Foto: Archiv – Es geht wieder los, und damit stellt sich auch wieder die bekannte Frage: Wo fahre ich hin?
Die Dinge sind nicht so einfach wie sie von außen gerne aussehen. Es ist ein Abwägen vieler Kleinigkeiten, ob sich der Besuch einer Veranstaltung lohnt oder ob man besser woanders hinfährt bzw. daheim bleibt.
Ein Post auf Instagram und die Antworten auf meinen Kommentar haben mich veranlasst, diesen Artikel zu schreiben. Ich möchte versuchen aufzuzeigen was mir wichtig ist, und was Andere oft nicht sehen. Nebenbei, ein Veranstalter der auf Ansprache sofort ungehalten reagiert macht deutlich wie er die Welt sieht.
Nein, es ist keine spontane Entscheidung, jedenfalls nicht wenn es sich um teils weite Reisen mit erheblichem Aufwand handelt. Der Terminkalender ist öffentlich und darf als gegeben vorausgesetzt werden. Dass bzw. wann und wo ein Rennen stattfindet ist jedoch nur eine Seite einer Medaille, wenn nicht gar eines ganzen Kaleidoskops an Details, die alle bei dieser Entscheidung mit hinein spielen. An etlichen Terminen findet auch mehr als ein Wettbewerb statt, und man muss sich entscheiden welcher davon attraktiv genug ist für einen Besuch.
Habe ich mich für einen Besuch entschieden fällt noch ein Blick auf die Startliste. Warum? Es ist weitaus mehr als nur Neugier, wer startet. Im Hintergrund steht dabei die Prüfung, ob gemäß DSGVO welche der bekannten Querulanten dabei sind. Die versuche ich bei meinen Bildern auszublenden. Von da her sollte sich jeder überlegen ob er oder sie zu einem Fotografen sagt, man „wolle das nicht“! Das ist eine Einbahnstraße, wer nicht will der hat schon. Ich werde alles mir mögliche tun um hier Ärger zu vermeiden, was unter anderem auch dazu führt dass es im Zweifel später nur Fotos der ersten Drei gibt. Die muss man als Personen der Zeitgeschichte nämlich nicht um Erlaubnis fragen. Wie ich woanders schon sagte genügt im Notfall das Treppchenbild, um einen Beitrag zu illustrieren. Mehr Bilder sind streng genommen nach derzeitigem Stand ein Risiko. Aber wer weiss schon was da noch so alles kommt! Umgekehrt kann es da auch gut sein dass ich bei Rennen, die ihre Starterlisten geheim halten, deswegen von einem Besuch absehe. Das Risiko wäre zu groß.
Die DSGVO und das ganze Thema um Datenschutz ist sicher gut gemeint, aber so wie sich das auswirkt gilt leider „gut gemeint ist nicht immer gut gemacht“! Das vor allem dann wenn wieder ein Veranstalter bestreitet dass auch Blogger zur Presse gehören, was in diesem Zusammenhang umgehend ein Fotografierverbot bedeutet, da kein Zuschauer infolge der Sportordnung die anberaumte Erlaubnisfrage überhaupt stellen kann. Versuche mal bei einer Meisterschaft zu jedem Fahrer vor dem Start hin zu gehen und denen einen Modelvertrag zur Unterschrift zu geben. Ich kann mir gut vorstellen dass der WA einen Anfall bekäme, aber eben so sind derzeit die rechtlichen Wünsche der EU und unserer Regierung. Man darf ja nur noch Bilder machen wenn es einem erlaubt worden ist! Dieses normalerweise berechtigte Anliegen nimmt hier leider schizophrene Züge an, wenn man das Gesetz wörtlich anwendet. Das ist dann eine der Wirkungen, wenn man die Akkreditierung von Berichterstattern an den Presseausweis knüpft. Man verbietet dem Normalvolk das Bildermachen, und sollte sich dann auch nicht wundern wenn die daheim bleiben. Wer jetzt sagt das sei doch alles nicht so ernst möge bitte nachlesen was an Strafen droht wenn denn doch wer zum Anwalt rennt und klagt. Das, denke ich, muss hier nicht weiter erörtert werden. Es wäre geeignet das ganze Thema zu beenden. Hier fallen dann auch Ausschreibungen hinein in denen es heisst, nur der Veranstalter darf Bilder machen oder nutzen. Ursprünglich wollte der sich damit freisprechen, bedenkt aber nicht die weiteren Wirkungen dessen. Wer sagt nur der eine darf sagt automatisch auch dass alle anderen nichts dürfen, da wir in einer Zeit leben wo ein privater Veranstalter auf öffentlichen Plätzen ein Hausrecht ausüben und damit bestimmen darf wer sich dort aufhalten darf! Auch ein Sportverein ist in diesem Sinn ein privater Veranstalter.
