Willingen – Ich hab’s dann doch getan! Mich nach einer unruhigen Nacht früh um 7:20 Uhr in einen Zug gesetzt und bin vier Stunden die Richtung nach Willingen gefahren. Es war die erste Verbindung des Tages, mit der man dort auch ankam. Alles frühere strandet irgendwo unterwegs. So ist man erst zur Mittagszeit vor Ort. Was habe ich dort vorgefunden?
Grob gesagt das was zu erwarten war, aber nicht ganz das was ich mir erhofft hatte.
Aber der Reihe nach. Eine halbe Stunde mit der S7 nach Frankfurt und von dort in einer Stunde mit dem RE98 nach Marburg sind ja brauchbar. Das Auto ist auf der Strecke auch nicht schneller. Aber dann… Dass die Züge voll waren muss ich hoffentlich nicht gesondert erwähnen. Die RB97 nach Brilon Stadt ist eine Wundertüte. Kaum schneller unterwegs als mit Stadtgeschwindigkeit braucht sie für die restlichen Kilometer über Frankenberg und Korbach gute zwei Stunden. Die Landschaft ist herrlich – gut zum Angucken durch’s Fenster. Aber mehr als 60 km/h sind auf der Strecke kaum drin, an nicht wenigen Langsamfahrstellen, und deren gibt es dort viele, kommt sie nicht über Schrittempo hinaus. Ja, die ärgste Tempobremse zeigt 10 km/h Höchstgeschwindigkeit!
Das ist natürlich nicht wirklich konkurrenzfähig, aber eine eingleisige Strecke, die mit Diesel befahren wird und auf der die Züge alle Nase lang teils eine Viertelstunde lang aufeinander warten müssen, lässt kaum was anderes zu. Wer da nun glaubt sein Fahrrad mitnehmen zu können kann ahnen was da kommt, wenn die Gesamtkapazität eines Zuges bei 8 Rädern liegt und Festival ist.
Wegen Überfüllung geschlossen!
Geparkt haben die Autos schon in Usseln! Die Parkplatzverkäufer – geparkt wurde auf jedem Fleckchen das zu finden war – müssen an diesem Wochenende das Geschäft ihres Lebens gemacht haben. Je Tag und Nase 10 Euro. Ferner konnte auffallen dass dann vor Ort die Supermärkte nicht störte was derzeit für einen Automatenladen diskutiert wird – der Sonntagsverkauf. Da war ganz normal geöffnet von 10 bis 18 Uhr, selbstredend mit Personal, und keinen störte es. Der Kaufmann machte gut Umsatz!
Wer dann auf dem Festivalgelände ankam fand vor, was man erwartet wenn man weiss dass man eigentlich in einen Bikepark geht. Enduro – Downhill – Marathon. Ein ziemlich erwartbares, aber begrenztes Angebot! Aussteller gab es reichlich, nur hatten die ihre Ausstellungsstücke der Nachfrage angepasst, und wenn vorwiegend Bergabspezialisten erwartet werden dann wird man kein XC zeigen. So war das dann auch. Wer meinte er habe dort das ganze MTB in allen Facetten gesehen irrte. Man sah nur einen Ausschnitt aus dem Gesamtprogramm, wie beim Skiverleih im Sommer. Vollvisierhelme soweit das Auge reichte, Downhill- und Enduroräder – aber auch ein elektrisches Rennrad standen da unter verschiedenen Zelten, die äußerlich mit Fahnen und Girlanden aufgemacht waren wie auf einem Jahrmarkt.
Apropos Jahrmarkt. An einen Markt der Möglichkeiten konnte das Ganze durchaus erinnern, und irgendwie auch an die Geschichte, die hinter dem traurigen Ende der Bike-Aktiv in Freiburg seinerzeit steckte. Auch die startete einst mit großen Erwartungen und enormem Ausstellerzuspruch. Sogar Shimano war seinerzeit dabei und zeigte seine Technik im Detail. Später dann wurde die Ausstellung immer spezifischer, und endete vor ein paar Jahren in der Pandemie mit einer Resterampe! Ganz so schlimm war es gestern in Willingen (noch?) nicht, aber wer weiss. Wirklich Neues habe ich kaum gesehen. Da wird es sinnvoller sein, doch auf die demnächst folgende Eurobike zu warten.
