26. Hohenheimer Schlossradrennen

26 Austragungen, wenn auch mit Unterbrechungen? Das hat Tradition! Die Rede ist vom Hohenheimer Schlossradrennen.

Hohenheim liegt um die Ecke von Plieningen, beides Stadtteile von Stuttgart zwischen Messe, Autobahn und Flughafen. Im Schloss Hohenheim residiert die Uni gleichen Namens, und in der Umgebung kommt von Weinberg bis Hörsaal so ziemlich alles vor was dazu gehört.

Die Rennstrecke führt auf 1,7 Kilometern, wie man in einer Erörterung online dazu hat lesen können, rund um die „malerischen“ Anlagen des Hohenheimer Schlosses. Auf der Karte schaut der Kurs aus wie ein großes „D“, das irgendwie auf den Wanst gefallen ist. Dazu muss man wissen: das Anwesen entspricht auch mit viel Wohlwollen eher dem, was man unter einer sanierungsbedürftigen Bauruine versteht. Wie es um die Substanz des Schlosses bestellt ist möchte ich nicht beurteilen, wenn man aber sieht dass wegen offenkundiger Einsturzgefahr die Mauern und Balustraden der Vorplätze eingezäunt wurden weiss man eigentlich genug! Da passt ein einfaches Wort: hässlich!

Die Grünanlage wiederum ist alles, nur kein „englischer Landschaftsgarten“. Es ist eher ein Arboretum, eine Sammlung von Mammutbäumen. Schön anzusehen, aber nicht das was Besucher dort gewöhnlich erwarten. Der Start war dann tatsächlich in jener Straße, an deren Ende der Baum mitten drauf stand. Also schaut wo ihr lang fahrt! Als der Regen einsetzte fuhren sogar die gestandenen Cracks da ganz besonders vorsichtig. Wie auf rohen Eiern.

Sportlich gesehen war die Veranstaltung gut besucht. Sie begann um 10 Uhr mit dem Hobbyrennen, das zehn Runden währte, gefolgt vom Rennen der Masters über 20 Runden und den Damen über deren 30. Sie alle fuhren soweit im Trockenen. Das taten die Amateure dann ab 14:30 Uhr nicht mehr. Petrus wollte für Abwechslung sorgen und schickte die Jungs auf ihren 53 Runden zum Dauerduschen. Das wurde ungemütlich!

Ebenso unschön war mein Eindruck vom Verhalten mancher Streckenposten. Das war davon geprägt dass Gäste lieber nur aus der Ferne zuschauen und grundsätzlich im Verdacht standen das Rennen stören zu wollen. Ich will nicht sagen die Leute hätten keine Ahnung gehabt, aber ihr Verhalten sprach durchaus dafür, andere ständig wie Kleinkinder zu behandeln, denen man nichts zutrauen durfte. Ganz unbegründet war das freilich nicht, es gab solche Fälle. Nur eben bitte nicht anlasslos pauschal gegenüber allen und jedem. Wer aber als Fotograf oder Filmer schon seit Jahren damit vertraut ist weiss was er tun und lassen soll, um weder sich noch andere in Gefahr zu bringen, und es sind üblicherweise immer dieselben, die man bei Rennen sieht. So riesig ist diese Gemeinde nicht, und es werden gewiss nicht mehr davon wenn man sie so vor den Kopf stösst.

Fotografen gab es zwar einige, nicht aber „die üblichen Verdächtigen“. Die sind, wie man aus Instagram entnehmen kann, wohl gerade im Urlaub. Was da gepostet wird erscheint eindeutig. Bilder werden da wohl kaum gebraucht, man hat genug eigene. Die Posts in den sozialen Medien am Abend nach der Veranstaltung lassen hier wenig Zweifel aufkommen. Ich erwähne das hier nur weil während des Rennens nach der Verfügbarkeit von Bildern gefragt wurde, als ob darauf ein Anspruch bestehe. Wer so vorgeht wie da verwirkt diesen Anspruch, denn er erklärt wortlos die anderen Anwesenden zu einer latenten Gefahr! Das muss nicht sein. Merke: Zuschauer und Fotografen sind niemandes nützliche Idioten! Die einen sollen für Umsatz sorgen, die anderen für schöne Bilder? Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen?

Zur Mittagspause wechselte dann mal kurz das Thema. Erst fuhren die bis dahin auf dem Parkplatz abgestellten Oldtimer zwei Runden, um dann auf den Parkplatz zurückzukehren, dann fiel die Startpistole aus dem Flugzeug vom Himmel. Die brachte ein Fallschirmspringer mit, der Mühe hatte bei böigem Starkwind das Ziel zu finden und fast daneben im hohen Gras gelandet wäre. Auch hier wieder: kommt mir nur nicht zu nahe! Mit Händen zu greifende „deutsche Angst“!

Sportlich interessant waren die Rennen durchaus. Dabei war es garnicht nötig, das Renngeschehen mit Prämien anzuheizen. Die Runden waren geprägt von taktischen Geplänkeln und absolut nicht langweilig. Dabei entsprach der Verlauf dem genauen Gegenteil dessen, was Zuschauer gewöhnlich so erwarten. Der Besuch lohnt sich, auch wenn anscheinend erwartet wurde, dass Gäste vor allem Bier und Wurst zusprachen und sich ansonsten tunlichst passiv verhielten. Dabei darf man sich nicht wundern. Wenn der einzige Weg entlang der Strecke förmlich aus „Gosse“ besteht dann gehen die Menschen halt auch genau da. Also quasi notgedrungen am Rand der Rennstrecke, wobei nicht mal da, wo es ihn gab, der Gehsteig sicheres Terrain war. Die Straße war nicht sonderlich breit, vielleicht 6 Meter. Für ein dynamisches Radrennen nicht viel, ein Freiraum war da kaum. Das war aber eher der Streckenwahl zuzuschreiben als den Besuchern.

Für die Ergebnisse verweise ich auf die Ergebnislisten. Ein Video ist in Arbeit, wird technisch bedingt aber noch dauern. Das könnte dann auch in Bildern zeigen, was hier in Worten nur unzureichend zu beschreiben ist. Ich will niemanden angreifen, aber einige Dinge sind mir doch unangenehm aufgefallen. Rein gefühlt war ich dort nicht erwünscht. Für das Wetter kann keiner was. Aber wenn man eigentlich Gäste nur im Bierzelt haben möchte darf man es gleich in der Ausschreibung dazusagen, weil dann brauchen andere garnicht erst kommen. Und wer sich anderen gegenüber wie ein Egoist benimmt wird auch als solcher gesehen und darf sich über deutliche Ansprache nicht wundern. Das betrifft vor allem den jungen Kollegen, der zuletzt kam und dachte er könne sich bei der Siegerehrung mit offenem Regenschirm ganz vorne in der ersten Reihe einsortieren, auf dass alle anderen nichts mehr sehen und keine Bilder mehr machen können. Hauptsache er hat? Bitte lerne, junger Mann! Teammitglied oder nicht spielt da keine Rolle. Alle sind gleich! Wer zuletzt kommt, egal warum, stellt sich hinten an. Es ist genug Platz für alle, aber wer anderen die Arbeit schwer macht ist überall unbeliebt.