Eigentlich hätte heute der Bullscup in Adenau auf der Liste gestanden, ich bin aber daheim geblieben, zum einen weil hier was zu reparieren war, zum anderen weil es in Adenau letztes Mal „Knatsch“ gegeben hat. Man war empfindlich und wollte keine konstruktive Kritik! Dinge anzusprechen die einem weniger gut gefallen haben kommt leider nicht bei allen gut an und manche missverstehen es auch absichtlich, so wie sie darauf reagiert haben. Das war ja nicht zum ersten Mal so, siehe zuvor Darmstadt oder die DM in Daun, die mit der Abwertung meiner Beiträge als „Erlebnisaufsätze“ endete. Das ist eine klare Sprache, bleibt hängen und fliesst in jede neue Abwägung mit ein. Da dann 200 Km je Richtung fahren? Muss nicht sein! Benzin ist ein Kostenfaktor und wird von mir selber bezahlt. Das sponsert niemand. Was stünde denn auf der Habenseite? Den Artikel dazu lesen vielleicht 50 Leute. Man darf ja nicht mal wissen wen es interessiert, das auszuforschen verbietet das Gesetz. Ich bin nicht nachtragend, habe aber manches auch nicht nötig. Was ich also nicht wirklich weiss ist das wichtigste: wer die Leser dieses Blogs eigentlich sind! Was ich aber habe lernen müssen ist, dass der offizielle Radsport Blogs nicht ernst nimmt. Wer da was ohne Geld im Hinterkopf macht ist wertlos, so das deutliche Mantra. Es ist wie beim Hauptmann von Köpenick: keine Papiere – keine Arbeit, keine Arbeit – keine Papiere! Den oft genug geforderten Presseausweis bekommt man in Deutschland ja wegen der Anstellung bei einem Verlag, nicht wegen der Tätigkeit an sich! Oder man bekommt keinen obwohl man ihn bräuchte, eben weil man es nicht für Geld macht! Auch eine Aussage! Es heisst ja so schön, es sei noch kein Meister vom Himmel gefallen. Natürlich ist kaum wer gleich am Anfang schon gut. Andererseits dulden viele aber auch nicht dass man sich übt, und wird somit auch nicht besser. Im Gegenteil, die Behandlung ist geeignet dass die Leute das Handtuch werfen.
Um den Maßstab zu verstehen – die Fahrt zum Nürburgring ist ähnlich weit wie eine Reise die A5 runter in den Schwarzwald. Von mir nach Freiburg ins Epizentrum des MTB-Sports sind es gerade mal 50 Km mehr. Alternativen zum Auto gibt es da nicht, und die Laufleistung eines PKW ist endlich. Das sind alles mittelbare Kosten. Bitte vergesst das nicht. Die tauchen zwar nicht sofort auf der Rechnung auf, dauerhaft aber schon. Ein Tank Benzin kostet derzeit so rund 70 Euro, das macht bei vier Wochenenden im Monat und vollem Programm ein nettes Sümmchen Kleingeld. Ein neues Auto schlägt mit fünfstelligen Summen ein und wird eben aufgrund der Kilometer so rund alle fünf Jahre fällig. Stehen Kosten und Ergebnis nicht in einem zuträglichen Zusammenhang lohnt sich das nicht. Nicht wirtschaftlich, und menschlich gleich gar nicht.
