Ebenso wie vorstehendes Kopfsteinpflaster benimmt es sich mit manchen Aussagen der Sportbranche. Man stolpert gerne über die eigenen Beine, sprich Aussagen. Ich sage bewusst nicht „des Sports“, denn da gibt es einen kleinen, aber wichtigen Unterschied.
Viele Sportveranstaltungen akkreditieren Fotografen nur gegen einen Presseausweis, will heißen ohne ein solches „anerkanntes“ Dokument kommst du da nicht rein, giltst als normaler Zuschauer – und darfst faktisch nichts! Dafür hat die Regierung durch die DSGVO und andere Bestimmungen schon gesorgt.
Nun bekommt beileibe nicht jede/r, der oder die sich mit Medienarbeit befasst, einen solchen Ausweis. Man kann unter https://presseausweis.org nachlesen wie es sich damit benimmt. Ich zitiere: „Der bundeseinheitliche Presseausweis, den Sie oben sehen, wird bislang ausschließlich von den sechs Medienverbänden Deutscher Journalisten-Verband (DJV), Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju in ver.di), Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV), Medienverband der freien Presse (MVFP), Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) und dem Fotografenverband FREELENS ausgestellt – und zwar nur an hauptberuflich tätige Journalistinnen und Journalisten.“
Was bedeutet das praktisch? Das ist auf den Sport bezogen recht einfach. Es bedeutet jedenfalls nicht das, was schwarz auf weiss da steht. Es gab mal eine Zeit, da hatte diese Karte wirklich den Status eines Dienstausweises, wie ihn auch Behörden verwenden. Das ist aber passé. Auch die Innenminister spielen das alte Spiel nicht mehr mit.
Auf den ersten Blick wollt ihr als Veranstalter damit sagen, ihr wollt nur fähige Fotografen und keine solchen die nicht wissen was sie da tun. Das ist verständlich. Wer da beim Zieleinlauf munter auf der Straße rumtappst gefährdet sich und andere, vor allem aber den sicheren Ablauf der Veranstaltung.
Gemäß oben Zitiertem haben nun leider nicht die, die die Arbeit machen, auch alle diesen Ausweis. Sollen sie ja garnicht! Gemäß der Aussage des Journalistenverbands bleibt da nämlich was ganz anderes stehen, nämlich: Nur unsere Mitglieder sollen die „Vorteile“ geniessen. Es geht da wohl eher um eben jene Vergünstigungen, die ebenso mit diesem Ausweis verbunden sind, und die natürlich geeignet sind eine Mitgliedschaft zu beschleunigen. So sind die ganzen „freien“ Fotografen, die mal hier mal da Aufträge für Redaktionen übernehmen, nach diesem Denkmuster eben keine hauptberuflichen, die machen ja auch noch was anderes um über die Runden zu kommen. Kein Presseausweis, und schwupps sind wir die los?! Die Denkmuster, die dem Ausweis zugrunde liegen, stammen aus einer Zeit, als es nur Festangestellte bei den Blättern gab, nicht wie heute fast nur noch mit freien Mitarbeitern gearbeitet wird. Man rückt aber von dem überholten und sich selbst ad absurdum führenden Modell nicht ab! Warum ist klar? Mit einer Reform würde der Verband in seiner jetzigen Form überflüssig. Gehen wir einen Schritt weiter. Mit dem Aufkommen des Internet und später der Blogs hatte man eine ganz neue Situation. Ob jemand einen Blog schreibt oder bei einer Zeitung Artikel verfasst tut von der Methodik her ja nun mal garnichts mehr zur Sache. Mal davon abgesehen dass die Onlineredaktion ein Anhängsel der Printausgabe ist und man von Blogs gewöhnlich nicht leben kann, sind eben Blogs vorwiegend dadurch entstanden dass da ein Bedarf war den die sonstigen Medien nicht bedient haben.
Auf keinen Fall haben die genannten Kriterien etwas mit der fachlichen Arbeit zu tun! Man muss dafür ja keine fachlichen Fähigkeiten nachweisen, nur die Tätigkeit hauptberuflich ausüben! Genau da liegt der Haken! Es darf sich bei uns jede/r Fotograf nennen, nur nicht jeder Fotografenmeister! Für den Meistertitel ist dann wirklich eine Prüfung nötig, und das sind dann auch selten die, die dann bei der Presse arbeiten. Da finden sich genug „Quereinsteiger“. „Meisterfotograf“ wiederum wäre zulässig, wenn auch lächerlich.
