Datenschutz kann ein wichtiges Anliegen sein. Das steht außer Frage. Leider lässt sich damit auch jede Menge Schindluder treiben. Daher möchte ich nachstehend einige Dinge ansprechen und zur Klarstellung beitragen. Es ist in aller Interesse.
Grob gesagt definiert die DSGVO Fotografieren in der heutigen Zeit als Datenerhebung, die erlaubnispflichtig ist.
Man macht aber schon im Nachgang dessen Ausnahmen, wie für die „institutionalisierte“ Presse, oder den Vertragsfotografen bei Veranstaltungen.
Unser Rechtsverständnis sagt, vor dem Gesetz seien alle gleich. Was dem einen Recht ist, darf jedem anderen billig sein! Ich erlaube mir daraus Schlussfolgerungen zu ziehen, die dem kommerzgeneigten Verständnis gewisser Kreise zuwiderlaufen, nämlich:
- Auch Blogger sind Presse!
Warum? Wie jeder bei Radrennen oder Volksläufen beobachten kann sind dort Pressevertreter selten bis garnicht mehr zugegen. Die Zeitungen wählen ihre Themen nach Quote aus, und da fallen Randerscheinungen eben mal unten durch. Eher liest man seitenweise über Kegeln, wobei ich nichts gegen Kegeln an sich habe. Das Informationsbedürfnis der Bevölkerung wird so jedoch nicht erfüllt, das aber ist der Auftrag der Presse. Davon abgesehen kenne ich keinen einzigen triftigen Grund, warum ein Bürger nicht tun können soll was ein Angestellter eines Verlags tun kann: Aufschreiben, was er gesehen oder gehört hat, und das Ganze mit einem Bild untermalen. Es geht hier nicht um Vorrechte, sondern um Darstellung von Ereignissen in der Öffentlichkeit. - Sind kommerzielle Zeitungen oder Onlineangebote mehr wert als solche, für die Gewinn nicht im Vordergrund steht? Geht es um Inhalte oder um Geld?
- Bei Veranstaltungen sind Pressefotografie, Fotodokumentation und Teilnehmerfotografie grundverschiedene Dinge.
Die Presse wird schon aus Platzgründen keine umfangreichen Galerien abdrucken. Die brauchen das Siegerfoto. Daraus folgt, dass ein Pressefotograf gewöhnlich erst zum Finale kommt und nicht das Rennen dokumentiert. Das ist nicht sein Markt. Ein Teilnehmerfotograf macht das auch nicht. Dessen Aufgabe ist es, für Bilder der Teilnehmer zu sorgen, damit diese eine Erinnerung haben. Gehässig gesagt, der schiesst ab was nicht bei Drei auf den Bäumen ist. In beiden Fällen dürfte aber nichts z.B. für die Sponsoren oder den Verein abfallen. - Der Presseausweis als Akkreditierungsmittel ist „old fashioned“!
Zu analogen Zeiten war das mal ein Nachweis, dass der Inhaber seine Berichte auch verbreiten konnte. Dazu brauchte es Zugang zu einem Medium wie bedruckbarem Papier. In der Regel betraf das also Redaktionsangehörige. Diese Aufgabe erledigt heute das Internet, und zwar für jedermann! Aber nicht jedermann, der Pressearbeit betreibt, bekommt auch einen Presseausweis. Den gibt nach wie vor ein Journalistenverband aus, und der neigt dazu selbstherrlich zu bestimmen, wer seiner Ansicht nach Presseangehöriger ist und wer nicht. Es geht also weder um die Tätigkeit oder Befähigung, sondern um ein Angestelltenverhältnis. Demnach ist der Presseausweis nur noch eine bessere Mitgliedskarte.
Off Topic: Analoge Fotografie desselben Motivs, also Dias oder Negative, fällt nicht unter die DSGVO! Geht es darum dass es davon Bilder gibt oder geht es um Technik, wie diese Bilder entstehen? Scannt man das Dia oder Negativ ein muss man plötzlich wieder gefragt haben. - Wer an Rennen teilnimmt macht das freiwillig. Ihr oder ihm kann bzw. sollte bewusst sein, dass nicht sein Ego, sondern sein Team im Vordergrund steht.
- Bei öffentlichen Veranstaltungen kann bekannt sein dass dort fotografiert oder gefilmt wird, und dass die Öffentlichkeit ein Interesse hat zu erfahren, was dort passiert.
- Die gesellschaftliche Funktion der Berichterstattung muss jemand übernehmen, wenn es die Presse nicht mehr tut. Man kann nicht von bürgerschaftlichem Engagement reden und dann mit einer Verordnung alles verbieten!
Ich leite daraus für mich ein „berechtigtes Interesse“ gemäß DSGVO ab und bitte euch mitzuteilen, wenn es triftige Gründe gibt, die dagegen sprechen, die Rennen wieder „ins Programm“ zu nehmen. Die Lage ist und bleibt auf absehbare Zeit unklar, es ist aber leicht einsehbar, warum man nicht vor jedem Rennen alle Teilnehmer, Zuschauer, Offizielle, etc. um Erlaubnis fragen kann. Wer das bezweifelt möge es ausprobieren. Die Erkenntnis ist lehrreich und wird manche Illusion zu diesen Fragen platzen lassen. Das gesellschaftliche Zusammenleben funktioniert nur mit einer Portion Gemeinschaftgefühl. Will man abwarten bis Gerichte die offenen Fragen alle abschließend geklärt haben wird es keinen Rennsport mehr geben! Sponsoring hat zu guten Teilen mit Öffentlichkeit zu tun, und die herzustellen ist eine Gemeinschaftsaufgabe.
Wenn alle beitragen, was sie sinnvoll beitragen können, geht es allen besser!
Was denkt ihr?