informeller Tip der Woche

Kameras gibt´s wie Sand am Meer. Finde die Richtige!

Fast jeder von uns kennt das. Da sucht man eine für die eigenen Bedürfnisse geeignete Kamera, und sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Zwar gilt die alte Regel, nach der Bewährtes auch dann noch gut ist, wenn neue Moden auf der Bildfläche erscheinen, aber inzwischen kann auch klar sein dass einiges aus diesen neuen Moden eine starke Konkurrenz zu den „altbewährten“ DSLR ist.

Gemeint sind die DSLM – spiegellose digitale Kameras, die es in mancherlei Bauform gibt und die inzwischen über das Stadium der Kinderschuhe hinausgewachsen sind. Manche davon kommen jetzt langsam ins Flegelalter …

Ich habe Ende vergangener Woche nach einer kleinen Spende aus dem Hause Olaf Scholz – dem Finanzamt – einen ungeplanten Besuch beim Fotohändler nachgeschoben, und eine Sony Alpha 6600 erstanden.

Klein, fein – mein! Bankirrtum zu deinen Gunsten, würde Monopoly dazu sagen. Kommt nicht regelmäßig vor, kam da aber gerade recht.

Ich will nicht sagen die Kamera sei für alle und alles geeignet. Das ganz sicher nicht. Wer aber etwas handlich-kompaktes sucht dürfte hier gute Chancen haben. Das Teil ist so, dass man fast vergessen könnte was da am Hals hängt. Im Vergleich zu den Schwergewichten der Profiklasse gleich gar.

Technisch steckt hinter der 6600 fast eine A7III, nur dass der 24-MPx-Sensor nur APS-C ist statt Vollformat. Das ist bezüglich der Bildqualität aber eher nebensächlich. Wo es nicht nebensächlich ist: wenn man zum Vorsortieren der Bilder zwei Speicherkarten braucht, oder für längere Laufzeit einen Batteriegriff. Sowas gibt´s da nicht. Die Speicherkarte ist eine ganz einfache SD(XC)-Karte, UHS-1, was aber trotz allem schnell genug ist für 4K-Video. Wie Sony das intern macht kann mir dabei erst mal egal sein, es funktioniert!

Die Objektive sind vergleichsweise klein und brauchen in Bezug auf Kompaktheit auch die MFT-Konkurrenz nicht fürchten. Das Kitobjektiv ist mit 18-135 mm, was einem 28-200 mm im Vollformat entspricht, fast ein Immerdrauf. Ergänzt man es unten mit einem 10-18 mm und ggf. oben mit einem 70-350mm, hat man in einer recht kleinen Abmessung eine vollumfängliche Reiseausrüstung, die mit Einschränkungen sogar bedingt makrotauglich ist. Die genannte Zusammenstellung würde einen Bereich von 15 bis über 500 mm Brennweite bezogen auf Kleinbild abdecken. Ein ausgewiesenes Makroobjektiv hat Sony wohl nicht im Repertoire, ausser man greift auf den großen Bruder aus dem Vollformat zurück, wo es bei gleichem Bajonett ein 90mm-Makro gibt. Das entspräche dann – Faktor 1,5 – einem 135mm-Tele. Vorbei die Zeiten, zu denen das Gehäuse optisch wie Zubehör zum Objektiv wirkte? Lichtriesen sind das alle nicht, aber für Normalanwender sollte es tagsüber genügen.

Durch den Spezialschuh, die urspünglich für Blitzgeräte gedacht war, aber auch anderes Systemzubehör aufnimmt, passt ein Mikrofon für Video ohne Kabel oben drauf. Nach ersten Erfahrungen reicht das völlig aus!

Da muss man nicht auf die Konkurrenz von Nikon oder Canon warten, die inzwischen mehr Gehäuse auf den Markt werfen als sie dazu Objektive liefern können. Im Sport nennt man sowas Trainingsweltmeister. Ausser Ankündigungen kommt da erstmal nichts! Die eklatanten Lieferschwierigkeiten mancher derzeit sind legendär! Die Teile von Sony sind zumeist erhältlich, ohne Lieferzeiten in Vierteljahren hinnehmen zu müssen.

Wer auf Spezialzubehör wert legt, warum auch immer, ist im Vollformatlager naturgemäß besser bedient, das darf man zugestehen. Klein, leicht und kompakt sind die Attribute, die die 6000er-Serie von Sony auszeichnen. Wo andere einen großen Rucksack brauchen ist man hier mit einem Handtäschchen fertig!