Ich bin weit davon entfernt den hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen Vorwürfe zu machen. Die haben das nicht zu vertreten was ihre Interessenvertretung da macht. Früher – im Sinn von „vor dem digitalen Zeitalter“ – war die Unterscheidung noch berechtigt, da es seinerzeit dieser Anstellung im Sinn des Zugriffs auf die Technik eines Verlagshauses bedurfte, um überhaupt berichten zu können. Das habe ich alles aber schon mal ausgeführt und fasse mich daher in dieser Beziehung kurz.
Warum ich diese Praxis ablehne? Das hat sachliche Gründe, denn heute kann jede/r, der oder die will, diese Dinge selber tun. Es gibt da ein interessantes Video bei Youtube, wo am Beispiel der Badischen Zeitung diese selbst die „Neuerungen“ aufzeigt, die sich laut dieser Darstellung mit der Pandemie ergeben haben wollen. Nur, die Pandemie war vielleicht der Beschleuniger, nicht aber der Auslöser! Ich hatte es am Beispiel WordPress aufgezeigt. Du brauchst nur einen Computer und einen Onlinezugang, schwupps ist der Blog online! Das braucht im Prinzip keine fünf Minuten! Es braucht weder eine gewerbliche Redaktion mehr noch ein Druckhaus oder eine Zeitung. Du bist die Zeitung!
„Huch, wie kriegen unsere Redakteure denn aus dem Homeoffice Zugriff auf die Server des Verlags?“ Ja, was bis dato ausschließlich aus dem Büro möglich war musste in Zeiten des Lockdown plötzlich und unerwartet von Zuhause aus dem Homeoffice gehen. Ob da nun ein Angestellter der Zeitung auf das Redaktionssystem zugreift oder ein Blogger auf WordPress spielt im Sinn der Sacharbeit keine Rolle! WordPress IST ein Redaktionssystem! Eins von vielen. Eins für jeden!
Das ist den Alteingesessenen natürlich ein Dorn im Auge, und seitdem bemüht man sich dort auch, die Blogszene klein zu halten. Die aber macht in Sachen Sport inzwischen oft genug die Arbeit, die als Berichterstattung eigentlich Aufgabe der Presse wäre, aber dort nicht mehr wahrgenommen wird. Die Sportseiten mit Fussball und Agenturmeldungen zu füllen ist einfacher.
Ihr im Sport müsst nun aufpassen, nicht als Handlanger dieser Politik da zu stehen!
Bei näherer Betrachtung steht da nämlich leicht eine ganz andere Aussage im Raum. Statt „Wir wollen fähige Fotografen!“ steht dann da „Wir wollen nur einen ganz bestimmten Fotografen!“ oder gar „Wir suchen nur nützliche Idioten!“
Warum?
Manche Zeitung verbreitet ja immer noch den Irrglauben, nur studierte Kräfte könnten Artikel schreiben. Was dabei herauskommt kann man täglich in der Print- oder Onlineversion lesen. Danke! Oft genug bleibt dabei ein bitterer Nachgeschmack übrig, wenn klar wird dass da wer seine Meinung verbreitet ohne vom Thema wirklich Ahnung zu haben. Ich sage damit nicht derjenige sei dumm, aber es ist halt schwer alle Feinheiten aller Sportarten hinreichend zu kennen. Ich tu das auch nicht, schreibe dann aber auch nicht darüber. Wie schon oft genug gesagt ist der Presseausweis kein Nachweis für Befähigung mehr. Was ist er also dann? Man darf es ruhig so nennen: es ist die Mitgliedskarte der Herausgeber. Nicht mehr und nicht weniger. Vielleicht noch ein Angestellennachweis. Das tut hier aber wenig zur Sache wenn man Bewerber ausschließen will die nicht wissen um was es beim Sport geht.
Was wollt ihr wirklich? Bitte entscheidet euch! Sonst kann es leicht passieren dass ihr als elitärer Herrenclub da steht der sinnlos herumverbietet um Macht auszuüben ohne Verstand. Ich will es nicht noch unhöflicher ausdrücken, man könnte es aber. Das wollt ihr doch sicher nicht, oder? Insbesondere Radmarathons wie auch viele Rennen der Liga haben ihren Ruf bereits verspielt, haben sie doch gezeigt wie sie dort die Welt sehen.
Wer sich den (ausbleibenden) Zuschauerzuspruch bei vielen Rennen betrachtet muss zu dem Schluss kommen, dass der Sport, hier insbesondere Radsport, Laufsport, Skating etc. am Scheideweg stehen.
Volkssport oder Nischendasein? Es liegt ganz wesentlich an Euch und an eurem öffentlichen Auftreten!