The Race Days Stuttgart. Ein Fazit.

Region Stuttgart – Es ist eine gute Idee, am langen Wochenende über Fronleichnam eine Radrennserie zu etablieren, die es sonst in Deutschland nicht gibt.
Vier Rennen, je eins in Plattenhardt bei Filderstadt, eins auf der Waldau unterm Fernsehturm, eins in Vaihingen und der Abschluss in Magstadt, wo auch das bekannte Crossrennen stattfindet, sind eine veritable Zusammenstellung. Davon bräuchten wir eigentlich noch viele mehr. Wo Licht ist ist aber auch Schatten, und ich werde nachfolgend versuchen, die Dinge aufzuarbeiten.

Die Sindelfinger Zeitung berichtet heute hinter Bezahlschranke über die Rennen und zeigt dazu ein beeindruckendes Foto von der überfluteten Südtangente in Magstadt, die bis zu 40cm hoch unter Wasser gestanden hat und damit den Abbruch des Eliterennens und den Nichtstart des Frauenrennens hervorgerufen hat. Der Aufmacher lautet: „Zu viel Regen – Magstadt: Schlussetappe der Race Days abgebrochen. Hochwasser, das von der Maichinger Landhaussiedlung nach Magstadt hinunterschoss, sorgte am Sonntagnachmittag für ein jähes Ende der Stuttgarter Race Days.“

Ich sage nicht dass die Veranstalter – vier Radsportvereine der Region Stuttgart – dafür was können. Jedenfalls nicht für alles. Zum Beispiel das Wetter. Der Abbruch auf der letzten Etappe in Magstadt wegen Überschwemmung ist ja symptomatisch gewesen für das Wetter an drei der vier Tage. Wie gesagt, dafür kann keiner was. Aber es gibt da Dinge, die in ihrem Zusammenspiel bekannt sein können, und für deren Wirkung man ein Bewusstsein schaffen muss, denn das ist nicht vorhanden.

Wir kennen den Spruch: „… und lade ich mir Gäste ein …“? Wer Besuch erwartet, und das über mehrere Tage, muss den auch irgendwo unterbringen. Teure Businesshotels kommen dafür weitgehend nicht infrage, wenn die Klientel überwiegend aus Kindern und Jugendlichen besteht. Neben ortsansässigen Vereinen war auch die Schweizer Nationalmannschaft am Start. Ja, es gab eine Hotelliste. Aber zwischen Herbergen und Veranstaltungen waren oft weite Wege, die man nicht einfach so mit dem Fahrrad zurücklegt. Gibt es in Stuttgart keine Jugendherbergen oder Gästehäuser? Einfach, preiswert und gut? Da findet man auf den ersten Blick in der Region wenig, vor allem wenn man eine „grüne“ Politik gewohnt ist, die Wert darauf legt, möglichst alle Wege ohne Auto zurück zu legen. An Parkraum mangelt es nämlich auch da derart dass man das Gefühl vermittelt bekommt, nicht erwünscht zu sein. Wie die Realität dazu aussieht eröffnet sich schnell! Ja, es gibt Busse und Bahnen. Aber die sind nicht da wo man sie in solchen Fällen braucht! Da genügt es eben nicht Pendler in die Stadt zu bringen wenn es hier wie da an der nötigen Quervermaschung fehlt. Es ist kein Stuttgarter Phänomen wenn bei Veranstaltungen Busse umgeleitet werden, mit dem Unterschied dass man erwartet dass auch Ortsfremde sich auskennen um zu wissen wo die Ersatzhaltestellen sind. Das ist hier ein Problem! Die örtlichen Verhältnisse sind oft unbekannt, und man findet sich erst zurecht wenn man eine Weile vor Ort war. Das hilft dann aber nicht mehr viel.

Ein solcher mehrtägiger Wettbewerb ist für viele eine Frage der Logistik, mehr als eine solche des Sports. Das gilt auch für Fotografen, und damit steht auch wieder die Abwägung zwischen Aufwand und Erfolg im Raum. Das ist unvermeidlich, wenn man irgendwo etwas reinstecken muss um etwas anderes heraus zu bekommen. Geld rein, Bilder raus? Ich wollte es wäre so einfach!

