Hohenheimer Schloßradrennen

Stuttgart – Foto: Symbolbild – Mit der 26. Auflage steht in rund einer Woche am 30.6. wieder ein reichlich unorthodoxes Radsportereignis vor der Tür. Aus meiner Sicht rangiert das zwar unter „außerbezirkliche Empfehlungen“, wäre aber zumindest theoretisch mit der Bahn zu erreichen.
Interessant macht es die Erfahrung, dass man in Stuttgart anscheinend weiss, wie man Radrennen veranstaltet. Andernorten wird daraus mitunter schon eine Selbstdarstellung des ausrichtenden Vereins statt einer sportlich öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung. Schon wer die Ausschreibung liest merkt, dass das hier kein gewöhnliches Kirmesrennen werden wird, wie man es aus Anlass diverser Weinfeste in der Pfalz gerade häufiger antrifft, sondern eine Gemengelage aus altem Eisen, Flugkunstschau und Wissenschaft im alten Gemäuer. Es kann sich auch nicht um eines der vielen „Nach-Tour-Kriterien“ handeln, bei denen die Profis das Preisgeld nach ihrer Tourteilnahme einfahren sollen. Die Tour (de France) kommt erst noch.

Fangen wir mit der Umgebung an. Ausrichter ist laut Ausschreibung der TV Plieningen. Was man auf dessen Webseite dazu findet seht ihr hier in einem PDF. Dessen Aufmachung erweckt den Eindruck, die 26. Austragung sei ein Jubiläum. An Überzeugung scheint es da also nicht zu mangeln, ist die 26 eben ein solches nicht. Oder hat man letztens vergessen das 25. zu feiern und daher Nachholbedarf?
Ferner muss man wissen, was es mit dem Schloss von Hohenheim auf sich hat. Kein Ortsunkundiger käme von selbst auf die Idee, dass Hohenheim ein Stadtteil von Stuttgart ist und unter dem Namen eine Universität zu finden ist. Also, herzlich Willkommen auf dem Campus.
Stuttgart genügt es ja nicht, wie andere auch eine Universität zu haben. Man braucht da gleich zwei. Eine in der Stadt selbst mit gutvergrabener gleichnamiger S-Bahnhaltestelle, und eben die andere etwas weiter draussen. Deren Haltestelle ist der Endpunkt der Stadtbahn in Plieningen, die man via Vaihingen erreichen kann. Eine Direktverbindung in die Stadt scheint es keine zu geben.

Den Start in der Fruwirthstraße erreicht man, wenn man von der U-Bahn drei Häuserblocks weit nach Osten geht. Mit Parkraum wird es da wohl hapern, denn eigentlich ist da der Parkplatz der Uni. Es könnte interessant werden, wenn fünfzig Radfahrer einen Ausflug mit der Bahn machen, um da hin zu kommen. Wie gesagt, die Anreise erscheint auf den ersten Blick „etwas kompliziert“. Aber möglich!

Im Prinzip erweckt das Rennen für Unbeleckte den Eindruck einer Neuauflage der erst kürzlich ebenfalls im Umkreis von Stuttgart gewesenen Racedays, oder ist das dann deren Fortsetzung auf andere Art? Was haben dabei alte Traktoren und Fallschirmspringer zu suchen? Oder eine ebensolche Ausstellung? Man wird sehen…

Wenn der Rundkurs 1,7 Km lang sein soll wäre zu vermuten, dass es sich dabei um befestigte Wege im Schloßpark handeln könnte, denn viel anderes ist da nicht zu erkennen, was man absperren könnte ohne dass in der halben Stadt das Chaos ausbricht. Das ist eben die zum Schloß gehörende Grünanlage. Rennen zwischen Hörsaal und Weinberg? In Hohenheim wäre das möglich.

Die Ausschreibung als Rundstreckenrennen halte ich für irreführend, eben weil ein reines Rundstreckenrennen Entscheidung im Zielsprint bedeutet, was eben dazu führen kann dass die restlichen 52 der 53 Runden im Schlafwagen gefahren wird. Nur keine Energie verschwenden! Was dagegen hilft? Prämien, zum Beispiel. Wenn man den Rennverlauf also so anheizt, oder anheizen muss, wäre doch gleich der anderswo bevorzugte Weg, es als Kriterium auszutragen, und alle zehn Runden eine Wertung abzuhalten. Ob es da Punkte oder Wein gibt wäre insofern egal. Mit der Formulierung „Ehrengaben vom Veranstalter, Sachpreise nach Sponsorenlage;; “ hält man sich alle Türen offen.