Umweltsch(m)utz

Die Bahn baut. Derzeit haben wir sozusagen einen Baustellenfahrplan mit faulen Kompromissen auf der Riedbahn. Die S7 fällt komplett aus. Man bemüht sich, handelt sich dabei aber den Eindruck ein, nicht in der Praxis zu weilen. Es gibt noch etwas mehr als 8-16-Uhr-Jobs. Am Anfang dieses Beitrags mit dem mehrdeutigen Titel daher erst mal einen Screenshot zur Einführung.

Er zeigt das aktuelle Fahrtenangebot auf der Riedbahn für Frühdiener. Wer also um 6 Uhr in Offenbach antreten soll hat – keine Fahrmöglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln!

Die Auskunft stammt von der Webseite des RMV, dem zuständigen Verkehrsverbund. Zudem ist bekannt geworden dass die Strecke im kommenden Januar sowie das ganze zweite Halbjahr 2024 vollständig gesperrt werden wird. Da fährt dann also ausser einem Busersatz überhaupt nichts mehr. Zwischendurch wird auch der Stadttunnel in Frankfurt wochenlang dicht gemacht.

Da haben unsere Politiker also die Stirn, sich hin zu stellen und die Leute aufzufordern, das Auto stehen zu lassen, und das bei dieser völlig desolaten Alternative? Eine Fahrzeit von 3,5 bzw. 2 Stunden ist eine Blamage angesichts der Tatsache, dass man dieselbe Strecke mit dem Auto in gut einer halben bis dreiviertel Stunde zurücklegen kann ohne zu rasen. Weitere Recherche würde ergeben, dass es durchaus Fahrten gibt, die des RE70 nämlich, der stündlich über den Tag um die Minute 17 in Wolfskehlen ersatzweise halten würde. Nur gerade diesen Zug um 5:17 Uhr, den die Leute brauchen würden um zur Arbeit zu kommen, lässt man in Wolfskehlen und Dornheim durchfahren! Fahr doch einen früher? Die Auskunft zeigt dass es den nicht gibt.

Was machen da eigentlich die Leute, die gar kein Auto haben? Nicht mehr zur Arbeit fahren? Glaubt da wer die Arbeitgeber würden fragen wie man zeitgerecht zum Dienst kommt? Der Fahrplan zeigt keinerlei Problembewusstsein!

Ich erwarte, dass die Politik auf ihre Wünsche auch Möglichkeiten schafft! Nicht mehr und nicht weniger. Wer den ganzen Tag eine Verkehrswende propagiert muss auch dafür sorgen dass die, die zu ungewöhnlichen Uhrzeiten arbeiten sollen, dann ihre Arbeitsplätze erreichen und zeitgerecht auch wieder verlassen können. Das ist nicht unmöglich, denn wo die Frühschicht zur Arbeit will will der Nachtdienst wieder nach Hause. Mit der Spätschicht benimmt es sich dann genauso. Die Verkehrswende besteht nicht darin, das eine Verkehrsmittel gegen ein anderes auszutauschen und dabei so zu tun als ob es ausserhalb der eigenen Stadt nichts gäbe! Für Pendler ist das Fahrrad eine schöne Ergänzung, aber selten ein Ersatz. Ist es das Verschulden der Betroffenen dass zur nötigen Zeit nichts fährt? Wer morgens nicht mit Bus und Bahn zur Arbeit fahren kann wird abends auch nicht damit wieder heim fahren, und wer den Leuten keine andere Wahl als das Auto lässt hat jedes Beschwerderecht hinsichtlich Umweltschutz und Klimawandel verwirkt!

Darum sage ich: Entweder man schafft hier Möglichkeiten, oder hält den Mund – vor allem dann wenn die Leute ihre Kilometer, die sie ja nicht aus Spaß an der Freude gefahren sind, in die Steuererklärung schreiben. Stichwort Pendlerpauschale. Manche dieser Schwätzer machen den Eindruck, da sie selbst einen Chauffeur haben es sei dann in Ordnung wenn die Normalverbraucher zusehen sollen wie sie ihren Teil anstellen.
Wer fahren muss hat keine Wahl. Die Bahn ist kein Selbstzweck.