chefin hätte mich zuletzt auf eine dreiwöchige Fortbildung geschickt und ich wäre in der fraglichen Zeit also garnicht da gewesen, es würde hier nicht die mindeste Rolle spielen! Ebenso ist es egal, ob du täglich in übervollen Zügen ins Büro fährst, wo eine Ansteckung fast schon vorprogrammiert ist, oder dasselbe mit dem Auto machst wo du alleine bist, oder gar zuhause arbeitest wo du gar niemanden triffst, es ist egal!
Ebenso hirnverbrannt ist die Sache mit dem Test, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Soll der am Sonntag gültig sein darfst du ihn erst am Freitag machen lassen, mit der Folge dass du bis Sonntag keine Ergebnisse haben wirst. Da arbeitet auch niemand am Wochenende! Davon abgesehen ist ein Preis von rund 150 Euro als Eintritt für ein Radrennen etwas zu heftig.
Wir reden nicht über das Beherbergungsverbot! Dessen Sinngehalt ist eine Sache für sich, weil es dem Virus egal ist ob jemand geschäftlich reist (erlaubt) oder den gleichen Ort privat aufsucht (verboten)! Niemand will da übernachten, es geht rein um den Besuch.
Wie man in der Ausschreibung – als aktuelles Beispiel zu Cross im Park am kommenden Sonntag – nachlesen kann, ist der Zutritt zum Veranstaltungsgelände schon verboten, wenn du nur beim Einkaufen im Supermarkt jemandem begegnet bist, der womöglich in einem Risikogebiet war. Schaut euch dazu bedarfsweise das Dokument an, das jeder dort unterschreiben muss. Darin wenn ich es richtig gesehen habe vor allem Punkt 4. Bei klarem Verstand kann niemand die geforderte Erklärung abgeben! Auch wenn man damit ursprünglich Urlaubsregionen im Ausland gemeint haben sollte schlägt es jetzt auf faktisch Unschuldige zurück, denn die Anordnung macht keinen Unterschied. Fragst du jeden der dir über den Weg läuft was er oder sie in den letzten zwei Wochen gemacht hat? Irre das auch nur anzunehmen!
EDIT: Die hier getroffenen Aussagen zur Ausschreibung für Baiersbronn / Klosterreichenbach betreffen den Stand von gestern. Wie ich soeben sehe hat man die Ausführungen jetzt angepasst, um die dicksten Frösche zu entschärfen, indem es nun heisst es beträfe nur Risikogebiete im Ausland! Das hilft schon mal eine ganze Menge! Allerdings nimmt es nicht den Pfeffer aus der Gesundheitserklärung, die Dinge enthält, die man so oder so lesen kann. Für mein unmittelbares Umfeld kann ich erklären, dass da nichts ist. Für meine Arbeitskollegen und schon garnicht für wildfremde Menschen kann ich das nicht!
Stand jetzt werde ich am Sonntag auf jeden Fall kommen!
Da hilft dir auch eine Einladung des Veranstalters wenig. Du kannst nach der Realität entscheiden und brichst damit ein amtliches Verbot, oder du hältst dich an das Verbot, das in der Praxis wenig Sinn macht, dann führt dich dein Weg in die Isolation! Das endet im Extremfall in der Klapse, daher der Titel dieses Beitrags.
Es ist, nebenbei bemerkt, in der Sache unerheblich, wer die Klausel in die Ausschreibung geschrieben hat. Der Veranstalter selbst oder eine Anordnung der Behörden. Sie steht da und ist somit in voller Tragweite gültig. Punkt.
Nebenbei, würde ich dasselbe beruflich machen, also dort als Zeitungsjournalist auftreten statt als Blogger, würde das Verbot wohl nicht gelten, sonst wäre es ein Berufsverbot. (Bitte komme mir diesbezüglich niemand mit den Nutten. Das ist ein anderes Kapitel! Die dürfen zwar auch nicht, aber aus einem anderen, triftigen Grund.) In diesem Punkt geht es vor allem um die Diskrepanz zwischen einem Tagesausflug, der erlaubt ist, und dem Besuch einer Veranstaltung, wobei die Einschränkungen nach alter Lesart faktisch ein Verbot sind.