Fangen wir erst mal mit der Planung an. Auch dazu nimmt man sich die Ausschreibung her, die im amtlichen Organ des Bundes Deutscher Radfahrer veröffentlicht wurde und jedermann zugänglich ist. Die enthielt aber eine Menge Fragezeichen, denn zum einen gab es deren mehrere, verschiedene, und wer dazu die Webseiten zur Veranstaltung verglich wusste erst recht nicht mehr, was da wann wo wirklich stattfinden sollte. Nach der einen war das nur ein U17-Rennen, an dem die U19 irgendwie eingebaut war. Von den U15 keine Rede, und Elite und Damen kamen irgendwie nur im Begleittext vor. Damit zu planen ist schwierig.

Was gibt es da zu planen? Jede Menge!
Wird erwartet dass man mit Öffis kommt kann man nur das an Gerät mitnehmen, was in einen Rucksack passt, und es ist bei weitem nicht egal ob der 10 oder 20 Kg wiegt, will heißen jedes Teil das man nicht braucht bleibt zuhause. Nur was braucht man? Zwei Gehäuse sind gesetzt, dazu passend jeweils ein Objektiv, die zusammen möglichst den Brennweitenbereich abdecken, mit dem man sowohl Startaufstellungen, Zieleinläufe, Siegerehrungen abdecken kann. Also die „ganze Palette“, und das hiess real bei mir am Samstag eine Canon R5, eine R6, ein 4/24-105mm und ein 100-500mm. Warum nicht „das Übliche“, 2,8/24-70mm und 2,8/70-200mm? Die 200 sind zu kurz um damit eine lange Gerade runter zu kommen, und die Strecke bestand faktisch nur aus solchen Geraden. Eigentlich wäre ein 200-800mm nötig gewesen, das aber ist für das RF-System gerade mal angekündigt mit einer voraussichtlichen Lieferzeit von mindestens einem halben Jahr. Darüber reden wir also irgendwann im Herbst nochmal. Es war auch Regen angekündigt, weshalb man darauf spekulieren konnte, kein Blitzgerät zu brauchen. Durchgehende Bewölkung hat gewöhnlich geringe Kontraste zur Folge.

Hä?
Ja, das ist ja der Haken. Viele meinen der Blitz sei da zum Licht machen. Genau das aber ist ein Irrtum. Dessen Aufgabe besteht in Kontraststeuerung, also im Ausgleich von Schatten zu Lichtern, damit das „Kontrastprogramm“ im Rahmen dessen bleibt was der Sensor verarbeiten kann. Wir wollen ja keine Scherenschnitte als Ergebnis? Wer meint damit ein Bild ausleuchten zu können ist nicht zu retten.

Was für Fotografen gilt gilt erst recht für Filmer, wenn auch anders. Da ist es weniger die Ausrüstung. Die besteht oft genug in meinem Fall aus einer GH6, bestückt mit einem 12-60mm und einem 8-18mm in der Hinterhand, falls viel Weitwinkel gebraucht wird. Das ist halt MFT, da fällt alles etwas kompakter aus. Oder wie im aktuellen Fall aus der A1 zusammen mit einem 24-105mm. Optisch genügt das regelmäßig vollkommen! Aber genügt es auch technisch? Leider nicht ganz, wie wir in Plattenhardt am Vorfall mit dem lustlosen Akku und der Hitzethematik gesehen haben. Dabei war es atmosphärisch gar nicht mal wirklich warm, kaum 20°C. Aber davor kann man sich kaum schützen, und es spricht viel dafür dass das bei allen Modellen vorkommen kann, die im Prinzip nicht für Filmen, sondern eher für Fotos gemacht sind. Man nennt diese Kameras nicht grundlos „hybrid“. Sie wandeln zwischen zwei Welten.

Braucht man aber überhaupt Fotografen? Man kann da zweifeln. Zwar reden einige so, andere handeln aber anders. Wie ist das gemeint? So wie ich es sagte!

