Foto: Symbolbild – Eschborn/Frankfurt/Taunus – Es ist seltsam. Einerseits laden die Veranstalter des bekannten Radrennens Zuschauer zum Besuch ein, veröffentlichen Zeitpläne, sperren auf der anderen Seite aber den ganzen Tag lang die Straßen! Auch der ÖV steht still.
Ich habe mich erkundigt. Die Auskunft ist ernüchternd. Das ganze politische Geschwätz, das Auto stehen zu lassen und stattdessen Busse und Bahnen zu nutzen, wird konterkariert durch die hier erlebbaren Pläne. Es gibt ja noch mehr Interessierte als in diesem Beispiel Radrennfahrer.
Auch wenn ich denen ihr Hobby gönne, es kann doch nicht sein dass ganze Regionen von der Außenwelt abgeschnitten werden und nicht mal ein Notbetrieb mehr gegeben ist? Da kann man sich auch die Propaganda sparen. Auf dem Feldberg will man ein Volksfest veranstalten? Und wie kommen die Leute dann da hin? Was ist wenn es jemandem schlecht wird? Die Zufahrten werden gesperrt! Kommt dann der Heli, die Flugstunde für 10.000 Euro? Dafür wäre dann wohl Geld da, die Allgemeinheit zahlt es? Für ein schlüssiges Konzept fehlt es aber?
Konkretes Beispiel: Ein Taunusausflug. Bislang führte die Rennstrecke z.B. über den Ruppertshainer Stich. Wer da rechtzeitig im Wald eine Einbuchtung fand konnte sich das Rennen in allen Details ansehen. Ortskundige kannten sich aus, andere mussten eben rechtzeitig nach dem Rechten sehen. Nun hat man die Strecke geändert. Gestern sah ich aus dem Bus, dass an den Parkplätzen an der Feldbergstraße große Schilder hingen. Diese seien am Mittwoch „aus Sicherheitsgründen“ gesperrt!
Rotes Kreuz – Billtalhöhe – Windeck – Sandplacken etc. alles gesperrt? Offenbar wünscht man doch niemanden an der Strecke – ausser sich selbst natürlich? Man könnte da zynisch werden, wenn man sich vorstellt, dass die Zuschauerkulissen, die man später im Fernsehen serviert bekommt, ja kaum mit dem eigenen Auto oder dem Bus da hin gekommen sein können. Karrt man die „Jubelperser“ dann mit dem Charterbus da rauf? Denkbar wäre es! Mir kann man nicht erzählen die seien alle gewandert! Das geht in der verfügbaren Zeit garnicht.
Was ist das denn für eine Botschaft? Wer das Rennen sehen will tut gut daran, am Tag davor Chips und Bier einzukaufen und es sich vor der Glotze bequem zu machen! Das wird ja alles übertragen. Leider nur die Profis. Die anderen Rennklassen gehen wieder mal unter. Alle, die aktiv sein wollen und z.B. wandern bekamen von Veranstalterseite das Angebot, ab Königstein oder Saalburgbahnhof auf den Feldberg zu wandern. Toll, das sind bescheidene 13 Km. Je Richtung. Man muss ja auch danach wieder runter. Es gibt aber nicht nur die jungen, fitten Anfang-20jährigen! Für die ältere Generation besteht demnach kein zumutbares Angebot?
Die Auskunft des Verkehrsverbands Hochtaunus besagte, dass nur ein Bus der Linie 57 an dem Tag fahren werde, nämlich der um halb Sechs abends. Den braucht dann aber kaum noch einer! Faktisch fährt an dem Tag also nichts, und wer nicht gezielt danach fragt bleibt im Unklaren. Die Onlinemedien zeigen nämlich normalen Betrieb.
Wer kann sollte sich also gut überlegen, ob er oder sie am 1. Mai den Taunus für einen Ausflug aufsuchen sollte! Von Experimenten ist abzuraten, und wer nicht an Radsport interessiert ist oder sich nicht auf eines der Ziele wie Eschborn, die Frankfurter Innenstadt oder Eppstein festlegen lassen will muss sich Alternativen suchen. Viel sehen wird man da als Normalverbraucher kaum. Wenn die Massen nicht verteilt werden, sondern geballt an wenigen Punkten stehen, hat niemand was davon. Die nötige Kapazität ist garnicht gegeben.
Online wird am Beispiel Eppstein, das als Zuschauerhotspot gepriesen wird, mit der schönen Altstadtkulisse geworben, und man ist sich wohl nicht mal zu schade das alte Eisenbahntunnel mit ins Boot zu holen. Es hat zwar nichts mit Radrennen zu tun und dürfte auch kaum öffentlich zugänglich sein, aber mangels anderer Gelegenheit nimmt man wohl was man so hat. Dorthin kommen sollte an dem Tag auch nur, wer sich an die Strecke stellen will, und für die Anreise empfiehlt sich die S-Bahn. Die Straßen sind ebenso wie die beworbene Innenstadt auch dort gesperrt. Zur Burgruine kommt man bestenfalls zu Fuss, Parkplätze dürften an dem Tag nicht verfügbar sein.
Was waren das für Zeiten, als man die Rennfahrer im Taunus noch fast hautnah erleben durfte? Seit Corona heisst das Stichwort nur noch „Sicherheit“. Andere nennen das erlebbare Verhalten Kontaktsperre. Man sperrt aus, versteckt sich, hat Angst vor seinen Mitmenschen. Hauptsache es guckt keiner zu genau hinter die Kulissen.