Die Bezeichnung „Schloß“ ist etwas irreführend, handelt es sich bei dieser Sehenswürdigkeit doch keineswegs um ein zweites Versailles, sondern „nur“ um eine weitere Burgruine. Eine allerdings mit besonderen Eigenschaften.
Entlang der Hessischen Bergstraße zwischen Darmstadt und im weiteren Sinn Heidelberg reiht sich ein altes Gemäuer ans nächste. Das beginnt im Norden – also südlich von Darmstadt – mit Burg Frankenstein (die heisst wirklich so) und setzt sich mit gerade erwähnter Burgruine über Alsbach fort. Daran schließt sich dann das Auerbacher Schloß oberhalb von Bensheim an, bis es mit der weltbekannten Ruine über Heidelberg noch lange nicht endet.
Allen gemein ist der herrliche Ausblick ins Rheintal. Aber auch anderes lohnt einen Besuch.
So wird der Gast gleich am Eingang mit einer Warnung empfangen: „Vorsicht! Freilaufende Hühner!“
Das Äquivalent dazu ist auf dem Auerbacher Schloß ein Baum, der bar jeder Erde oben auf der Terrasse seine Wurzeln geschlagen hat, und keiner weiss so recht wovon er sich ernährt! Den Frankenstein kennt in der örtlichen Radsportszene so ziemlich jeder, bereitet die Straße dorthin wegen ihrer Steilheit doch manchem Kopfzerbrechen. Dort gab es in den Vorjahren schon Meisterschaften.
Die Anfahrt zum Alsbacher Schloß ist ebenso einfach wie kompliziert. Erprobt ist der Weg, die Autobahn bei Eberstadt zu verlassen und der Alten Bergstraße zu folgen. Obacht, es gibt zwei! Ich meine nicht die Schnellstraße, sondern den Weg über die Dörfer. Man kommt über Seeheim-Jugenheim (ohne d) parallel zur Überlandstrecke der Darmstädter Straßenbahn nach Alsbach. Fahrt langsam, der Wegweiser links ab ist leicht zu übersehen. Der Weg führt über schmale Gässchen durchs Dorf den Berg hinauf. Am Naturpark-Parkplatz hält man sich geradeaus und folgt der Straße bis aus dem Wald die Burg auftaucht. Davor hat der Straßenbauer aber vier Querrinnen gesetzt, die nur sehr vorsichtig passiert werden sollten. Autsch, meine Gräten! Geparkt werden kann wo Platz ist, zumindest war es bei meinem Besuch so.
Geöffnet ist die Anlage derzeit wegen Corona nur am Wochenende. Einen Ausflug dorthin kann man sich unter der Woche also sparen. Verpflegung gibt’s während der Öffnungszeiten zum Mitnehmen, die Anmeldung per App zur Kontaktnachverfolgung ist Pflicht, für die ohne Handy gibt’s beim Wirt einen Zettel.
Zum Schluss noch ein Detail: An heißen Tagen bietet gegenüber vom Wanderparkplatz ein Kneippbecken Abkühlung.
Allerdings sind gerade am Wochenende die Parkplätze knapp, und den Berg zu Fuß zu bezwingen ist nicht gerade die wahre Freude, wenn einem die Autos um die Ohren fahren.
Wer auf den Bergfried steigen will um sich von da oben die Umgebung zu betrachten sollte daran denken, dass ein fensterloses Zimmer (Bergfried von innen) zwar eine Wendeltreppe, aber kein Licht enthält, und sich eine Taschenlampe mitbringen. Zur Not tut’s auch die App auf’m Handy. Bis du dich sonst an die müde Notbeleuchtung aus der aufgehängten Nachttischlampe gewöhnt hast und darum nicht die Treppe rauf fällst dauert es sonst gemeinhin länger als die Leute hinter dir Geduld haben!