Bayern hat Rothenburg ob der Tauber, Hessen hat Alsfeld.
Die erhalten gebliebene mittelalterliche Fachwerk-Altstadt ist in jedem Fall einen Besuch wert.
Das Städtchen Alsfeld liegt etwas nordöstlich von Gießen an der Autobahn A5, ist aber auch mit der Bahn gut zu erreichen. Vom Bahnhof sind es etwa 600 Meter in die Stadt. Man muss nur etwas Zeit einplanen. Was mit der Bahn viele Umstiege sind ist mit dem Auto die Parkplatzsuche. Es gibt genug davon, aber sie wollen gesucht werden.
Das Titelbild zeigt den Marktplatz mit dem markanten Rathaus, für das Alsfeld weit über die Region hinaus bekannt ist. Ein ähnliches Modell steht auch in Michelstadt im Odenwald. Fast so als wäre es eine Kopie.
Wer die Stadt besuchen möchte sollte nicht Freitags vormittags kommen. Da ist Wochenmarkt, und daher ist es da mit Fotografieren schlecht. Ansonsten ist die Altstadt voller Fotomotive. Einfach kommen und schauen.
Zeitbedarf mindestens zwei Stunden. Auch wer meint „durch“ zu sein wird hinter der nächsten Biegung neues entdecken. Fertig ist man eigentlich nie.
Die alte Stadtmauer ist noch in wenigen Bruchstücken erhalten und zeigt hier und da Beispiele, wie man Bauwerk recyceln kann. Man baut einfach ein neues Haus darin ein. Siehe Bild rechts.
Das Foto links wiederum zeigt eine Möglichkeit etwas ausserhalb der Altstadt, wie man eine Schulbushaltestelle garantiert narrensicher bekommt. Wenn der Bus da steht kommt keiner mehr daran vorbei.
Am anderen Ende der Altstadt steht der Leonhardsturm. Innen hohl und oben Vogel. Erbaut im Jahr 1386 hat er manches erlebt. Besteigen kann man ihn nicht. Der Eingang liegt im ersten Stock, für die damalige Zeit eine gute Entscheidung, wenn man die Leiter nach oben mitnahm. Ausser der Feind darunter hatte genug Kleinholz und heizte ein. Wie gesagt sitzt oben auf dem Turm ein Storch und brütet. Also kann es dort gelegentlich auch mal „regnen“.
Es gibt dort mehr solcher Details als ich hier aufzählen kann. Man muss es gesehen haben. Parken kann man in der Stadt derzeit zwei Stunden kostenlos, die Anreise von Frankfurt dauert etwa eine Stunde. Mit der Bahn sind es je nach Verbindung bis zu vier mit Umstieg in Gießen oder Fulda.
Gelegentlich bekommt Mensch nun auch noch Hunger. Keine Sorge, gut essen kann man da an vielen Ecken. Gasthäuser gibt es genug. Was die Müllabfuhr betrifft wird es da schon komplizierter. Im Bahnhof gibt es dazu nichts. Der ist nur noch eine Durchreiche zwischen Bahnsteig und Vorplatz. Da sind zwar insgesamt vier Gleise, die aber in einem einzigen münden. Bevor der eine Zug abfahren kann muss er also stets auf seine Gegenrichtung warten. Die Strecke von Gießen nach Fulda ist eingleisig, es fahren LINTe. Sollte es wegen irgendeiner Festivität Andrang geben wird es darin sehr rasch eng.
Eins muss die Bevölkerung dort noch lernen: Das Leben mit anderen Menschen! Vor allem Touristen können nervig sein, wenn sie unvermittelt überall stehen bleiben und schauen, oder Bilder machen ohne zuvor jeden Umstehenden um Erlaubnis zu fragen! Ja, es kann dort vorkommen dass man deswegen angesprochen wird. Ich hatte das zweifelhafte „Vergnügen“ mit einer älteren Dame. Dabei ist das doch ganz einfach: Ihr wollt an den Menschen verdienen – dann lasst sie Bilder machen! Wenn sie nicht mehr kommen schreit ihr auch!
Es ist praktisch unvermeidbar dass auf den obligatorischen Erinnerungsbildern auch andere Menschen mit drauf sind. Nennt sich Beiwerk und ist erlaubt! Überall. NIMBY!