Auch in Willingen sah man gestern das halbe Areal gefüllt mit einem Pumptrack für die Kleinen – es verbraucht Platz ohne als solches aufzufallen – und einer ebenso großen Fläche für Fast-Food. Viel, was zwar nötig ist, mit Bike aber nicht unmittelbar zu tun hat. Man bekommt so aber den Platz voll. Das war in Freiburg seinerzeit nicht viel anders. Waren es anfangs vier Hallen mit Freifläche reduzierte es sich bald auf eine, und die war zum Schluss nicht mal voll.
Was ich damit sagen will? Es kann auffallen dass ein begrenztes Angebot auch eine begrenzte Nachfrage nach sich zieht, und wer nicht vor Ort wohnt und wöchentlich den Bikepark besuchen kann wird kaum so viel Bedarf an Downhillequipment haben dass ein Händler davon leben kann. Ich selbst komme wie bekannt aus dem südhessischen Spargelacker, sprich Sandkasten mit Höhenmetern im einstelligen Bereich. Trails haben wir keine und die Diskussion ob legal oder illegal ist da unerheblich. Der nächste Ort, wo ich das hier gezeigte Material nutzen könnte, ist 100 Km weit entfernt in Beerfelden, real nur mit dem Auto zu erreichen, und ohne Übungsmöglichkeit macht es keinen Sinn damit anzufangen. Wenn parallel zur Expo ein Downhillrennen läuft sieht man dort natürlich vorwiegend Fahrer mit Vollvisierhelmen auf dem Kopf, dennoch darf man nicht vergessen dass insgesamt diese Gruppe eine Minderheit ist. Die meisten wollen „Quer-Beet“ fahren, zum Freizeitspaß oder durch den Wald, und haben dem entsprechende Erwartungen.
Ich hätte mir zum Beispiel gewünscht, mir Actioncams mal live anschauen zu können. GoPro & Co. Ihr wisst schon. Die Teile die online überall angepriesen werden, die man im örtlichen Fachhandel aber nirgends wirklich bekommt. Die Katze im Sack zu bestellen ist nicht gut wenn man nicht weiss, was man für teilweise viel Geld bekommt. Nicht lieferbares Zubehör verhindert die sinnvolle Nutzung. Aber ein solches Angebot gab es nicht. Dafür wurden Lampen präsentiert. Und Bekleidung im Abverkauf.
Zum Schluss noch kurz ein Wort zum Thema Kamera. Wie erwähnt sind beim Hessentag in Fritzlar, den ich am kommenden Donnerstag besuchen möchte, nur Taschenkameras oder Handys erlaubt. So habe ich zum Test gestern meine ZV-1 mitgenommen und die erprobte Ausrüstung zuhause gelassen. Natürlich ist es praktisch, die Kamera in der Jackentasche herumtragen zu können und somit äußerlich nicht als Fotograf aufzufallen.
Fotografisch handelt es sich bei diesen Modellen, und allen anderen auf einer ähnlichen Basis, meiner Meinung nach aber um Fehlkonstruktionen. Warum? Das Bildergebnis ist technisch in Ordnung. Schrumpft man eine Kamera aber auf Zigarettenschachtelgröße bleibt für einen normalen Sucher kein Platz. Die Bildkontrolle erfolgt also über das rückwärtige Display, und das ist ein Problem.
Zum einen ist es Hochglanz, man sieht also bei Sonnenschein wie im Spiegel eher die eigene Visage als das Bild, zum anderen ist es dann draussen so hell dass die Anzeige darin untergeht. Man sieht also nicht was man aufnimmt, die Bilder werden zum Blindflug. Gebrauchsfähig sind solche Kameras bestenfalls in Innenräumen. Hinzu kommt dass die Brennweite nur über einen Wipptaster verstellt werden kann, also rein elektronisch erfolgt, und die Verstellwege so kurz sind dass eigentlich nur die beiden Endanschläge wirklich von praktischer Bedeutung sind. Alles dazwischen wird nur per Zufall getroffen. Wie ich das Problem bis Donnerstag löse weiss ich noch nicht. Es kann genauso gut sein dass ich von einem Besuch in Fritzlar absehen werde, nach dem Hessentag wiederkomme und mir meine Bilder dann mit der normalen Ausrüstung mache.