Wer das Städtchen Hausach im Kinzigtal als eindimensional bezeichnet tut dem rührigen Nest Unrecht. Zwar kennen es viele nicht oder nur von der Durchreise auf der Schwarzwaldbahn, es hat aber mehr zu bieten als auf den ersten Blick offensichtlich ist.
Kinzigtal? Liegt das nicht bei Gelnhausen?
Ja, da gibt es auch eins, und wenn ich eventuell bald mal wieder was vom Kinzigsee schreibe dann ist das durchaus der in Hessen. Es gibt aber auch ein Kinzigtal im Schwarzwald östlich von Offenburg, und da liegen so schöne Städtchen wie Gengenbach, Haslach oder eben Hausach, die ihre Schönheiten alle hübsch vor dem Auge des flüchtigen Betrachters versteckt halten.
Auch wenn ich seit nunmehr bald einem Vierteljahr krank geschrieben bin – der Zustand „krank“ ist nicht unbedingt und in jedem Fall das Mittelding zwischen quietschfidel und scheintot. Zwar benimmt sich mein Bein nicht so wie ich es mir gewünscht hätte, die Ärzte haben mir aber Bewegung verordnet. Bewegung ja, Sport nein – und wo ich mich bewege, sprich spazieren gehe (auf alles andere soll ich ja verzichten), ist ja nicht ortsabhängig. Hauptsache es wird besser.
Also habe ich mich am Morgen des Neujahrstags spontan entschieden, einen Ausflug in den Schwarzwald zu machen. Zum einen versprach die Vorhersage besseres Wetter als hier, zum anderen gab es dort etwas zu sehen.
Gefahren bin ich entgegen sonstiger Gewohnheit nicht mit der Bahn, sondern mit dem Auto. Mich beschlich am Abend zuvor beim Suchen der Verbindung ein gewisses Gefühl, und als ich auf der Autobahn etwa in Höhe Heidelberg war wurde dieses Gefühl vom Vorabend durch den Verkehrsfunk gleich bestätigt. Der meldete eine seit dem frühen Morgen bestehende Störung mit Vollsperrung zwischen Offenburg und Freiburg wegen Oberleitungsschadens. Alle Züge fielen aus oder endeten irgendwo in der Pampa! Super! Hätte ich mich auf Die Bahn verlassen wäre ich da wohl (schon wieder) verlassen gewesen, auch wenn der Weg nach Hausach den Halt Offenburg nur tangiert. Es herrschte aber wohl Chaos, und den Rest kann sich jeder denken. Die Störung hielt nach den Durchsagen auch am Nachmittag auf der Heimfahrt noch an, mit dem Auto gab es nur einen kurzen Stau, der bald vorbei war.
In einem unscheinbaren Flachbau gleich gegenüber vom Bahnhof gibt es die Schwarzwald-Modellbahn. Eine Schauanlage, die im Maßstab HO das Kernstück der Schwarzwaldbahn zwischen den Stationen Hornberg, Triberg und Sankt Georgen wiedergibt.
Leider kann ich die Bilder und das Video nicht zeigen. Die Ausstellung ist Privatgrund, die Musik unter dem Film nicht gemeinfrei. Das ist deutsches Recht …
Schade, schade, schade – der Betreiber der Anlage hat mitgeteilt, am 6.1. seine Ausstellung zu schließen. Er will sich nach 15 Jahren des erfolgreichen bestehens anders orientieren. Also haben Interessierte nur noch wenige Tage Zeit, sich etwas anzusehen, was jede Minute Aufenthalt wirklich lohnt!
Wer sucht wird aber noch mehr finden, was einen Ort besuchenswert macht. Mit Verlassen der Modellbahn musste ich mich wundern. Wirft Petrus von oben etwa mit Verpackungsmüll? Da fielen kleine weiße Kügelchen vom Himmel, und davon ziemlich viele. Da hat mich ein Graupelschauer empfangen. Nun ist das ärgerlich, aber nicht hinderlich. Wozu gibt es Schirme?
Also marsch! Rechterhand die Bundesstraße entlang unter der Bahnbrücke hindurch in die Altstadt und weiter hinten raus in Richtung Stadion. Was findet man da? Treppen, nichts als Treppen! Und Steine!
Da hat man sich eine Rutsche aus Baumstämmen und einen Steingarten aus Felsen in den Hang gebaut. Alles als Bestandteil einer offiziellen Mountainbikestrecke.
Im Sommer gibt es dort eine Etappe vom Tälercup, einer lokalen MTB-Rennserie. Die hatte ich letztes Jahr mal besucht, und dort gesehen was man in Hessen leider nicht (mehr) kennt.
Die Modellbahn hat rund 2 Stunden Zeit beansprucht, weitere zwei Stunden habe ich in eine kleine Wanderung um den Ort gesteckt.
Die Kleinstadt ist von höherer Warte aus betrachtet in zahlreiche Arme gegliedert, die sich durch Seitentäler und Hänge hinauf ziehen. Wer sich wirklich alles ansehen möchte braucht gutes Schuhwerk und dürfte den ganzen Tag beschäftigt sein.
Das lohnt sich aber eher im Sommer.