Mehrtägige Veranstaltungen wie die DM oder sonst mal der Bike-Giro erfordern zudem Urlaubsplanung. Das ist ja keine Dienstreise, und der Urlaubsplan muss Anfang des Jahres soweit stehen – oder man riskiert den nicht so zu bekommen wie man es bräuchte. Das hier ist nicht mein Beruf, und die Kollegen wollen auch. Ich denke ihr kennt das. Der letzte Besuch im Schwarzwald erfolgte spontan, das ging aber auch nur weil der Zufall es zugelassen hat. Auf Zufälle sollte man sich dabei aber lieber nicht verlassen, wenn das Ergebnis nicht ebenfalls dem Zufall anheim fallen soll. Die Entscheidung zum Besuch einer DM muss daher aufgrund der Informationen erfolgen, die zu diesem Zeitpunkt verfügbar sind. Im Zweifel ist diese Entscheidung dann eben negativ, wenn dann kein Urlaub verfügbar ist oder anderweitig verplant wurde. Zuwarten ist da kontraproduktiv.
Eben das wird nun, weil es das Thema bei erwähntem Instagram-Post war, zum „Problem“. Eine Dreitageveranstaltung, bei der die vorliegenden Informationen erwarten lassen dass es im Optimalfall gut laufen könnte, es aber eher nach Kompromissen ausschaut, und eben solche sind geeignet Fragezeichen in den Raum zu stellen. Ich habe zweimal im Sauerland erlebt was dabei herauskommen kann! Läuft es blöd stehst du hernach ohne handfestes Ergebnis da, oder es war aller Aufwand für die Katz. Lassen wir mal Faktoren wie die Unwägbarkeiten während der Pandemie aussen vor bleiben immer noch hinreichend Dinge übrig, wie die Logistik vor Ort, oder das Verhalten von Streckenposten. Nicht immer sind die so instruiert dass sie wissen was zu tun ist, das hat die Verhangenheit leider gezeigt. Ihr kennt das Sprichwort der Könige für einen Tag?
Ja, ich plane gerne so dass auch im Fall des Worst-Case-Szenarios mindestens so viel dabei rauskommt dass ich darauf einen Beitrag aufbauen kann, was nicht geht wenn man weitab vom Schuss hängen bleibt. Ich mache da jetzt niemandem Vorwürfe, es ist auch für die Offiziellen komplex, aber das sind die Faktoren die über Besuch oder Daheimbleiben entscheiden. Dazu denke ich an die abenteuerliche Fahrt über die Autobahn von Neheim auf den Kahlen Asten, was Spitze auf Kante gerade so aufging. Eine Wiederholung dessen wird es wegen einer veränderten Verkehrslage so nicht mehr geben können, womit die nächste Sauerlandrundfahrt nach jetzigem Stand „raus“ wäre. Das Abenteuer rentiert sich nur wenn drei Dinge machbar sind – Start, Wand und Ziel – wonach es mit Tempolimit auf der Autobahn nicht aussieht. Ihr findet bedarfsweise ein Video dazu auf Youtube. Sowas kann man nur machen wenn die wichtigen Dinge darin zu beantworten sind, was jetzt eben nicht mehr geht ohne mit mehreren Teams zu arbeiten, was mir nicht möglich ist. Dasselbe Problem der räumlichen Verteilung wird sich ggf. in Donaueschingen auf andere Art wieder stellen. Ich hatte versucht das aufzugreifen. Das war der Artikel, der als „falsch“ unterdrückt worden war. Vielleicht versteht wer nun warum „Abwarten“ da kein guter Ratgeber ist. Diese Dinge sind Teil der Entscheidung, ob das Event überhaupt in den Kalender kommt oder nicht. Diese Entscheidung fällt nicht erst vor Ort. Da nach den erwartbaren fotografischen Möglichkeiten auch der Rucksack gepackt wird und ggf. vorher noch Beschaffungen erforderlich werden wäre es dann dafür etwas spät. Ja, das Gehirnkino spielt dabei eine erhebliche Rolle, womit die virtuelle Vorhersage dessen gemeint ist, was dann später am Ort des Geschehens stattfinden könnte. Will man ein Video drehen wäre das sogar ganz essentiell. Dann kämen im besagten Fall sogar mehrere vorherige Fahrten dort hin für Vorbereitung und „Aufklärung“ dazu. Letztes Jahr war ich dreimal vorher im Sauerland, bis ich genug Details kannte um darauf aufbauend disponieren zu können. Diesen Auftrieb muss man sich auch erst mal leisten können.
