Na denn, Prost!

Foto: Symbolbild – Ei da schau her! Etwas tief ins Glas geschaut haben anscheinend einige Politiker. Es bleibt ja nicht unentdeckt, was sich da im neuen Jahr so alles tut.

Heute stand ein Artikel im Echo, in dem man sich wundert warum die Ersatzbusse zwischen Mannheim und Frankfurt faktisch leer durch’s Land fahren. Ich habe heute auf dem Weg zur Arbeit auf der A5 bei Langen einen solchen „RE70-Ersatz“, einen Gelenkbus üblicher Bauart, überholt und darf feststellen: Er war faktisch leer. Da fuhr viel heiße Luft durch die Gegend. Neben dem Fahrer waren da kaum mehr als 1-2 Passagiere.

Nebenbei, die Ersatzbusse fahren im Halbstundentakt, genauso wie davor die Züge. Glaubt wer dass die Passagiere aus dem Zug, so in etwa 400, alle in den 70-Personen-Bus passen, wenn der wirklich ernsthaft genutzt würde? Auch ein Gelenkbus soll wie zugegeben wird kaum mehr als 160 Nasen fassen. Es ist also klar was da passiert. Streng genommen müssen die Busse ja sogar zwei Züge fassen, nämlich einmal die halbstündlichen S-Bahnen und zudem noch den stündlichen Regionalexpress. Die öffentlich propagierte Fahrtanzahl von hunderten Fahrten jeden Tag kann ich aus dem hier aushängenden Fahrplan nicht erkennen.

Warum konnte man das kommen sehen? Die verantwortlichen Macher sagen ja öffentlich, das Abwandern ins Auto müsse verhindert werden. Anscheinend weilen die entweder nicht in der Realität, oder haben zu tief ins Glas geschaut.

Zwei Dinge sind Fakt: Einmal die um eine volle Stunde verlängerte Fahrzeit, und zum anderen die seit Tagen andauernden Ausfälle der S8/S9, weil das Stellwerk Kelsterbach derzeit nachts unbesetzt bleibt. Bis 6 Uhr fährt da also kein Zug. Es ist nicht absehbar wie lange dieser Zustand noch andauert. Was also soll man dann in Gateway Gardens, der Anschluss-Station in Richtung Flughafen oder Hauptbahnhof bzw. Innenstadt?

Jeder, der nicht gerade weltfremd ist, kann sich an fünf Fingern ausrechnen dass diese Verbindung nur auf dem Papier existiert und man so in Wahrheit seinen Arbeitsplatz nicht erreicht. Ob das später am Tag besser klappt steht hier nicht zur Debatte. So auch dieser „RE70E“, der ohne Halt von Goddelau bis Frankfurt durchfährt. Der Bus kommt aus Groß-Rohrheim. Käme er aus Mannheim wäre er vielleicht voller, auch wenn klar sein kann dass die Anschlussreisenden da im ICE via Darmstadt fahren und einfach sitzen bleiben, wenn sie nach Frankfurt wollen. So kommt derzeit Darmstadt HBF in den seltenen Genuss von internationalem Fernverkehr. Aufgrund der Bauarbeiten dort hilft das aber wenig, man kommt auch da nur per Ersatzverkehr weg. Und das auch oft genug nur, wenn man sich auskennt, denn sonst kann es passieren dass man die Bushaltestelle, wo diese Busse abfahren, garnicht findet.

Das andere wäre die lange Fahrzeit, weil der Bus regelmäßig jede Haltestelle abklappert. Die reale Lage der Ersatzbushaltestellen ist ja auch nicht überall so wie angekündigt. Man soll also – im Bus werden keine Fahrscheine verkauft – erst zum Bahnhof laufen, sich einen Fahrschein ziehen, zur Bushaltestelle am anderen Dorfende wandern, dort auf den Bus warten, währenddessen der Fahrschein „zum sofortigen Fahrtantritt“ verfallen ist? Somit wird nicht nur der Schlaf jede Nacht um mindestens zwei Stunden kürzer, und es braucht keinen Arzt um zu erkennen dass das auf Dauer nicht gesund ist. Das Konzept ist unausgegoren. Es geht an die Nerven! Die Leute haben ja auch nicht zu viel Zeit, um sie so zu verschwenden.

Also fährt wer kann mit seinem Auto, und das war Normalbürgern von vornherein klar!

Was mich dabei ärgert ist ob dieser Absehbarkeit eben das politische Geschwätz, das nur eins zeigt: die, die sich sowas ausdenken, nutzen es selbst nicht. Das sind also Schreibtischtäter ohne praktischen Verstand! Damit aber macht man es nur noch schlimmer, denn wer soll vertrauen wenn man sich auf den Arm genommen fühlt?

Die Organisation des ÖPNV entspricht auch sonst oft genug nicht der Lebenswirklichkeit der Nutzer. Vor Jahrzehnten ausgedacht, seitdem nie wirklich überprüft, und heute oft genug praktisch nicht nutzbar ist es kein Wunder dass die Leute nicht umsteigen, zumal ja ebenfalls noch das Risiko besteht, dass der Ersatzbus garnicht kommt. Ich bin seinerzeit bei der Bauphase in Biblis „geheilt“ worden, als dann noch die Verkehrsgesellschaft antwortete, nicht zuständig zu sein und man solle sich doch an das beauftragte Busunternehmen halten, das Nutzer garnicht kennen können.

Das, meine Herren, ist nicht meine Baustelle! Das ist eure.

So wie beim Wegerisiko. Wir fallen aus und du schaust halt zu wie du pünktlich zur Arbeit kommst! Eben das ist hier das Problem. Nicht dass Arbeiten zu erledigen sind. Dagegen sagt keiner was, was sein muss muss sein. Es ist die Art, wie man seine Kunden abhandelt, wenn man als Staat selbst der Gesetzgeber ist, zugleich Eigentümer der Bahngesellschaft, die die Probleme durch jahrzehntelangen Schlendrian verursacht hat, und das auch noch politisch gewollt, weil der seinerzeitig gewollte Börsengang das alles massgeblich verursacht hat. Eben die Politik, die das mit ihrer „Bahnreform“ ausgelöst hat gibt jetzt den fürsorglichen Übervater, der alles verbessern will. Zuvor muss eben leider noch gebaut werden.

Da sollte man jetzt auch konsequent sein. Haltet einfach den Mund und gebt zu euch verrannt zu haben in Doktrinen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben. Ihr wart beratungsresistent und seid das bis heute! Die Pendler haben es nicht zu vertreten!