Das Leben ist relativ!

Viele Menschen urteilen nach Äußerlichkeiten! Das betrifft Experten gleich wie Halbdackel. Ich nutze die Begriffe nicht gerne, aber so wie manche sich aufführen muss ich es tun.

Das Titelfoto zeigt zwei äußerlich völlig unterschiedliche Kameras. Eine Canon EOS 1D-X wie auch eine OM Systems OM-5. Das Bild ist nicht „geshoppt“, die Größenverhältnisse sind wirklich so. Fotografisch sind beide gleich! Die Optiken entsprechen in beiden Fällen einem 28-300mm, bezogen auf Kleinbild. Die OM-5 nutzt aber einen MFT-Sensor, der lediglich ein Viertel der Fläche des Kleinbilds hat. Heraus kommen aber in beiden Fällen quasi dieselben Bilder – solange genug Licht da ist. Zu Details komme ich anschließend.

Ich schreibe diesen Beitrag um aufzuzeigen warum man Fotografen nicht nach ihren Kameras beurteilen darf!

Üblicherweise nennen viele die Canon auch „Profimodell“. Groß, schwer und beeindruckend, während die OM-5 äußerlich eher bescheiden daher kommt. Das aber täuscht. Eine OM-5, und andere Modelle auch, ist eine Reisekamera. Die wurde konstruiert um mit wenig Gepäck unterwegs zu sein, wo eben viel Gerät weder zu besseren Ergebnissen noch zu anderen Vorteilen führt. Ein Fotograf mit einer Canon wird aber sofort als Presse anerkannt, ohne dass wer näher nachdenkt. Kleider machen eben doch Leute! Das sagt über das, was in den Kleidern steckt, aber nichts aus.

Versuche mal mit der Canon ins Theater zu gehen. Aufmerksamkeit wird dir gewiss sein, auch wenn der Auftrag solche garnicht wünscht. Unauffälliges Fotografieren führt regelmäßig zu besseren Ergebnissen. Man geht mit der OM-5 fast überall als einfacher Tourist durch. Was danach mit den Bildern geschieht, ob sie veröffentlicht werden oder in der Privatschatulle landen, ist davon unabhängig.

Vorteile hat das Vollformat 24x36mm dann, wenn das Licht knapp wird. Gleiche Pixelzahl vorausgesetzt ist jedes davon auf einem KB-Sensor lichtempfindlicher als sein Pendant auf MFT, und wenn das Signal „besser“ ist muss weniger verstärkt werden, weshalb es dann gemeinhin weniger rauscht. Das allerdings hängt auch erheblich von inneren Werten ab, da spielen auch Computerprogramme eine Rolle. Solange man nicht im Tunnel fotografieren will hat man mit MFT aber auf jeden Fall die erheblich kleinere Kamera.

Beide decken wie gesagt den gleichen Bildwinkel ab!

Auf dem Sportplatz oder beim Rennen wirst du mit der OM-5 allerdings selten ernst genommen. Warum das so ist liegt an Erfahrungswerten. Es gibt wenig konservativeres Klientel als Pressefotografen, die überwiegend seit Jahrzehnten nach dem Motto von Adenauer arbeiten: Keine Experimente! Die nutzen was sie haben, was sich bewährt hat – und was man im Zweifel jederzeit im Verleih bekommen kann. Canon, Nikon – aber eher nicht Olympus.

Und ich wiederhole mich: Solange man die Spitzfindigkeiten wie z.B. das Blitzsystem bei Canon nicht braucht wird man mit beiden Kameras vergleichbare und konkurrenzfähige Bilder machen können. Mit der OM-5 aber für einen Bruchteil an Masse.

Wer den ganzen Tag damit herumlaufen muss wird abends dafür dankbar sein!

Darum informiert euch und hört bitte auf, Fotografen nach ihrer Ausrüstung zu bewerten. Bei einem Radrennen mag ein Starter mit Hollandrad chancenlos sein. Ein Fotograf mit einer kleinen Ausrüstung hingegen sticht den Profi aus, wenn der weitere Workflow angepasst ist. Da spielt nämlich mehr eine Rolle als nur der Druck auf den Auslöser!