Auf ein Wort

Bevor ich darüber nachdenke ob ich einen Beitrag zum gestrigen MTB-Festival in Waldkatzenbach schreiben soll und was ich da rein packen könnte halte ich ein paar klare Worte für angebracht.

Es ist offenkundig geworden wie einige Dinge in diesem Land stehen. Vor dem Rennen hiess es: Kannst du uns helfen, wir finden keine Fotografen mehr! Da ich ohnehin habe kommen wollen stellt es zunächst kein großes Problem dar, die so entstehenden Bilder weiter zu geben.

ABER!

Wenn ich dazu den Umgang mit den Mitmenschen in Albstadt vergleiche wundert es mich absolut nicht wenn sich die Fotografen abwenden! Da meint man ja sogar vorschreiben zu dürfen wer was wann wo wie lange überhaupt noch darf! Natürlich zeitigt das Folgen. Da muss keiner mehr irgendwelchen Aufwand für treiben. Es ist für unsereins völlig gleich ob das ein Weltcup oder ein Dorfplatzrennen ist. Nur, dass später im Zweifel auf das Dorfplatzrennen dieselben Entscheidungskriterien angewendet werden wie auf den Weltcup, und im Zweifel von einem Besuch Abstand genommen wird. Es gibt viele schöne Orte, da muss man sich nicht wie ein Höriger behandeln lassen!

Es stellt heute aufgrund der bekannten Rahmenbedingungen durchaus ein Problem dar wenn dann dort vor Ort plötzlich ein Berufsfotograf auftaucht! Ich muss den nicht persönlich kennen um einschätzen zu können um was es dem Berufsstand geht: um Umsatz. Das ist völlig normal. Für uns Amateure bedeutet das jedoch, dass daraus umgehend eine Konfliktsituation entsteht. Im Grunde genommen handelt es sich bei der Eingangsbehauptung um eine Täuschung, denn es gibt dabei nur genau zwei Möglichkeiten. Entweder war die Aussage zu Anfang, man finde keinen Fotografen, falsch, oder der Kollege wurde parallel dazu bestellt ohne dass alle im Verein davon wussten. Sich selbst eingeladen wird er kaum haben. Zumindest kann ich daran nicht glauben. Da es in der Vergangenheit schon ähnliche Konstellationen gegeben hat, bei denen es dann gerne hiess ich sei ein Umsatzrisiko für jenen gewesen, ist der Fall im Endeffekt für mich klar.

Wir erinnern uns? Gilserberg 2006. Das war da der Sündenfall. Seinerzeit hatte man, da war man sehr direkt, den Start mit Bauzäunen zugehangen, und auf die Frage wozu das gut sein soll hiess es seinerzeit, das sei damit nur der offizielle Auftragsfotograf Bilder machen könne – und sonst niemand!

Kommentar überflüssig, oder? Es mag sein dass sich daran keiner mehr erinnern kann oder will. Da sorgt das Foto dann für Erinnerung. Bestimmte Dinge kehren wieder, ob man will oder nicht, und so ist das eben so eine Erinnerung, die heute in Beurteilungskriterien eingeht, wenn es irgendwo heisst, wir haben einen gewerblichen Fotografen. Oder es läuft da wer rum der sowas von sich behauptet. Das ist aus meiner Perspektive egal. Schon der Verdacht genügt!

Natürlich weiss ich nicht wer da was in wessen Auftrag wann gemacht hat, das ist im Endeffekt auch nicht erheblich um zu beurteilen was dabei herausgekommen ist. Ich habe kein Problem mit der Anwesenheit weiterer Fotografen, diese aber oft und gerne mit meiner weil eben jeder weitere Fotograf bei einem Rennen mit naturgemäß begrenzter Menge an Motiven Konkurrenz bedeutet. Eine Konkurrenz, die zwar nur theoretisch existiert, aber bei Gewerbetreibenden naturgemäß unerwünscht ist. Hätte ich vorher gewusst dass dort ein Berufsfotograf zugegen sein wird hätte ich von einem Besuch sicher abgesehen! Wie der seinen Auftrag abwickelt muss ich nicht beurteilen, das ist seine Sache.

