Straßenradsport 2024

Das Beitragsbild zeigt ein Archivfoto von Donaueschingen. Dort finden am kommenden Wochenende die Deutschen Meisterschaften der Profis statt, und es darf wieder großer Auflauf erwartet werden.

Macht es einen Sinn, eine solche Veranstaltung zu besuchen? Wie stellt sich denn der Zustand des deutschen Radsports dar? Trotz aller Erfolge ist da ja leider ein bisschen mehr als die Sportler oder Teams, deren Leistungen hier garnicht erörtert werden sollen. Da gibt es ja nun nicht nur die DM, da sind ja ebenso noch andere große Rennen wie Rund um Köln oder Eschborn-Frankfurt, die alle nach außen dieselbe Klaviatur anschlagen.

Sie alle teilen faktisch dem Volk mit, dass es dort nicht erwünscht ist, auch wenn sie auf ihren Webseiten einen anderen Eindruck erwecken wollen! Wie ich zu dem Eindruck gelange werde ich gleich zeigen.

Einmal: wer dort nach Zulassung fragt bekommt regelmäßig eindeutige Antworten! Wenn man denn überhaupt eine bekommt! Man wünscht entweder nur bestimmte Fotografen, oder nur angestellte Bezahlte! Die reale Bedeutung und Hintergründe des Presseausweises sind dort nicht bewusst. Manchmal bekommt unsereins nicht mal Zugang zum Formular. Blogger sind oft genug nicht gefragt, oder gar offen unerwünscht, weil die ja schreiben können wie ihnen der Schnabel gewachsen ist ohne Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer, wie z.B. der Geldgeber.

Man darf nicht vergessen! Da ist ja mehr als nur der Moment. Auch die letzten Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Sogar Dinge wie der Zuschauerausschluss während der Pandemie spielt da noch immer eine Rolle. Nein, ich habe nicht vergessen und werde auch nicht verzeihen was mir da im Namen der vielgepriesenen Pressefreiheit an den Kopf geworfen worden ist! Von welcher Pressefreiheit redet ihr wenn der eine demnach weniger ansteckend sein soll als ein anderer, nur weil man dessen Auftraggeber nicht vor den Kopf stoßen wollte, aber meinte bei anderen sei das nicht schlimm? Unter diesen Bedingungen gibt es keine Freiheit, sondern Gefälligkeitsjournalismus. Was da beim Volk als Botschaft ankommt ist mitunter etwas anderes als das, was auf den offiziellen Webseiten geschrieben steht! Geprägt wird der nachhaltige Eindruck oft genug von dem, was Besucher vor Ort real erleben, nicht unbedingt von dem was sie dort erleben sollten. Dürfen oder müssen, das wäre nun die Frage.

Man kann leicht schreiben „Ihr Kinderlein kommet!“. Wie jetzt wieder auf Instagram. „Wir brauchen eure Unterstützung an der Strecke!“ Was die Fahrer und ihre Teams da öffentlich in den „sozialen“ Medien schreiben ist offenbar etwas anderes als es dann veranstalterseitig gehandhabt wird. Offenbar sucht man da eher Claqueure denn Amateurfotografen, um die Bildauswahl aufzubessern. Aber man wünscht sich dann solche Posts, weil die eben Werbung bedeuten. Kostenlose, versteht sich. Wenn man die Menschen dann wie durch den Abtritt behandelt bleibt als Botschaft „etwas anderes“! Wie bestellt so geliefert?

Am vergangenen 1. Mai hiess es, Besucher dürften über 10-15 Kilometer zum Feldberg laufen! Fahren durfte keiner, oft genug nicht mal da sein. Die Offiziellen vor Ort bedienten sich einer klaren Sprache. Nur sie dürfen was?!

Wie es sich mit Köln benimmt hat die Erfahrung der Vergangenheit gezeigt. Auch da duldete man das Volk bestenfalls als Zaungast, das für Stimmung an der Strecke zuständig war, sonst aber alles lieber am Bildschirm verfolgen soll.

