Leserbriefe

Zu den Bildern vom sonntäglichen Bergzeitfahren haben mich Zuschriften erreicht. Auf eine davon möchte ich stellvertretend öffentlich antworten. Ich freue mich über das Lob. Allerdings bedarf etwas da der Richtigstellung.

Der Autor spielt hier keine Rolle. Geschrieben hat er wie folgt:

„Lieber Herr Laut,

ich habe soeben die wunderschönen Fotos vom Bergzeitfahren am Wochenende entdeckt. In der Tat ist ihr neues Objektiv der Hammer. Und überhaupt, das sie das gemacht haben und damit für uns Teilnehmenden so hochwertigste Zeugnisse entstanden sind, ist besonders. Auch bei Großveranstaltungen wie dem 3 Länder Giro bekommt man nicht so gute Bilder. Haben sie ganz herzlichen Dank dafür. Den Unterschied zwischen locker hochfahren und im Rennen hochfahren konnte ich dadurch übrigens sehr gut an meinem Gesichtsausdruck sehen 🙂
Ihnen eine schöne Woche und vielleicht bis wieder einmal.“

Antworten möchte ich der Reihe nach. Fotografie ist angewandte Physik und grundsätzlich von jeder und jedem erlernbar, sofern man bereit ist sich mit gewissen Regeln anzufreunden. Natürlich hat es auch etwas mit Sport zu tun. Ein Anfänger ist gleich am Anfang nicht so gut wie jemand, der 30 Jahre Training hinter sich hat. Im Radsport ebenso wie in der Fotografie.  Eine Kamera ist dabei Werkzeug, nicht mehr und nicht weniger. Werkzeug kann für eine spezifische Aufgabe geeignet sein, oder auch nicht. Es ist Teil der Aufgabe der Fotografen, die Anforderungen des Motivs zu berücksichtigen und dafür geeignetes Werkzeug auszuwählen. Ein Bahnrennen braucht anderes Glas als eine mehrtägige Etappenfahrt, ebenso wie ein Einzelzeitfahren anders zu handhaben ist wie ein MTB-Rennen. Zu diesem Thema könnte man Bücher schreiben. Warum gibt es dann kein einziges zum Thema Radsportfotografie? Es gibt kaum Bedarf, weil das von oben her so gewollt ist! Man kann leicht erkennen dass bei den Rennen Zuschauern eine ausschließlich passive Rolle angedacht ist. Der Sport in Deutschland ist diesbezüglich auf dem Stand von 1980 stehen geblieben! Zuschauer sind nur Klatscher und Bravorufer, haben passiv auf der Tribüne zu sitzen und sich ansonsten nicht einzumischen. Die Möglichkeiten des Web2.0, auch bekannt als Mitmachweb, sind nie erkannt worden und werden kaum genutzt. Bürgerjournalisten gibt es demnach nicht, man lässt nur Hauptberufliche zu und verwehrt anderen gezielt den Zugang. Wozu also soll sich das Volk damit beschäftigen? Man ist ja angeblich doch nur ein Sicherheitsrisiko für die Sportler, mache den Veranstaltern zusätzliche Arbeit für Absicherung und sei eine Gewinnschmälerung für die Fotodienste. Am besten kommt man erst gar nicht!

Der aktuelle Zuschauermangel bei den Rennen hat doch Gründe! Aus der Leichtathletik wurde bekannt dass der DLV in den Stadien nur noch seine eigenen Fotografen wünscht, der Triathlon hat sich auf eine sehr eindeutige Aussage eingelassen und das Wort „Zuschauerausschluss“ gebraucht. Wichtige Radrennen gehen ebenso vor.

Früher war es die Aufgabe eines Pressewarts, Berichte über Vereinsaktivitäten zu sammeln und zu archivieren. Heute muss man zusehen dass die Zeitungen überhaupt noch darüber berichten. Das hat ebenso Gründe, wählen Zeitungen doch die Platzvergabe im Blatt danach aus, was die Leserschaft bevorzugt interessiert. Da kommt dann das eine zum anderen!

Aufgrund gewisser „Besonderheiten“ wird derzeit kaum ein Amateur ohne gewerblichen Hintergrund das Thema Sport noch anfassen! Das ist schade, aber die Konsequenz aus der Rechtslage mit der DSGVO sowie ebenso dem Verhalten vieler Sportvereine und Veranstalter. Es ist besser wenn die Sportler nicht alles kennen, was sich um ihren Sport herum so abspielt! Das Vertrauen, das für diese Art der Fotografie nötig ist, wurde von Grund auf zerstört, und etliche Funktionäre empfinden nichts dabei. Die haben da nur ihr Geld im Kopf und akzeptieren nicht dass es Menschen gibt die anderen helfen wollen und uneigennützig handeln. Als einzig zulässiges Motiv dieser Arbeit wird „Geld verdienen“ akzeptiert. Sogar mit der Presse geht man in Teilen fragwürdig um. Anstatt froh zu sein über Interesse übt man sich in Arroganz.