Ja, hier ist sehr viel „nebenbei“, aber auch ein Kaleidoskop besteht aus vielen bunten Teilen, die in der Summe ein Bild ergeben.
Im Folgenden möchte ich euch meine persönliche Situation darlegen.
Soweit ich das beurteilen kann bin ich bezüglich Corona gesund. Ich habe alles denkbare getan um eine Ansteckung zu vermeiden. In meinem Bürojob ist es Gott sei Dank möglich und auch von Arbeitgeberseite gewünscht, soweit irgend möglich im HomeOffice zu arbeiten, was die möglichen Kontakte zu Kollegen einschränkt. Kundenkontakt haben wir räumlich bedingt ohnehin nur am Telefon. Durch den Draht passt das Virus nicht durch.
Unsere Einkaufsmöglichkeiten liegen rund 5 Km entfernt zumeist in Griesheim bei Darmstadt, weil man mit dem Auto besser dorthin kommt als ins eigene Gewerbegebiet. Im Dorf selbst gibt es keinen Vollsortimenter mehr. Griesheim ist die nächste Siedlung östlich von Wolfskehlen, das Teil von Riedstadt ist, liegt schon im Landkreis Darmstadt-Dieburg und damit ausserhalb des „Risikogebiets“. Ich schreibe das bewusst in Anführungszeichen, nicht nur weil das Virus keine Kreisgrenzen kennt, sondern vor allem weil eben erkennbar ist, dass die Bezeichnung als Risikogebiet so pauschal Unfug ist. Die Anzahl der Betroffenen liegt nach den mir bekannten Zahlen für Riedstadt bei „lediglich“ 15, während es in den Städten fast zehnmal so viele sind.
Schaut man sich die amtliche Statistik an stellt man fest, dass die Städte im Landkreis die Hotspots sind. Rüsselsheim, Groß-Gerau, etc. – nicht die Dörfer, wobei auch Riedstadt als flächenmäßig größte „Stadt“ des Landkreises bei genauem Hinsehen eine Ansammlung von fünf Dörfern ist, die geografisch wenig miteinander zu tun haben. Stadt sind wir nur verwaltungstechnisch.
Wer will kann also sehr gut Abstand halten und seinen Alltag bewältigen ohne mehr als ein Mindestmaß an Kontakten zu seinen Mitbürgern zu haben. Ja, diese Politik führt zu einer „freiwilligen“ Selbstisolation! Ich muss nicht durch Kneipen ziehen, und zu feiern gibt es derzeit eh nichts.
Das alles ist jedoch nutzlos, wenn die Politik es anders will!
Es ist Kindermathematik und auch für Grundschüler zu erkennen, wo der Fehler in dieser Art von Statistik liegt. Hat man eine Stadt von einer halben Million Einwohnern und eine Anzahl Fälle ist es zulässig, deren Anzahl auf 100.000 statistisch herunterzurechnen. Umgekehrt ist es aber anders. Hast du einen Weiler mit sagen wir 200 Einwohnern und darunter einen Infizierten, so stellt diese Methode fast immer einen Lockdown dar! Es ist Unsinn, diesen einen Betroffenen 500 Mal zu multiplizieren um so auf die 100.000 zu kommen. So lässt sich jeder gewünschte Hotspot herbeirechnen!
Sollten wir nicht lieber fragen, was man in der Realität gegen das Virus tun kann?
Abstand halten, Maske tragen – das sind gute Ansätze, wenn auch keine Allheilmittel. Menschen nach Perso zu stigmatisieren führt nur zu sozialen Nebenwirkungen, die heute niemand überblicken kann. Auch über die Sperrstunde kann man reden, denn wer das wirklich will hat sich bis dahin Wodka in Mengen besorgen können und feiert dann eben mit seinen Kumpels daheim weiter statt in der Kneipe, woran ihn auch keiner hindert!