Wie entsteht ein Film?
Manche fragen es immer wieder. In Verbindung mit der Tatsache dass das gemeinhin etwas dauert möchte ich hier kurz erläutern was ich da mache.
Ein Video drehen ist nur ein Teil der Arbeit. Davor steht Planung, danach schnippeln.
Videoarbeit ist Projektarbeit, will heissen am Anfang steht eine Idee. Darauf folgt deren Umsetzung in ausführbare Arbeitsschritte – will heissen „Was kann bzw. will ich drehen, was dann hinterher auch Hand und Fuss ergibt.“ Im Idealfall erzählt jeder Film eine kleine Geschichte.
Wer also mit dieser Absicht zu einem Rennen geht hat schon vor dem Startschuss grob einen Ablauf im Kopf. Ein Filmer muss also wissen oder erahnen, was er an dem Tag vor die Linse bekommt! Danach richtet sich alles weitere. Informationen sind Gold wert, jedes Detail kann wichtig sein. Was ist wo? Wie lange laufe ich von A nach B?
Grob gesagt verdichtet ein Film wie eine Zeitmaschine das Erlebte, gerne 10 Stunden Input auf 10 Minuten Output. „Filme machen ist die Kunst des Weglassens!“ Das Zitat meint, Geschehnisse bildlich so zu vereinfachen, dass der Gesamtzusammenhang erhalten bleibt. Gibt ein Thema das nicht her oder bleibt zu vieles unklar, lass die Finger davon!
Warum dauert es dann nach dem Rennen so lange bis daraus ein Film entstanden ist? Das liegt vereinfacht gesagt an Mängeln in der EDV. Ich habe hier leider keinen MAZ-Schnittplatz, wie das Fernsehen es sein eigen nennt! Schon garnicht deren viele. Hier geht alles mindestens zehn Nummern kleiner, was in der Praxis heisst, es fehlt an Rechenleistung und Plattenplatz.
Du kannst dir natürlich auch für 50.000 Euro Hardware ins Zimmer stellen. Das dürfte wenig daran ändern dass es vorn und hinten klemmt. Zum Beispiel bei der Datenablage. Es gibt Kameras wie meine Sony A1, die 8k-Video aufnehmen können. Es ist sogar möglich mit einigen Tricks das auf einem alten Mac Pro zu schneiden und auszuspielen! Aber hast du auch einen Mediaserver zum Streamen von dem Film, damit der auf deinen Fernseher wandert? Ich habe herausgefunden, dass ein übliches 1Gbit-Hausnetzwerk mit einer KMU-NAS darin dafür zu schwach ist! Davon abgesehen kenne ich bislang kein Gerät, das nativ 8k-fähig und erschwinglich wäre. Das muss ja alles erst mal zusammenpassen!
Nehmen wir mal an du hast eine handelsübliche SD-Karte von 128 GB Volumen. Die Dateien werden nach Heimkehr auf die Festplatte kopiert und danach ins Schnittprogramm importiert. Das dauert rund eine Nacht, bis das „schnittfähig“ ist!
Wozu der Aufwand? Die Datenformate, wie sie aus der Kamera kommen, sind oft nicht „nativ“ kompatibel mit dem, was die Schnittprogramme erwarten. Jeder Hersteller kocht hier seinen eigenen Eintopf! Also muss die stark komprimierte Datei erst ausgepackt und angepasst werden. Das erledigen automatische Programme, die mitgeliefert werden, und die Daten legen dabei um rund das zehnfache an Umfang zu. Aus ein paar Gigabyte werden da rasch mal ein Terabyte und mehr.
Normale SSDs schaffen das kaum, und alte Festplatten sind für den Zweck etwas langsam. Mehr als ein Projekt zur selben Zeit kann man da kaum offen haben – und zuletzt waren es mit Karbach und Schweigen gleich mal deren drei!
Das Zusammenstellen der Aufnahmen zum Rohschnitt braucht einen Abend bis einen Nachmittag. Die Idee ist ja schon da. Ohne braucht man damit garnicht anfangen! Danach folgen Betitelung, Vertonung, Musik. Die Klippe hier ist, etwas Passendes zu finden, das auch deutschen Rechtsvorstellungen genügt. Du darfst hier auf keinen Fall urheberrechtlich geschützte Werke nehmen, das wird teuer!
Da man den Export, bei dem die fertige Filmdatei gerechnet wird, nach dem Starten der Stapeldatei nicht weiter beeinflussen kann heisst es zum Schluss Geduld bewahren. Nach Ablauf einer weiteren Nacht weisst du ob alles geklappt hat!
Es kann auch sein dass du am Morgen aufwachst und eine Fehlermeldung vorfindest. Gemeinhin reichte dann der Plattenplatz nicht aus … Dann heisst es irgendwie Platz schaffen und das Ganze von vorn.
Leider lassen sich aktuelle Rechner, gleich ob Win-PC oder Mac, nicht so erweitern wie das oft nötig wäre. Da kann man dann mehrere Projekte nur nacheinander abarbeiten statt parallel nebeneinander. Sicher wäre es schön mit dem Handy einfach irgendwas zu filmen und sofort online zu stellen, aber das gibt selten mehr als einfache Augenblicke. 80% der Arbeit, die zu einem richtigen Film gehört, sieht man nicht!
Wunder wirken kann auch ich nicht. Da ich hier keine schalldichte Kabine habe sind mir Kommentare unmöglich. 100 Meter Luftlinie hinter dem Haus verläuft mit der Riedbahn eine der meist befahrenen Bahnstrecken Deutschlands, und ihr wollt sicher nicht wissen wie viele Züge pro Stunde üblicherweise hier durchkommen.