Die von mir in Schwarzenborn benutzte Ausrüstung war „für schönes Wetter“ ausgelegt! Bei Regen wäre ich damit „baden gegangen“. Eine 20-Megapixel-Canon-DSLM Bauart R6 mit zwei Objektiven, einem 24-240mm Universalzoom und dem benannten 100-500mm-Teleobjektiv.  Beides keine Lichtriesen. Von der Brennweite ebenso wie der Maximalöffnung hängen Dinge wie die Perspektive, aber auch Schärfentiefe und Bildgestaltung ab, die Kamera bestimmt über den Sensor welche Abmessungen das fertige Bild maximal haben wird. Dazu kam bei der Siegerehrung, die im prallen Gegenlicht lag, noch ein Profoto A1 als behelfsmäßiger Lichtquelle dazu, um später überhaupt mehr auf den Bildern zu sehen als einen Scherenschnitt. Der Profoto-Blitz hat gegenüber den serienmäßigen Geräten von Canon den Vorteil eines stärkeren Akkus, der kürzere Blitzfolgezeiten erlaubt, sowie durch die kreisrunde Blitzröhre eine angenehmere Lichtverteilung. Dafür zahlt man dann aber an der Ladenkasse entsprechendes Geld.

Es ist eben die Frage, ob man mit einer geringeren Maximalöffnung, genannt Lichtstärke, auskommt, oder ob man eine größere Öffnung für kürzere Verschlusszeiten oder eine geringere Verstärkung sprich ISO braucht. Alles Faktoren, die hinten auf die Bildqualität durchschlagen.

Apropos Bildqualität … 😉 Von nichts kommt nichts. Während es die Handyknipser vor allem auf „schnell, schnell“ anlegen und Bilder für die sozialen Medien sofort hochladen wollen gehe ich den beschwerlichen Weg der handwerklichen Verarbeitung, also über Rohdaten. Nicht weil ich Masochist wäre, sondern weil nur so ein ansprechendes Ergebnis sichergestellt werden kann.

RAW als Format ist nicht TIFF ist nicht JPEG ist nicht PNG. Technische Bildformate gibt es viele, und selten sind sie uneingeschränkt kompatibel. Physikalisch ist RAW überhaupt noch kein Bild, es sind Sensordaten, die eine Software wie Lightroom lesen kann. Ein klassisches Bildverarbeitungsprogramm kann damit absolut nichts anfangen! Selbst Photoshop braucht dafür ein Importmodul. Man kann in diesem Workflow die Parameter setzen, die man an der Kamera bestenfalls mühsam beeinflussen kann. Stellschrauben gibt es da viele, und jede davon nimmt Einfluss auf das fertige Bild. Stelle dir einfach die Bilddaten als Knete vor, die man da nach Bedarf ausformt statt zu nehmen was zufällig aus der Kamera fällt. Keine Automatik kann wissen was du fotografierst!

Das dauert halt seine Zeit, jedes Foto einzeln in die Hand zu nehmen und ihm die Aufmerksamkeit angedeihen zu lassen die es verdient, aber wie man sieht lohnt sich die Mühe. Handwerkliche Arbeit versus Huschpfusch.

Es heisst nicht grundlos, jemand arbeitet nach den Regeln der Kunst. Andere halt nicht.

Was die bekannten Fotodienste angeht, das sind Firmen die eine Dienstleistung anbieten. Das sind keine Samariter, die wollen Geld verdienen, also gemäß der Gleichung, den Aufwand zu minimieren und den Ertrag zu maximieren. Die interessieren sich regelmäßig für das Motiv nur insoweit als dass es zahlt. Das ist solange auch kein Problem, wie sie anderen das Bildermachen nicht verbieten lassen wollen, um sich vermeintlicher Konkurrenz zu entledigen. Da gibt es leider einige recht spezielle Zeitgenossen. Schon der Zeitfaktor bringt es mit sich dass unsereins für die eigentlich keine Konkurrenz sein kann, und wenn doch stellen sich andere Fragen, zum Beispiel die, wie realistisch das Geschäftsmodell denn ist. Man kann sich leicht vorstellen, dass da, wo jemand eine Kamera aufstellt und so einrichtet dass diese per Lichtschranke alles fotografiert was da vorbei kommt und nicht bei Drei auf den Bäumen ist, nicht dieselbe Qualität hinbekommen kann wie jemand, der sich jedes Bild gut überlegt. Das meine ich hier nicht technisch, eher bildgestalterisch. Natürlich weiss man da technisch was sich bewährt hat und wie man die Masse zufrieden stellt. Es geht da eben um Masse, und nicht immer um Klasse. Wer sich das mal vor Ort angeschaut hat weiss was da schief läuft. Ich habe dazu eine Meinung, die will man da aber nicht hören. Es ist besser, eine begrenzte Menge gute Bilder anzubieten als viele mittelmäßige. Dann gäbe es aber keine Fotoflatrate mehr.

Um ein Rennen fotografisch gut zu dokumentieren braucht man mindestens 5-10 Fotografen bei einem Rundstreckenrennen oder Kriterium, die alle wissen müssen was sie tun. Bei einem Straßenrennen über Land vervielfacht sich das ins Unermessliche, wenn man keine Motorräder dabei haben will, weil das ja gefährlich sei! Wissen die das nicht hat man an jedem Kurvenausgang ein Sturzchaos! Verteilt man die richtig hat keiner davon gleiche Bilder, schon deshalb weil es der Natur folgend an jeder Kurve und auf jeder Geraden andere Lichtverhältnisse hat, andere Winkel, andere Motive.