Genau das habe ich für Reisezwecke in Ergänzung zu meiner bestehenden Ausrüstung noch gesucht, und jetzt gefunden.

Es würde mich nun wenig wundern wenn man damit als Bildberichterstatter noch weniger ernst genommen würde als mit dem bisher unvermeidlichen „Weihnachtsbaumbehang“. Bisher war war es Stand der Technik, dass man da gerne mal zwei DSLR mit entsprechenden Optiken gebraucht hat. Da ist es ganz normal dass ein Fotograf schon mal wie Rambo aussieht. Auf der einen Seite das Munitionsdepot, auf der anderen ein „Raketenwerfer“? Ein übliches 500mm-Objektiv hat schnell mal dieses Format! Mit der 6600 gehst du überall problemlos als Tourist durch, ohne erheblich an fotografischen Möglichkeiten zu verlieren.

Seitdem ich überwiegend filme ist das passé. Jetzt reicht die 6600 oder eine A7III für hinreichende Resultate, die Zeit der Schlepperei dürfe vorbei sein. Man wird ja auch nicht jünger …

Bitte beachtet: Wenn die Hersteller in ihrer Werbung versprechen, deren Stabilisator würde einen Vorteil von fünf Blendenstufen bringen, dann seid euch bitte bewusst dass diese Aussage die Charaktereigenschaft eines Fliegenfängers hat! Sie ist sowohl wahr als auch falsch, und das ist das gefährliche dabei. Ein Laie, der damit keine jahrelange Erfahrung hat, hört „fünf Blendenstufen!“ und denkt auch im Halbdunkel nun frei Hand noch brauchbare Aufnahmen machen zu können. Das ist natürlich erst mal richtig, ändert aber letztendlich wenig daran, dass das nur für unbewegte Motive gilt! Es kann euch unter Umständen „in der Grauzone am Abend“ eine Zeit lang das Stativ ersparen. Sobald du ein bewegtes Motiv fotografierst bestimmt dessen Eigengeschwindigkeit, genauer seine Winkelgeschwindigkeit, die für eine scharfe Abbildung erforderliche Belichtungszeit! Da kommt dann rasch wieder das Blitzgerät ins Spiel, das mit seiner in tausendstel Sekunden bemessenen Leuchtzeit jedes Motiv einfriert. Dann ist es auch egal, ob du für ein Foto die neueste Kamera mit allem Pipapo nimmst, oder die von Uropa, sofern sie technisch noch in Ordnung ist. Damit umgehen lernen muss man in jedem Fall. Damals gab es weder Stabilisatoren noch fotografierende Computer, was heutige Kameras ja letztendlich sind.

Es ist wichtiger die Physik dahinter zu begreifen als dem letzten Schnickschnack nachzulaufen! Jede Kamera, die gerade frisch auf den Markt gekommen ist – auch die 6600 – und die mit allem Brimborium beworben wird, ist zum Zeitpunkt ihres Erscheinens bereits von der nächsten Generation technisch überholt. Sonst könnten die Hersteller keine neuen Modelle in diesen Frequenzen herausbringen, dass alle Vierteljahr neue Modellnummern erscheinen. Wollt ihr euch eine Kamera kaufen sucht daher nicht nach dem Erscheinungsdatum. Sucht nach den für euch ausschlaggebenden Eigenschaften! Auch das fünf Jahre alte Modell kann da für euch gut sein, wie die Geschichte der Alpha 6×00 zeigt. Der Kern ist nämlich ziemlich gleich geblieben. Geändert haben sie Details, die nicht immer unwichtig waren.

Als nächstes klären wir dann mal die Frage, was bei Rennen lieber ist: ein Fotograf mit einer geliehenen Profi-Ausrüstung, die zwar viel her macht, bei der der Bediener aber keine Ahnung vom Kühe melken hat, oder jemand mit einer kleinen Handkamera, die er kennt, und die ihm gutes Material liefert.

Der alte Zirkelschluss „große Kamera, gute Bilder“ ist trügerisch. Diese Regel stammt aus der Zeit des analogen Films. Größere Negative, mehr Fläche, bessere Bilder. Heute stimmt das nicht mehr.

Das ist wie mit Autos. Der im geliehenen Lambo wird mehr Eindruck schinden als der im eigenen Opel, aber das sagt wenig über das aus, was schlussendlich dabei herauskommt – ausser vielleicht einer Seifenblase, die im ungeeignetsten Moment platzt!