Heuchelei!

Die Corona-Warn-App kennen wir. Man kann sie nützlich finden. Ich nenne sie in diesem Zusammenhang irreführend.

Es spielt dabei erst mal keine Rolle, ob diese Irreführung vorsätzlich oder fahrlässig eintritt. Sie tritt ein. Das genügt.

Man hat am 20.3. die Homeofficepflicht aufgehoben und damit in Zusammenhang mit anderen Umständen die Menschen veranlasst, wieder mit vollen Zügen, Bussen, Autos in ebenso volle Büros zu fahren.

Gleichzeitig hat der Bund als mein Arbeitgeber aber gewünscht, man möge die Funktionsfähigkeit des Dienstes schützen indem man so möglich doch zuhause arbeite. Die Kosten für Strom etc. tragen dabei natürlich die Beschäftigten. Einerseits leugnet man also die Schutzfunktion von Homeoffice und stellt es als Gnadenakt hin, andererseits sollen die Beschäftigten Rücksicht nehmen, natürlich auf eigene Kosten. Wenn das nicht Heuchelei ist weiss ich es auch nicht!

Nun passierte was da hat passieren müssen: die Warnapp wurde rot und zeigte damit ein erhöhtes Risiko an. Ist ja logisch, dass da unter lauter Unbekannten auch welche sein werden die das Virus mit sich tragen, egal ob sie es wissen oder nicht.

Die Heuchelei besteht nun meiner Meinung nach ferner darin, dass so getan wird, als ob man diese Kontakte aktiv gesucht hätte, sich also fahrlässig verhalten habe. Das ist ja nicht so! Anders kann aber nicht erklärt werden, wieso die App nach Ablauf der 10-Tage-Frist dann anzeigt, das Risiko sei wieder niedriger weil man Kontakte gemieden habe.

So ein Schmarrn! Hier werden auf abenteuerliche Art und Weise unzulässige Zusammenhänge hergestellt, um den Beschäftigten mögliche Ausfälle durch Erkrankung zuschreiben zu können!

Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass es auch Leute gibt, auf die das zutrifft. Überwiegend jedoch ist es dadurch begründet dass die Arbeitgeber dieses Verhalten eingefordert haben. Keiner fährt aus Lust in solchen Zeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, eben aufgrund der offensichtlichen Gefahr. Was aber soll tun, wer nicht über unbegrenzt viel Geld verfügt und zur Arbeit kommen muss in Zeiten, in denen aus Spekulation der Benzinpreis zum Luxus gemacht wird? Man soll das Kontaktrisiko im ÖPNV meiden, aber auch nicht Auto fahren. Dazu serviert man dann demnächst auch noch als Ausgleich für die exorbitanten Treibstoffpreise das 9-Euro-Ticket, um die ÖPNV-Nutzung noch weiter anzuheizen! Entweder ist die Pandemie vorbei, oder das Risiko besteht fort. Ein bisschen krank gibt es auch nicht!

Liebe Regierung, da müsst ihr euch doch bitte mal entscheiden was ihr wollt. Entweder ihr nehmt als Arbeitgeber dieses Risiko in Kauf nebst allen möglichen Folgen, oder aber ihr behaltet Homeoffice als dauerhafte Lösung bei. Real ist aber dass ihr „die Interessen des Dienstes an der Präsenz der Beschäftigten“ höher wertet als das vorgeschobene Schutzargument der Kontaktvermeidung, die damit selbst vorsätzlich unmöglich gemacht wird!

Eine Monatskarte ist selbst schon teuer genug und lohnt sich nur, wenn sie nach Erwerb auch genutzt wird. Man wird also nicht wie angedacht drei von fünf Arbeitstagen in der Woche von zuhause arbeiten, weil der Brötchengeber gerne ein paar Büroräume einsparen möchte!

In eurer Vorstellung, liebe Regierung, sind mehr Fragezeichen als Erklärungen! Seid doch einfach mal ehrlich zum Volk und gebt zu dass ihr nicht wisst was ihr macht!

Es ist leicht erkennbar dass es bei alledem doch nur darum geht, nichts aus den Dingen lernen zu wollen und bloss keine Änderungen im altbewährten Einerlei vornehmen zu müssen. Seine Schäfchen kontrollieren zu können ist wichtiger als 50% Krankheitsfälle!

Bei der Bundeswehr gilt eine Kompanie mit 30% Personalausfall als nicht mehr kampffähig!