Wie ist das nun jetzt bei dieser DM? Die gab es ja in ähnlicher Bauart schon mal letztes Jahr. Gleicher Ort, annähernd gleicher Plan. Damals hatte man sich Kritik nachdrücklich verbeten. Wer die Ausschreibung gelesen hat erhält den Eindruck, dass es da einen Startort, ein Ziel, und eine Strecke gibt. Alles verschiedene Dinge, die untereinander kaum verbunden sind. Man tut alles um den Sportlern und Teams gute Bedingungen zu bieten, aber augenscheinlich endet das da, wo der Rest ins Spiel kommt.

Das erlebt man ja ausdrücklich auch bei der aktuellen Fussball-EM, wo es ausgesprochen deutlich im Hinblick auf den Bahnverkehr heisst, man ordne dem Bedarf der EM alles unter, also auch die Reisen der Bevölkerung, die ebenso Termine hat und kaum ins Blaue durch die Gegend fährt. Hier wie da bekommt man vermittelt, was zählt: Geld! Die Finanzmacht der UEFA oder anderer großer Verbände überrollt das berechtigte Interesse der übrigen Bevölkerung? Man wählt, wie aus der Presse hervorgeht, Orte für die Veranstaltung aus, die kaum genug Infrastruktur bieten, um die erwartbaren Zuschauer zeitgerecht hin und wieder weg zu bringen. So soll der Abtransport in Gelsenkirchen geschlagene drei Stunden gedauert haben, und keiner findet was dabei?

Das muss kein Problem sein, ist es aber leider regelmäßig doch. Dann nämlich wenn jemand meint, er habe bessere Rechte als andere. Am Wochenende ist es doch prinzipiell besser, sich zuhause vor dem Computer einzurichten und die Übertragung per Stream zu verfolgen statt zu versuchen, live an die Strecke zu kommen? Wer zum Start kommt sieht das Rennen und das Ziel nicht, wer am Ziel wartet sieht Starts und Rennen nicht, und wer sich einen Platz am Streckenrand sucht erlebt ein paar rasche Vorbeifahrten, sonst aber wenig. Ein wie jetzt nachzulesen war aufgestellter Bildschirm im VIP-Bereich ist für Zuschauer und Presse uninteressant. Das hilft denen nicht. Dabei wäre ein Fotograf im Ziel durchaus daran interessiert mit ausreichend Vorlauf zu wissen wer als nächstes kommt. Vielleicht hat man das anderweitig erfahren, aber bestimmte Faktoren werden so nicht so bedient wie das in der Praxis erforderlich wäre. Wie war das? Möglichst keine Zufälle? Es sollte doch für alle attraktiv sein? Wer sich die Veranstaltungen allgemein per Stream anschaut spart viel Zeit und auf jeden Fall die Kosten und den Aufwand der Anreise.

Es ist im Erleben ein himmelweiter Unterschied, ob man etwas am Bildschirm oder live vor Ort erlebt! Ob es dort Bildschirme gibt die das Geschehen unterwegs wiedergeben können weiss ich nicht. Teilweise gab es das schon, die Regel ist es aber nicht überall, dass man das als gegeben voraussetzen könnte. In der Praxis scheitert es da aber an der Tatsache, dass man z.B. beim Zeitfahren am Freitag von jedem Teilnehmer kaum mehr als 60-Sekunden-Schnipsel wird zeigen können, weil dann schon der Nächste kommt. Das ist aber nicht das ganze Rennen.

Man hat das auch davor schon so gehalten, dass die Rennen dort gut aussahen wo die Kameras standen. Wie z.B. Mammolshain bei Frankfurt. Und sonst? Sonst war da unterm Strich oft genug wenig. In diesem Jahr habe ich den Feldberg absolut leer gesehen, ein „einmaliges“ Erlebnis! Das ist so als würde Bayern München vor leeren Tribünen unter Zuschauerausschluss spielen, was unter normalen Umständen auch nicht vorkommt. Hier war das „normal“, da per Ausschreibung angekündigt. Wie das wirkt muss ich kaum erläutern, oder?

