Herbstzeit, Fallobstzeit. Heiße Maronen kann man essen, auf glatten Kastanien rutscht man aber auch gerne aus. Wasser predigen und Wein saufen? Man kann zu diesem Eindruck kommen, wenn man am kommenden Samstag das Bundesligarennen besuchen möchte.
Da Thüringen nicht übermäßig weit von Südhessen weg ist habe ich mir dazu Gedanken gemacht. Start der Männer ist laut Ausschreibung morgens um 9 Uhr. Die Einschreibung beginnt also üblicherweise um oder kurz nach 8 Uhr. Man sollte demnach vorher dort sein, und der Start soll vorteilhafterweise genau vor dem Bahnhof liegen. Ja, sowas gibt’s da noch. Das genannte Hotel ist da gleich gegenüber.
Also den DB-Navigator gestartet und dort nach einer Verbindung gesucht.
Man sieht, die gibt es, aber sie sind dafür nicht zu gebrauchen!
Ist das Absicht? Es dürfte eine Mischung sein aus jenem und einer guten Portion Gedankenlosigkeit. Welche Botschaft sich daraus für Betroffene ergibt ist den Verantwortlichen egal!
Die Fahrer sind ohnehin vor Ort, da die Mannschaftsleitersitzung gewöhnlich am Vortag stattfindet. Somit geht es ohnehin nicht ohne Übernachtung, was den Hotels vor Ort zwar beim Umsatz hilft, die Kosten für Teilnehmende aber so in die Höhe treibt dass das Ganze für viele uninteressant wird. Vor allem für potentielle Besucher. Die können sich kaum am Freitag Urlaub nehmen um am Samstag ein Radrennen zu besuchen. Es wäre nicht das erste und vermutlich auch nicht das letzte Rennen, das seinen Start so legt dass eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln unmöglich gemacht wird. Ihr wundert euch wenn der Eindruck aufkommt ihr wolltet unter euch bleiben? Ist das so abwegig wenn man die Fakten sieht? Falk.de sagt zu dieser Strecke, dass sie 202 Km lang ist und mit dem Auto via Autobahn 2:14 Stunden dauert statt zwischen 7 und 11 Stunden mit der Bahn. Da sollte man sich dann aber auch nicht hinstellen und den ganzen Tag lang politisch von Umweltschutz faseln!
Das macht unglaubwürdig, sich über Autofahren zu beschweren, aber zugleich Interessierte dazu zu zwingen, weil sie anders nicht zeitgerecht dorthin kommen können. Außer man begreift die Bundesliga als Kirmesrennen! Daran haben nur Ortsansässige ein erhebliches Interesse. Ähnliches hatten wir bei der letzten Hessenmeisterschaft doch auch? Auch die fand als Dreiländermeisterschaft in Thüringen statt, und war trotz vorhandenem Bahnhof mit der Bahn nicht zeitgerecht zu erreichen.
Aus den Fakten ergibt sich eine Aussage: Wir wollen auswärtigen Besuch hier garnicht haben!
Da auf die Dauer dabei aber mit dem Auto zu viele Kilometer zusammen kommen um das wirtschaftlich erscheinen zu lassen werde ich vom Besuch absehen. Dasselbe gilt am 3. Oktober für den Münsterland-Giro, und zwangsweise auch für die nächsten Urlaube. Ihr wollt Geld mit Tourismus verdienen? Dann gebt euch bitte nicht so heuchlerisch! Das gilt in ähnlicher Weise auch für andere Regionen, die verlangen was sie andersrum unmöglich machen.
Da muss sich die Politik schon mal entscheiden. Entweder man will Umweltschutz, dann gehört die An- und Abreise mit der Bahn dazu, und die ist dann auch zu ermöglichen nebst geeigneter Fahrpläne auch im Früh- und Spätverkehr, oder man hält endlich mal den Mund und behelligt die Menschen nicht immerfort ungefragt mit Parolen, die sich in der Praxis aus Gründen nicht umsetzen lassen, die die Marktschreier selbst herbeigeführt haben. Öffentlicher Verkehr ist nicht nur Vorort- oder Stadtverkehr!