Trugbilder

Erste Eindrücke können leicht täuschen! Schaut euch das Titelbild mal an: welches der beiden Objektive ist optisch „länger“?

Das große ist ein Sony 200-600mm, das kleine ein 100-400mm. Man soll aber nicht Äpfel und Birnen vergleichen, das kleine ist für MFT. Micro-4/3 hat einen Cropfaktor von 2. Auf Vollformat bezogen sind das also 200-800mm. Optisch ist Liliput also länger als „Schlagmichtot“!

Was ich aufzeigen will ist, dass es auch jetzt, oder gerade jetzt, eine Daseinsberechtigung für das 4/3″-Format gibt. Es gibt mehr Anlässe als man zunächst meint, bei denen das Packmaß die potentiellen Nachteile des kleinen Sensors überwiegt.

Gerade da wo es auf Gewicht ankommt, auf Reisen, im Urlaub, etc. ist das nicht zu unterschätzen!

Was sind die Nachteile? Wer 20 Megapixel auf einen 4/3″-Sensor packt hat kleinere und damit weniger lichtempfindliche Pixel als wenn das gleiche auf einem Vollformatchip Platz nimmt. Das hieraus entstehende Signal muss also mehr verstärkt werden als das vom großen Bruder, und wer verstärkt verstärkt auch das immer vorhandene Grundrauschen. Die nutzbare Empfindlichkeit ist bei MFT also geringer als beim Vollformat, was die Nutzbarkeit bei Schwachlicht einschränkt. Ferner sind gewisse Zubehörteile für MFT einfach nicht am Markt erhältlich. Ich denke da vor allem an das Profoto A1. Seltsamerweise bekommt man den Funksender aus dieser Trickkiste für Panasonic bzw. Olympus, aber nicht das Blitzgerät selbst mit passendem Fuss. Zwar gibt es auch dafür im System leistungsfähige Blitzgeräte, aber die werden üblicherweise mit Mignonzellen versorgt, was die Nachladezeit bis zur nächsten Aufnahme deutlich verlängert. Dauerfeuer wie mit dem A1 ist damit kaum machbar.

Auf der Habenseite steht dafür ein handliches System. Alles was man über den Tag braucht passt gewöhnlich in einen Daypack, im Gegensatz zum Schrankkoffer des Vollformats.

Was man auch nicht vergessen sollte: kommst du mit dem kleineren System zum Rennen wirst du kaum als Profi eingestuft und geniesst somit unter Umständen eine gewisse Narrenfreiheit, obwohl deine Schlagweite erheblich größer ist wie für den Fotografen mit der Profiausrüstung!

Auch die, die entscheiden wer da was darf, mögen daran denken, dass das, was man da am Hals baumeln hat, nicht darauf schliessen lässt was hinten bei rauskommt! Ein guter Fotograf holt auch aus einer Kitoptik das Maximum raus, während Uninteressierte mit großem Gepäck chancenlos bleiben und über Glückstreffer kaum hinaus kommen werden. Nicht die großen Marken machen Bilder, sondern die Fotografen! Früher wurde man mit einer Minolta nicht ernst genommen. Heute heisst das Sony und ist Marktführer … Soviel dazu.