Vor Ort sagen einige Offizielle, es sei jeder willkommen. Andererseits heisst es, es gäbe offizielle Fotografen, oder wie es hier heisst Kooperationspartner. Die dürfen alles, woraus aus der Erfahrung mit anderen Veranstaltungen leider was Bestimmtes folgt. Da die das üblicherweise nicht für Gotteslohn machen muss da also für die was rausspringen. Wie das da hinter den Kulissen läuft weiss ich nicht. Aber ich habe in Jahren schmerzhaft lernen müssen wie es oft genug ist, und lege keinen Wert auf weitere Erfahrungen solcher Art! Darum habe ich zwar derzeit einen Teil meiner Bilder online, bin aber jederzeit bereit, die Galerie zurückzuziehen, wenn irgendwo sich ein Finger hebt. E-Mail genügt, eines Anwaltsschreibens oder wie woanders erlebt gar einer Abmahnung bedarf es nicht. So wie andere Veranstalter damit umgegangen sind ist die Hypothek nicht mehr abtragbar. Ich erinnere da an die kommende DM, wo bei der letzten Austragung eine Anmerkung genügte, niemand könne zeitgleich an zwei verschiedenen Orten sein. Mir wurde nahegelegt darüber zu schweigen! Noch Fragen wer da was darf und wer nicht? Es gibt in Deutschland keine wirkliche Rede- und Meinungsfreiheit wenn sowas möglich ist. Und es hat stattgefunden.

Filmer stehen bei solchen Veranstaltungen also nicht vor einem Problem der Ausrüstung, oder wie sie den Krempel vor Ort bringen. Deren Problem ist es, sich ein gangbares Konzept aufzustellen, das alle Eventualitäten eines solchen Rennen abdeckt, komme was da wolle, und das ohne jede Kenntnis der Örtlichkeit oder des Ablaufs. Es geht da ja nicht nur um ein paar Handyclips, die man als lose Sammlung ins Netz stellen kann. Es geht da möglichst um das Einsammeln aller Eindrücke, die nötig sind, um daraus hinterher eine Zusammenfassung schneiden zu können, die alles sagt was es dazu zu sagen gab. In gewissem Sinn ist Filmen also Hellseherei, oder eine andere Form von Jazz. Sie sind auch immer und überall am Improvisieren.

Vergleichbares gilt für euren Livestream. Die Idee ist super! So können alle, die nicht vor Ort sein können, die Geschehnisse mitverfolgen. Allerdings gibt es da ein gewisses Problem, wenn zwei Drittel der Zeit der Bildschirm leer ist, weil sich das Feld gerade woanders aufhält. Da stand eben nur eine Kamera bei Start und Ziel und eine andere irgendwo anders. Professionelle Resultate mit Amateurmitteln erzielen zu wollen ist schwierig. Eigentlich muss man sich da aus dem Verleih so viele Kameras holen dass man alle Punkte der Strecke abdecken kann und dann die Bilder per Videomischer durchschalten, je nachdem wo das Feld gerade ist. Um eine Drahtverbindung von Standort zu Standort wird man da kaum herumkommen. Das größte Problem dabei dürfte aber die ungenügende deutsche Infrastruktur sein, die es auch den Fotografen schwer macht. Viele erwarten dass die Bilder so wie der Stream live im Netz sind. Technisch wäre das sogar oftmals machbar, wenn es denn einen mobilen, hinreichend leistungsfähigen und bezahlbaren Netzzugang gäbe. Sozusagen eine Lan-Steckdose im Schaltkasten an der Straßenecke. Das aber gibt es nicht, zumindest nicht für Normalverbraucher. Mobilfunkverträge ohne Datenlimit sind entweder nur für Geschäftsleute gegen Gewerbenachweis erhältlich und/oder unbezahlbar. Ja, Canon’s Kameras können, zumindest die „Profimodelle“, schon lange FTP. Nach der Aufnahme werden bei entsprechender Einstellung die Bilddaten umgehend an den benannten Server gesendet, sofern eine Verbindung besteht. Dieser Server kann an jedem Ort der Welt stehen, und die großen Agenturen arbeiten genau so. Den Zielordner zum „überwachten Ordner“ zu erklären bewirkt dass der Computer am anderen Ende der Leitung mit eingehenden Bildern was macht, hier eben sie zu einer Webgalerie hinzuzufügen oder an einen Webserver weiterzuleiten, womit sich der Webauftritt sozusagen während des Rennens selber baut.

Eben an der Verbindung hapert es aber regelmäßig.Es wäre daher eine nette Idee, einen Telekomanbieter mit ins Boot zu holen, der im Zielbereich offenes WLAN aufmacht, womit solche Dinge möglich würden. Die Presse würde es euch danken, denn auch für die ist Zeit Geld. Und das macht eine Veranstaltung für die Medien interessant.