Erwartungen

Deutschland – Foto: Symbolbild – Das neue Jahr beginnt wie das alte geendet hat. Du schlägst nichtsahnend die Morgenzeitung auf und liest im Wirtschaftsteil an prominenter Stelle: Der Fachhandel jammert!

Ja, warum jammert er denn? Angeblich verursachen Onlinebestellungen bei den Ladengeschäften Umsatzausfall.

Das mag sogar stimmen, allerdings gibt es da ein paar Sachen, die dort nicht genannt werden, die aber dabei keine geringe Rolle spielen.

Beispiel gefällig? Gerne. Zu den viel geliebten Hybridkameras, also DSLM die auch und vor allem filmen können, existieren Adapter, um dort XLR-Mikrofone anschließen zu können. Das sind nun Teile aus dem „Profibereich“, die keinen Klinkenstecker als Anschluss nutzen, sondern die robustere Ausgabe, eben XLR genannt. Es ist weit mehr als eine andere Form der Steckdose. Das spielt hier aber nur eine untergeordnete Rolle.

Für die Panasonic Lumix GH7 gibt es mit dem DMW-XLR2 einen solchen Adapter, und der ermöglicht nebenbei 32bit-Audioaufzeichnung, was nichts weiter heisst als, dass falsch ausgesteuerte Tonpegel der Vergangenheit angehören. Kameras zeichnen Ton üblicherweise als 24bit-Daten auf, und wenn der Ton dann unerwartet laut oder leise wird hat das unschöne Folgen. Die Aufnahme kann man dann nämlich gern vergessen. Man sagt „Der Ton clippt“, will heißen der über den minimalen oder maximalen Pegel hinausgehende Anteil wird nicht aufgezeichnet! Da half bisher auch die beste Automatik nicht. Das lässt sich jetzt vermeiden, indem man dieses Zubehör nutzt. Dazu aber muss man es erst mal haben.

Worum es geht ist die Erhältlichkeit dieser Teile. Wir reden hier und heute nicht über Preise.

Im Rhein-Main-Gebiet gibt es mehrere einschlägig bekannte Fachhändler. Keiner davon ist in der Lage, aus dem Lager heraus zu liefern. Man muss dazu schon bis Düsseldorf fahren!

In Düsseldorf kann Foto-Koch, was andere große Ketten von Leistenschneider bis Calumet anscheinend nicht können (oder nicht wollen). Laut deren Webseiten mutet die Liefersituation merkwürdig an. Bei dem einen ist der Artikel auf Monate ausverkauft, andere liefern ihn nur per Sonderbestellung. Will heißen: heute zahlen, wochenlang warten. So kann man sich natürlich auch Kleinkredite verschaffen. Und dann ist da jener, der einfach ins Lager geht und hat was die Leute suchen! Wie kann das sein? Anscheinend hat das was mit dem Geschäftskonzept zu tun.

Ich will das mit dem Fahrradfachhandel vergleichen. Kommt man auf der Suche nach einem bestimmten Fahrrad zum Fachhändler seines Vertrauens passiert es oft genug dass es da heisst „such dir was aus dem Bestand aus“, das eigentlich gesuchte Modell haben wir nicht da und können es auch nicht besorgen. Kommt bekannt vor? Eigenen Aussagen nach sitze derselbe Fachhandel aber auf angeblich vollen Lagern. Wie passt das zusammen? Das Zauberwort dazu scheint Marktbeobachtung zu heißen, denn die Aspekte passen nur dann zusammen wenn man in Masse falsch eingekauft hat und nun Ware vorrätig hat die die Kundschaft nicht sucht, aber das nicht liefern kann was gebraucht wird. Hier wie da.

Wozu führt das dann? Zu Unzufriedenheit und Frust! Ihr könnt euch jetzt sicher die Parallele denken. In beiden Fällen wendet sich der Kunde an den Versandhandel. Entweder weil er dort bekommt was er sucht, oder weil es zu umständlich oder aufwändig ist da hin zu fahren wo das gesuchte Teil lagert. Wie gesagt, Düsseldorf ist für uns nicht gerade um die Ecke.

Dabei bestehen eher Möglichkeiten nach Düsseldorf zu kommen als beispielsweise nach Bocholt, wo Rosebikes sein Zuhause hat, oder nach Koblenz zu Canyon. Die haben zwar eine Ausstellung in der Stadt, das Warenlager ist aber „j.w.d. – ganz weit draussen“ und ohne Auto nicht zu erreichen. Nur um mal zwei der Großen der Zunft zu nennen.

Aus Kundensicht stellt sich in all diesen Fällen die gleiche Frage: Warum kann da einer was angeblich alle anderen nicht können? Das betrifft ja nicht nur solche Spezialitäten wie oben genannt, sondern geht reihum einmal quer durch das Angebot. Auch Kameras und Objektive sind genauso betroffen. Sicher kommt es überall vor dass hin und wieder mal was ausgeht und nachbestellt werden muss. Wenn man dann aber hinter vorgehaltener Hand vom Verkaufsberater zu hören bekommt, das lohne sich erst wenn der Container voll ist, dann weisst du als Kunde was du tun musst, und dann lohnt sich plötzlich auch die weite Fahrt nach Düsseldorf! Das habe ich nun in den letzten Jahren mehr als einmal so gemacht und auf solchen Wegen auch meine OM-5 erworben. Die war seinerzeit ebenso im kompletten Rhein-Main-Gebiet nicht erhältlich, in Düsseldorf war das anscheinend nie ein Problem.

Ein Lump wer böses dabei denkt?

Es kann nahe liegen dass Fachhändler mit einem solchen Geschäftsgebaren bei ihren Kunden, sagen wir es mal so, an Respekt verlieren, erscheint es doch so dass die Bedürfnisse der Kunden hinter denen der Händler anstehen sollen. Es ist nun aber doch eher so dass sich Kunden heute ihre Händler aussuchen können und nicht mehr auf jene angewiesen sind die zufällig ums Eck sitzen, was eben dazu führt dass die Umsatz machen die liefern können und wollen statt denen die sich auf Lorbeeren von gestern ausruhen. Wenn der eine an Ware kommen kann können die anderen das auch. Anscheinend wollen manche nicht, oder täuscht das? Also hört auf zu jammern und bekommt euren A… hoch!