Die Sportler haben erneut bewiesen dass sie meine Bilder nicht brauchen. Auch wenn sie gerne anders reden. Ihr wollt alles mit dem Handy machen, weil es schnell geht? Dann macht das, kommt mir aber nicht hinterher mit der Ansprache „War alles scheisse. Gegenlicht und so. Kannst du uns helfen?“ Nein, das kann bzw. will ich dann nicht mehr! Ich helfe gerne, wenn möglich, lasse mich aber nicht gern vera…hen! Auch ich treibe aus diesen Gründen (Gegenlicht und so) eine Menge Aufwand, der nicht respektiert wird. Wer zur Siegerehrung mal eben kurz das Handy zückt erklärt seriöse Fotografen für überflüssig! 20 Kilo Gepäck – so viel wiegt in etwa die Ausrüstung, die es für einen soliden Job halt mal braucht – über den ganzen Tag zu tragen ist Arbeit! Eine Arbeit, die einen zumindest ideellen Gegenwert braucht. Wenn hinten feststeht dass das nicht gebraucht wird, und dazu noch von einigen recht oft nicht gewünscht wird, müssen wir den Rest nicht mehr erörtern! Da kann ich mir auch anderweitig einen schönen Tag machen. Motive gibt es genug. Was ihr sofort posten wollt muss der Fotograf erst erarbeiten, was immer länger dauert als ihr warten wollt. Das ist eine grundsätzliche Aussage! Ihr postet eure Handyfotos auf Instagram während der Wettbewerb noch läuft und erzeugt somit eine Konkurrenz, die kein klassisch arbeitender Fotograf mitgehen kann. Wozu also dann noch der Aufwand? Die Aufarbeitung der Rohdaten am Rechner erfordert eine stunden- wenn nicht tagelange Arbeit. Glaube keiner mir fällt was einfach so zu. Die Geräte sind teuer, und das rechtliche Risiko läuft immer mit. Es ist ja nicht das erste Mal dass ihr euch so verhaltet, und Zufall ist es auch nicht. Es ist leicht vorne den Mund aufzureissen wenn man sicher ist hinterher nicht auf diese zugeschüttete Quelle zurückgreifen zu müssen! Ihr selbst schafft damit die Fakten, die im weiteren Verlauf dafür sorgen dass die Veranstalter keine Fotografen mehr finden! Das tut sich nämlich niemand lange an.

Euer eigenes Verhalten ist eure Visitenkarte. Das Hundegesicht hilft nicht mehr wenn über den Tag Fakten geschaffen worden sind. Es wird sich auf Dauer niemand mehr um eure Belange kümmern! Nehmt dann bitte was ihr habt. Habt ihr nichts Brauchbares ist es auch nicht anderer Leute Problem.

Ferner, wenn sich der Veranstalter selbst nicht an seinen Zeitplan hält …

Es war eigentlich als 3-Stunden-Rennen ausgeschrieben. Drei Stunden sind drei Stunden, nicht zwei Stunden fünfundvierzig.

Warum ist das wichtig? Auch wir Fotografen arbeiten nach einem Zeitplan, der im Wesentlichen von diesen Rahmenwerten bestimmt wird, und wenn vermeintlich zwei Runden vor Ziel am anderen Ende des Platzes fotografiert wird fehlt eben bei vorzeitigem Zieleinlauf etwas entscheidendes: das Zielfoto – wenn es eben dann plötzlich die Schlussrunde war!

Für einen Filmer wäre an diesem Punkt das Projekt beendet und die Arbeit des ganzen Tages für die Füße gewesen! Das Ziel ist eine Schlüsselszene, die bei Ausfall nicht ersetzt werden kann! Kernelement jeder Berichterstattung ist die Frage, wer wann wo wie gewonnen hat. Nicht wer irgendwann plötzlich im Ziel rumsteht, oder einem unerwartet entgegenkommt mit der Aussage, man sei jetzt fertig.

Es sind solche ungeschriebenen Botschaften, die durchaus Fragen aufwerfen und Folgen zeitigen. Sie kosten Vertrauen. Vertrauen, von dem der Sport lebt. Auf was kann man sich da eigentlich noch verlassen?

Wenn ich jetzt irgendwann meine BIlder fertig haben werde, so Mitte bis Ende der kommenden Woche, ist zu überlegen ob ich sie dann hochladen soll. Eigentlich werden sie nicht gebraucht!

Eilbedürftig ist da jetzt nichts mehr.

Es besteht ja nach wie vor das latente Risiko, dass irgendwo ein Wichtigtuer wartet, der nur auf eine passende Gelegenheit hofft. Ich bin weder blind noch blöd. So ist mir im Rennverlauf durchaus aufgefallen dass durch nonverbale Kommunikation einige klar gemacht haben nicht fotografiert werden zu wollen. Gesichter können reden, bitte vergesst das nicht.

Nachtrag: Es war zu erwarten! Wenige Tage nach Veröffentlichung dieses Artikels und einem Kurzbeitrag zum Rennen war die passende Mail da! Ich habe daraufhin den Beitrag gelöscht und meine Konsequenzen gezogen. Die Politik redet gerne von Pressefreiheit? Gemeint ist etwas völlig anderes! In der Beschwerde bezieht man sich auf meinen Vorwurf der Täuschung. Aus meiner Sicht trifft das aber so zu. Es geht dabei nicht um Vorsatz. Davon rede ich nicht. Es spielt keine Rolle wer im Vorfeld was wusste damit dann am Tag X das nötige Ergebnis entstehen kann. Aus der gemachten Erfahrung ergibt sich ja dass es besser ist nicht mehr zu schreiben dass da kaum wer noch an Zufälle glaubt. So jemand kommt üblicherweise nicht ohne gebeten worden zu sein. Kurz gesagt, wenn es vorne heisst man habe keinen Fotografen, und dort taucht dann doch einer auf, noch dazu aus einer Personengruppe die dafür bekannt sein kann wie sie die Welt sieht, dann ist das aus meiner Ansicht klar. Hätte ich das vorher gewusst wäre ich nicht gekommen!