Gerade Eschborn-Frankfurt kann ich aus eigener Anschauung beurteilen. Früher verlief die Strecke bei Ruppertshain durch den Wald. Vor der Bergwertung gab es zahlreiche Buchten am Rand der Straße und dahinter einen großen Parkplatz, wo man gut parken und sich das Rennen gemütlich ansehen konnte. Vorbei, Geschichte! Im Taunus sind heute Zuschauer unerwünscht, und man hat zuletzt sogar „Fangposten“ eingerichtet, die Radfahrer auf dem Weg zum nächsten Spot von der Straße fegen und festhalten sollten, bis abends alles vorbei war. Wundert es da wen wenn die überwiegend quer Beet durch den Wald weitergefahren sind? Genau da also wo sie in der Landschaft wirklich Schaden angerichtet haben? Das war aber absehbar.

Anderes Beispiel: Das Straßenrennen im Sauerland, vor wenigen Jahren selbst DM gewesen und demnächst wieder „DM Berg“. Nach Start in Neheim führt die Strecke über „die Wand“, einem steilen Stich in einem schönen Dorf auf dem Weg weiter und endet auf dem Kahlen Asten. Rund 160 Kilometer, und wer das Rennen dokumentieren will merkt dass man nicht mal in halsbrecherischer Fahrweise über die Autobahn schnell genug ist, um im Ziel einzutreffen bevor dort die Straßen gesperrt werden. Da ist das Rennfeld noch weit weg, aber selbst die Fotografen liess man damals nicht mehr durch. Die fahren ja nicht auf der Rennstrecke, sondern den kürzesten bzw. schnellsten Weg. Ich weiss das weil ich seinerzeit der letzte war der noch durchgeschlüpft war. Danach war die Bude zu! Wenn schon die mit Akkreditierung Probleme haben, was ist dann erst mit all den vielen Amateuren, die diesen schönen Sport verfolgen wollen? Die spielen heute keine Rolle mehr, werden wohl eher als Hindernis denn als Vorteil gesehen, und bei all den kleinen Rennen wundert man sich dann über ausbleibende Zuschauer, eine leere Kulisse?

Daraus ergibt sich bei möglichen Zuschauern leider eine Erwartungshaltung! Es wird erwartet dass das beim nächsten Rennen nicht anders sein wird. Also bleibt man daheim und schaut alles nur noch im Stream. Der Streckenrand bleibt leer.

Die Stimmung? Welche Stimmung? Grabesruhe!

Nebenbei, wer als Profi da tätig sein will hat davor mal irgendwie angefangen, ist mit der Zeit besser geworden und hat seine Kenntnisse und Fähigkeiten nicht mit dem Buch unterm Kopfkissen erworben! Wer interessierten Leuten keine Chance zum Üben bietet wird erleben dass er irgendwann auch keine Profis mehr hat, und von denen lebt diese Szene.

Da hin zu kommen wird einem ja schon schwer genug gemacht, oder will mir jemand erzählen das seien Zufälle, dass die Regierung will, kein Auto zu nutzen und stattdessen mit einer Bahn zu fahren, die nicht fährt weil sie auf Jahre hinaus baut? Die allermeisten Rennen sind nicht mit Öffis zu erreichen! Ob das bewusst so gewollt ist spielt da keine erhebliche Rolle. Die vielen Kilometer, die bei einem solchen „Rennzirkus“ über die Zeit zusammenkommen, kann niemand einfach so leisten. Jedenfalls nicht wenn er es selbst bezahlt. Um Unterstützung zu finden, Sponsoren also, muss man erstmal gut sein, und das wird man eben nicht vom daheimbleiben. In der Ausschreibung habe ich nichts gelesen, was an ein Shuttle erinnert, das die Interessierten entlang der Strecke an die wichtigen Punkte bringen könnte. Zu Fuss geht das nicht, mit dem Bus geht das nicht, mit dem Auto geht das nicht? Wer so weit fährt möchte mehr sehen als einen Startschuss und fromme Sonntagsreden von Politikern, die nach der Rede schon wieder vergessen haben was sie gesagt haben. Sonst wüssten sie dass die mantraartig wiederholten Wünsche zuvor in der Praxis garnicht möglich sind.

