Fotografische Objektive sind teuer. Deshalb sollte man pfleglich damit umgehen! Hier nun eine kleine „Anleitung“, was man bei der Reinigung optischer Gläser beachten sollte. Da gibt es nämlich einiges.
Viele meinen, Glas sei hart. Ist es auch, solange es sich um Fensterglas handelt. Das Glas, aus dem Objektivlinsen gemacht werden, ist da von anderer Qualität. Vor allem die Vergütung, die die Abbildungsleistung verbessern soll, ist für mechanische Beanspruchung nicht gemacht.
Ein Fingernagel ist stabil genug, um diese Schicht zu beschädigen! Will heißen, in diesem Sinn sind gerade die Frontlinsen fotografischer Objektive anfällig für Beschädigung. Diese Gläser sind förmlich weich wie erwärmte Butter, und im Vergleich dazu ist Staub hart wie Diamant.
Wo lässt sich Staub nun vorzugsweise nieder? Richtig, da wo man ihn überhaupt nicht gebrauchen kann. Hier gerne auf der Frontlinse oder noch schlimmer auf dem Sensor, und da nützt regelmäßig auch keine „eingebaute“ Reinigungsfunktion irgendwas. Ist der Sensor dreckig muss ein Fachmann ran! Da sollte nur dran arbeiten wer genau weiss was er da tut.
Um den Dreck nun wieder los zu werden – ohne das Glas zu beschädigen – gibt es einiges zu beachten. Manche bohnern da ja wie wild drauf los. Im Hintergrund reibt sich die Werkstatt schon die Hände! Wer sich so Schrammen ins Glas geputzt hat verursachte nebenbei fast immer einen wirtschaftlichen Totalschaden und darf sich ein neues Objektiv kaufen, und was die gern kosten wissen wir alle. Sich eine neue Linse einbauen zu lassen kostet oft genauso viel, wenn es überhaupt noch angeboten wird. Also sollte man aufpassen was man da tut, oder würdet ihr eure Fenster mit ATA reinigen? Die könnten es vermutlich ab mit Schmirgelsand behandelt zu werden, eure Objektive wären danach garantiert hinüber.
So ähnlich wie mit dem Schmirgel benimmt es sich eben auch mit Staub. Daher besteht ein „übliches“ Putzset für Objektive mindestens aus vier Sachen:
- Ein Blasebalg
- ein sehr feiner Pinsel, der nur und ausschließlich dafür Verwendung findet
- Ein Fläschchen mit Reiniger
- ein Vliestuch
Das Tuch MUSS sauber sein! Von den verbreiteten Papiertüchern zum Einmalgebrauch rate ich ab, sie sind selten sauber, eben weil sich Staub auch da niederlässt. Linsenpapier bekommt man zwar im Handel gern im Set mit Reiniger, sollte es aber tunlichst nicht dafür nutzen. Die Vliestücher werden oft in einer Verpackung geliefert, in der man sie auch aufbewahren und darin sauber halten kann. Es sind auch nicht alle Reiniger gut. Manche schmieren mehr als dass sie reinigen. Da muss man sich durchtesten, und wenn man was Taugliches gefunden hat dabei bleiben.
Bevor man irgendwas anderes macht reinigt man den Arbeitsplatz! Der Tisch muss ebenso sauber sein wie das Werkzeug. In der Nähe hat weder Futter noch anderes was verloren. Murphy ist überall! Das ist also nichts für „draussen“! Muss ich extra erwähnen dass er gut beleuchtet sein sollte?
Will man nun ein Objektiv reinigen beginnt man mit dem Frontdeckel. Macht das Sinn? Ja, weil der durch Anfassen selbst dreckig wird und sich dieser Dreck über die eigenen Finger überall hin überträgt. Man muss nicht unbedingt Samthandschuhe tragen, kann aber wenn man linke Hände mit fünf Daumen hat. Ihr kennt von früher noch die weißen Handschuhe, mit denen man im Labor Film angefasst hat? Ohne war streng verboten. Fingerabdrücke waren mehr als ärgerlich und sind das auch heute noch wenn sie auf der Frontlinse sind. Fingerabdrücke gleich Fettflecke wirken wie Kleber für Staub, und wenn mal eingetrocknet sind sie schwer vollständig zu entfernen. Man fasst also keine Linsen mit Fingern an! Auch nicht zum Ausprobieren oder versehentlich.
Fingerabdrücke und andere Fettschlieren haben auf Linsen nichts zu suchen, sie vermasseln die Abbildungsqualität, weil sie förmlich wie Weichzeichner wirken. Also runter damit! Wie? Siehe da:
- Hat man den Deckel und die Streulichtblende gereinigt (Auf dem Samtbelag darin hat übrigens Reiniger nichts zu suchen. Das ruiniert den Kleber und damit langfristig die Blende.) und entfernt holt man den Blasebalg und entfernt kontaktlos jedes sichtbare Staubkorn. Es muss alles weg, sonst wirkt es wie Schmirgel. Jedes Staubkorn reibt einen Kratzer ins Glas! Auch wenn man ihn nicht sofort sieht herrscht dann bei entsprechendem Sonnenstand „eitel Freude“. Auch dagegen schützt im Alltag die Streulichtblende.
- Dann kommt wieder das Pinselchen zum Einsatz und entfernt allen Schmutz aus den Ecken. Dazu zählt auch das Filtergewinde.
- Ist das erledigt kommt der Reiniger zum Einsatz. Im Prinzip ist optischer Reiniger chemisch reiner Schnaps. Die bedeutenden Objektivhersteller haben auf ihrer Webseite Anmerkungen, was man da nehmen kann. Nicht alles ist geeignet, da der falsche Reiniger die Vergütung angreifen kann. Dann – siehe vor. Einmal neu bitte!
- Etwas Reiniger auftragen, kurz einwirken lassen, nachwischen! Aber vorsichtig! Keinen Druck ausüben! Ich empfehle, lieber Spray als Tropfer zu nehmen, da sich damit der Reiniger besser verteilen lässt.
- Bei Bedarf wiederholt man den Vorgang, bis das Glas sauber und klar ist.
Bevor man das Werkzeug wieder wegpackt kommt das Tuch nach etwa fünfmaligem Gebrauch in die Wäsche. Handwäsche, lauwarm, solo. Finger weg von der Waschmaschine oder Waschmitteln mit Bleiche, die Tücher vertragen oft keine mechanische Beanspruchung und gehen bei Bleichung kaputt. Solche Vliestücher müssen nicht nur sauber und fettfrei, sondern ebenso fusselfrei sein. Man bekommt entweder die Einzelteile oder ganze Sets im Fachhandel. Sie sind nicht gerade billig, der Preis ist aber verglichen mit dem der Objektive Peanuts.
Selbstgemixte Putzmittel wie Spüli? Finger weg! Damit lässt sich Fett zwar gut entfernen, du weisst aber nicht was da sonst noch so drin ist!