Freiburg

Eine gültige Beschreibung für die „Breisgaumetropole“ Freiburg zu finden ist schwierig, denn eine Stadt als homogene Einheit gibt es nicht! Wer die Stadt einordnen will muss erst mal begreifen dass diese neben ihrem Zentrum aus vielen in sich geschlossenen Stadtteilen besteht.
Diese Stadtteile sind entweder eingemeindete Dörfer der Umgebung oder am Reißbrett entstandene Kunstprodukte. Das Zentrum, Altstadt genannt obwohl dort seit 1945 wenig alt ist, durchmisst kaum 500 Meter vom Europaplatz bis Martins- oder Schwabentor. Dort liegt das, was Touristen gewöhnlich für Freiburg halten. Da ist aber sehr viel mehr! Von Ebnet im Osten bis Landwasser im Westen, eine einheitliche Stadt gibt es nicht. Jeder Teil hat seine Eigenheiten, von den Villenvierteln am Schlossberg bis hin zum Niedrigenergiebau im Vauban. Und am Rieselfeld baut man gerade.

Man kann dort vier Wochen verbringen und wird danach immer noch nicht alles gesehen haben.

Mit einem weiteren Irrtum muss gleich am Anfang aufgeräumt werden. Die Stadt rühmt sich ihres hervorragenden Nahverkehrs. Dabei ist das Hauptverkehrsmittel vor Ort das Fahrrad! Warum? Nun, man kann mit Bussen und Bahnen zwar die Stadtteile untereinander gut erreichen, aber an der Feinverteilung hapert es, und das gewaltig. Das Netz ist vorwiegend, wie andernorts auch, auf das Zentrum ausgerichtet. Die meisten Linien fahren zum Bahnhof. An Querverbindungen mangelt es oft. So ist man von Betzenhausen durch den Seepark mit dem Rad schneller an der Messe oder der Uni als mit der Bahn via Rathaus im Stühlinger, dem Stadtteil nebenan, auch wenn üblicherweise alle 7 Minuten etwas fährt.

Wiehre

Der Schloßberg ist nicht nur bei gutbetuchten Einheimischen beliebt. Vom Kanonenplatz aus hat man eine schöne Sicht von oben auf die Stadt. Warum der Kanonenplatz heisst müsste man den fragen, der dem Ökostadtteil Vauban seinen Namen verpasst hat. Der ist nämlich auch für jene Festung verantwortlich, deren Reste man am Schloßberg immer noch findet. Wer an nicht allzu heißen Tagen ganz nach oben steigt findet auch einen Aussichtsturm, dessen Besteigung sich lohnt. Aber nur für Schwindelfreie. Und weil wir gerade vom Schloßberg reden, da ist es zu dem Mountainbikern und ihren Trails nur noch ein Katzensprung. Borderline & Co. sind vielen sicher ein Begriff. Wer nicht über die passende Fahrtechnik verfügt sollte sich dort tunlichst fern halten, auch wenn man bei manchen Fahrradläden in der Stadt, deren es mehr gibt als Fotogeschäfte, Mountainbikes ausleihen kann. Das ist nichts für Ungeübte!

Die hinlänglich bekannten Sehenswürdigkeiten, die den Besuchern gern gezeigt werden, sind in der Tat im Umkreis von gut einem halben Kilometer um das Münster zu finden. Rathaus, Bertholdsbrunnen, Fischer- und Gerberau ebenso wie der Münsterplatz mit Münster und Markt. Dieser Münstermarkt ist etwas Besonderes, da geht es gerne mal um die Wurst. Die „Lange Rote“ ist keine Bratwurst. Das gibt es so sonst nirgendwo in Deutschland, soweit ich weiss. Im Baguette und mit Zwiebeln wird man für derzeit vier Euro gut satt, und wer auf die Zwiebeln anspricht hat den restlichen Tag Unterhaltung. Etwas geschmacklich vergleichbares findet man übrigens bei LIDL im Kühlregal. Eine Rote Wurst im Fünferpack, auch wenn die eher eine Bockwurst ist.

Öffentliche Toiletten sind da das Stichwort. Diese gibt es, allerdings oft gut versteckt. Nur leider selten da wo man sie erwarten würde, oder wo man sie braucht.