Sportfotografie nach Julius Caesar funktioniert nicht: er kam, sah und siegte! Da ist noch etwas (sehr viel) mehr, das man von aussen nicht sieht, was aber notwendig ist damit man ein planbares Ergebnis bekommt statt Zufallsprodukten. Treibt man es da auf die Spitze spielt sogar der Sonnenstand zum Zeitpunkt des Zieleinlaufs eine Rolle dabei, genauso wie die Vorab-Erkundung möglicher Standorte für Bilder. Nicht überall ist das Licht optimal, und während des Rennens ist für solche Dispositionen keine Zeit mehr. Das muss man bis dahin wissen! Fotografieren ist bei weitem mehr als „auf den Auslöser drücken“!
Ihr macht euch eure Fotos mit dem Handy, und wie ich seit vergangenem Wochenende wissen kann sind auch Teampräsentationen inzwischen Dinge, die die Teams privat halten. Die Termine werden vorher nicht mehr bekannt gegeben, hinterher findet man dann die Bilder der einschlägigen Fotografen in den sozialen Medien. Euch ist bekannt welche Hintergrundbotschaft damit einher geht? „Die anderen braucht es da nicht, wir wollen unter uns bleiben!“ Okay, wenn dem so ist braucht ihr dann aber auch nicht nach den Rennen fragen, ob ich euch Bilder geben kann! Das ist keine Einbahnstraße. Ich sage nicht dass ich da dabei sein muss, aber das Interesse wäre grundsätzlich da gewesen. Zu wissen wer im laufenden Jahr zu welchem Team gehört ist in der Praxis enorm hilfreich. Nur braucht es dazu auch das Wissen wann und wo das stattfindet. Das geheim zu halten ist auch eine Botschaft. Mein Eindruck ist dass die Teams keinen Kontakt zum Normalvolk wollen, so wie sie sich verhalten! Geheime Mannschaftsvorstellungen, abgeschirmte Fahrerlager. Kommt es demnächst dazu dass nur noch Handverlesene überhaupt zu Rennen kommen dürfen? Ansätze dessen gab es ja schon, als zur DM im Odenwald keine Zuschauer an die Schleife um die Kuralpe gelassen wurden. Wer das veranlasst hat darf egal sein. Wenn man damit rechnen muss ist es besser man spart sich den Aufwand!
So etwas tut weh!
Nun beginnt die Saison für mich voraussichtlich Ende März in Schweigen. Deutsches Weintor. Letztes Mal habe ich dort einen Film gedreht, siehe Youtube. Je nach Wetter werde ich schauen was ich daraus machen kann. Die Fototechnik ist im Umbruch, die Branche benimmt sich unseriös. Man kann nichts liefern, glaubt aber die Leute hätten Geld für leere Versprechungen, die sich inzwischen oft genug als haltloses Geschwätz der Marketingabteilungen entpuppt haben. Ich glaube derweil dass die beste Ausrüstung immer noch die ist, die tut, und das ist bei mir das älteste Pferd im Stall. Technisch nicht mehr „up to date“, aber bei allem was ich ausprobiert habe immer noch das zuverlässigste.
Außer Spesen nichts gewesen? Wir werden sehen. Ich hoffe doch nicht.