Eine Fata Morgana ist etwas, das es nicht gibt, das aber so erscheint als ob es existieren würde.
So ähnlich benimmt sich das auch mit meiner Heimatstadt. Man kann hier hin fahren, wird aber keine Stadt finden – weil es geografisch keine solche gibt. Nur fünf Dörfer und das Philippshospital.
Dieser Screenshot aus Google Earth zeigt es. Man erhält ein dem ähnliches Bild, wenn man diesen Link aufruft. Eine genauere Quellenangabe ist mir leider nicht möglich.
Das Konglomerat mit dem Namen Riedstadt besteht geografisch aus den Dörfern Goddelau (als politisches Zentrum), Erfelden, Leeheim, Crumstadt, dem Philippshospital dazwischen und eben Wolfskehlen als sechstem Stadtteil und Wurmfortsatz.
Das alles zusammen ergibt eine Ansiedlung mit hinreichend Bewohnern, um verwaltungstechnisch Stadt genannt zu werden.
Mit am meisten besuchenswert ist dabei das Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue. Es ist flächenmäßig fast so groß wie die „Stadt“ selbst. Ein Paradies für Radfahrer und Wanderer, sowie im Herbst für Pomologen. Am Rand des Wegs zwischen den Brücken in Stockstadt und Erfelden, die nur für Radler und Wanderer passierbar sind, gibt es eine ganze Allee mit lauter alten Apfelbäumen. Wenn Erntezeit ist: eine Pracht! Ein Wirtshaus findet man dort nicht (mehr). Es ist auch nicht nötig. Je nach Jahreszeit kann man dort aus der Luft leben, die ist von Frühling bis Herbst voll mit Mücken. Guten Appetit, und vergesst das Autan nicht! Da bekommt eine Maske gleich eine ganz andere Bedeutung.
Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt ist das auch so was wie ein Kriegsgebiet. Nach jeder spät-winterlichen Schneeschmelze mit ihren mitgebrachten Überschwemmungen geht es los. Jede Pfütze ein Kindergarten, und auf dem sich selbst überlassenen Kühkopf gibt es genug davon! Wegen der allsommerlichen Schnakenplage wirft die KABS (Kommunale Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage) per Hubschrauber BTI-Granulat. Das ist eine Art Bazille, die den Mückenlarven den Garaus machen, damit man auch noch abends draußen sitzen kann. Ohne diese bio-chemische Kriegsführung würde ein Aufenthalt im Freien an lauen Sommerabenden in einer „Diät“ enden! Auch andere Altrheinanlieger wissen ein Lied davon zu singen. Vor dieser Maßnahme war der Kühkopf im Sommer eine Tabuzone.
Ebenso erwähnenswert ist für Kulturbegeisterte das Büchnerhaus in Goddelau. Büchner war zu seiner Zeit das Sorgenkind der herrschenden Gesellschaft und dementsprechend oft auf der Flucht. Alt wurde er nicht und starb schon 23jährig – an Typhus.
Erreichbar ist Riedstadt entweder von Norden oder Süden mit der Riedbahn (RE70 oder S7 von Frankfurt oder Mannheim) oder von Darmstadt her mit den Bussen der Regionallinien 45, 46 und bedingt 44 ab Griesheim, bis da mit Tram 9. Die Busse fahren nicht alle Stadtteile an.
Mit dem Auto folgt man den Bundesstraßen 26 oder 44. Nicht alle Ortsstraßen sind für jedermann passierbar (Anliegerverkehr frei)!