Die Angaben in Reiseführern können irritieren. Die Stadt ist zumeist keinesfalls bergig, auch wenn die Höhenangaben anderes vermuten lassen. Woher das kommt wird klar wenn man überlegt, dass der Hausberg Schauinsland noch auf Freiburger Gebiet liegt, und das andere Ende der Stadt weit in die Rheinebene reicht. Wer auf den Schauinsland fahren möchte nimmt am besten die Tram 2 und fährt damit bis zum Endpunkt Günterstal. Ab da fährt der Bus 21 nach Horben und kommt dabei auch an der Talstation der Seilbahn vorbei. Leider kann man den Aussichtsturm oben auf dem Schauinsland derzeit nicht benutzen, er ist aus Holz und angeblich morsch. Günterstal ist ein ehemaliges Kloster. Man merkt es wenn man hin kommt. Durch dieses Tor muss man durch! Es führt kein Weg daran vorbei, und es ist eng. Auch für die Straßenbahn.

Um die Ecke vom Hauptbahnhof steht ein merkwürdiges rundes Gebäude, die Radstation. Darin findet man manches, vom Fahrradparkhaus über eine Werkstatt bis hin zum Café. Die Koffeinsucht mancher Radfahrer soll sprichwörtlich sein. Um den Stühlinger Kirchplatz gleich nebenan sollten Ortsfremde lieber einen Bogen machen. Dort findet man häufig ein gewisses Publikum, mit dem Rechtschaffene eher weniger zu tun haben möchten! Die Kirche selbst sieht schön aus, lässt sich aber auch aus der Entfernung von der Stadtbahnbrücke über die Gleise des Hauptbahnhofs aus betrachten.

Fussballbegeisterte haben die Wahl. Entweder sie fahren nach Osten zum alten Dreisamstadion, oder nach Westen zur Messe, wo gleich beisammen sowohl der Flugplatz als auch das neue Europaparkstadion angesiedelt sind. Alles geht mit der Tram. Ab Hauptbahnhof mit der 1 nach Osten Richtung Littenweiler oder der 4 nach Nordwesten zur Messe. Gewisse Großmärkte findet man da übrigens auch. Leider lässt sich ein Sofa schlecht in der Tram transportieren. Man beachten ferner dass die Tram am Stadion nur bei Veranstaltungen hält.

Apropos transportieren, man muss ja erst mal irgendwie da hin kommen. Mit dem Auto ist es schlecht! Autos sind in der ökologisch angehauchten Stadt nicht wirklich erwünscht, und erst kürzlich hat die Stadt sogar die P+R-Plätze für Ortsfremde faktisch gesperrt. Parkberechtigt ist dort nur noch wer eine Zeitkarte vom RVF hat oder wer eine solche als Tageskarte zahlt. Mal eben in die Stadt fahren, kurz was holen? Vergiss es!
Wer von der Autobahn kommt hat schlechte Karten, sind diese Parkplätze doch als erste besetzt, und die Zahl der Parkplätze genügt dem Bedarf in keinster Weise. Was diesem Bedarf ebenso wenig genügt sind die Möglichkeiten zum Radtransport im Fernverkehr der DB. Ja, es gibt Fahrradstellplätze, aber was sind denn ein halbes Dutzend davon für einen Zug, der 400 Reisende befördert? Ein Tropfen auf dem heißen Stein! So einen Ausflug zu machen führt zu nichts. Man müsste schon Wochen im Voraus buchen, und wenn dann das Wetter nicht mitspielt hat man das Geld in den Sand gesetzt. Dasselbe im Regionalverkehr ist ein Glücksspiel, da Rollstühle und Kinderwagen immer Vorrang haben und die Mitfahrt somit nicht gewährleistet ist. Von den baustellenbedingt vorhandenen sonstigen Problemen des Bahnverkehrs muss ich da nicht lange reden. Zwischen Freiburg und Offenburg sind Baustellen, zwischen Frankfurt und Mannheim auch. Wenn da Züge fahrplanmäßig fahren ist es eine Notiz wert. Verspätungen und Ausfälle sind eher an der Tagesordnung, wenn auch nicht unmittelbar in Freiburg selbst. Die komplette Reisekette funktioniert aber selten, mit Überraschungen jeder Art ist zu rechnen. Auch wie gestern dass in Mannheim der ICE eine halbe Stunde lang auf die ablösende Crew warten muss, weil die im anderen ICE steckt, der in der Baustelle fest hängt. Fahre Bahn, und du brauchst keine anderen Abenteuer!

Video folgt – vielleicht …