Donaueschingen ist in diesem Beispiel der einzige Teil der Veranstaltung, den man – mit Mühe und Not – mit der Bahn überhaupt erreichen kann. Die Buslinien sind als eingestellt angekündigt, die ortsansässige Bevölkerung daher von der Außenwelt abgeschnitten. Macht es Sinn so vorzugehen als ob es ausser einem selbst sonst nichts gäbe? Ich weiss nicht wer da was zu vertreten hat, aber ich weiss wie es auf die Betroffenen wirken dürfte, wenn man einerseits das Autofahren madig machen will und zugleich die Öffis nicht verfügbar sind. Damit kann man weder das Ziel in Bad Dürrheim noch die Strecke dazwischen erreichen, soweit ich das von der Ferne aus beurteilen kann. Klar, man kann wandern, wie im Taunus, ob das aber zielführend ist? Eher nicht.

Ist so eine Veranstaltung von republikweiter Bedeutung denn nur für die Ortsansässigen? Der Stream als Option ist eine sehr gute Idee, wie vor kurzem bei den Stuttgarter Racedays, dennoch bleibt festzuhalten dass der Eindruck vor Ort eine ganz andere Erfahrung ist. Wer als politisch Verantwortlicher die Verkehrswende predigt sollte auch dazu beitragen, wichtige Veranstaltungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht nur aus nächstem Radius erreichen zu können. Wie gesagt, ob ich in Frankfurt oder Mannheim losfahre spielt diesbezüglich keine echte Rolle, aber Mannheim ist der Nordrand des Bundeslandes, in dem das stattfindet. Würde die Bahn nicht ohne Rücksicht auf andere wichtige Termine ihre Baustellen planen, so wie hier die Schwarzwaldbahn zu Beginn der Urlaubsreisezeit, so wäre es grundsätzlich möglich dem Wunsch zu entsprechen. Dass es faktisch nicht möglich ist zeigt, wie wenig Substanz solche politischen Wünsche haben, die in Reden gut aussehen, in der Praxis aber dem Bedarf nicht standhalten.

Es macht unheimlich traurig, wenn auf Instagram und anderen „sozialen“ Medien Posts zu lesen sind, in denen Fahrer oder Teams sagen, sie bräuchten uns Zuschauer (…, Blogger, Bürgerjournalisten, …) als Unterstützung an der Strecke, zeitgleich aber klar sein kann dass für jene aus Ergebnissicht keine Chance besteht. Auch Amateurfotografen fahren nicht ohne Aussicht auf gute Bilder durch die halbe Republik. Bei der Deutschlandtour war man im Schwarzwald ja besonders deutlich, als man Zuschauer faktisch ausgeschlossen hat. Aus Umweltschutzgründen, wie es hieß! Wie soll man denn so da hin kommen? Wandern ist wohl eher kein ernstzunehmender Vorschlag, wenn wir von Entfernungen wie hier von rund 300 Km reden. Wie gesagt, entweder wird man bereits im Vorfeld offen und unmissverständlich für unerwünscht erklärt, wie im Taunus geschehen, mitunter gar als Störer bezeichnet nur weil man da ist, oder wie hier die wichtigen Orte (Start, Ziel, Strecke, …) so angelegt dass es nicht möglich ist dem Rennen überhaupt zu folgen. Auch das enthält eine Aussage. Über das Zeitfahren am Freitag wird auch nicht im Stream berichtet, das scheint nicht so wichtig zu sein, denn wer kann an einem Werktag schon beim Rennen sein wenn er nicht unmittelbar daran beteiligt ist? Die arbeitende Bevölkerung jedenfalls nicht!