Es grünt so grün …

Foto: Symbolbild / Archiv

Narrhallamarsch!

Die Forderung der Umweltschützer, auf das Auto zu verzichten und statt dessen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen ist vordergründig löblich.

Wie aber sieht die Realität aus? Beispiel gefällig?

Ich habe dieser Tage via Facebook eine „Einladung“ zur Teamvorstellung des Veloclub Ratisbona in Regensburg erhalten. Das Domizil des Vereins liegt etwas außerhalb, ist aber grundsätzlich mit dem Stadtbus zu erreichen. Die Veranstaltung beginnt gegen 17:30 Uhr und ist „open end“, wobei der offizielle Teil laut Auskunft bis 20 Uhr dauern soll.

Soweit so gut. Hin zu kommen dürfte kein Problem sein – nur wie kommt man wieder heim? Eine Übernachtung scheidet sowohl aus Kostengründen wie auch aus Zeitmangel aus, schließlich habe ich auch daheim noch etwas zu tun.

Es mutet doch irgendwie befremdlich an, dass der Bahnfernverkehr nicht fähig oder willens ist abends eine brauchbare Verbindung zwischen deutschen Großstädten vorzuhalten? Ich müsste vorgenannte Veranstaltung verlassen bevor der Kern beendet wäre um die letzte Verbindung erreichen zu können, was einen Besuch dort sinnlos macht! Die Fahrplanauskunft ist da ausgesprochen deutlich. Abfahrt des passenden Busses an der Johann-Schwäbl-Straße um 19:57 Uhr, weiter am Hauptbahnhof um 20:35 Uhr, daheim nach Mitternacht. Zur Bushaltestelle läuft man auch nochmal so 15 Minuten. An der anderen möglichen Haltestelle Dürerstraße fahren die Busse nur einmal pro Stunde, was diese Möglichkeit ausscheiden lässt. Du bist mit dem Auto theoretisch nicht schneller, aber es fährt auch noch um 21 Uhr wenn man es braucht! Die Bahn nicht! Der nächste Zug ab Bahnhof fährt am nächsten Morgen, denn der österreichische Nachtexpress ist mit deutschen Fahrscheinen nicht nutzbar! Wer von euch will gern im Winter auf einer Stahldrahtbank auf dem zugigen Bahnsteig übernachten? Freiwillige vor!

Natürlich ist mir klar dass eine Autofahrt als mögliche Alternative über dreieinhalb bis vier Stunden pro Richtung nicht eben angenehm ist, aber was hilft`s? Ich argumentiere hier nicht mit Fahrgeld, wohl aber mit Zeit.

Es läuft also darauf hinaus, entweder auf den Besuch zu verzichten – was ich nicht vorhabe – oder auf das zurück zu greifen was da auf dem Parkplatz steht, und wovon die Umweltschützer behaupten dass man es nicht brauche. Wenn ich ins Kloster ziehen und auf Kultur verzichten wollte wäre darüber zu reden, bei einem zeitgemäßen Lebenswandel aber nur wenn ihr zuvor dafür sorgt dass auch um 21 und 22 Uhr noch Fernzüge fahren! Ich bin grundsätzlich gerne Bahnfahrer und habe auch eine Bahncard, aber auf Abenteuer mit ungewissem Ausgang kann ich gerne verzichten!

Ich erinnere mich an meine Bundeswehrzeit Ende der 1980er Jahre. Damals war ich in Munster, einem der größten Standorte in Deutschland, und wer von dort heim fahren wollte musste Freitag Abend bis 17 Uhr aus Hannover raus sein um noch nach Frankfurt durch zu kommen. Damals gab es noch eine Bundesbahn, und ICE oder Taktverkehr waren noch nicht erfunden! Man sollte doch meinen dass die Zwischenzeit genügt hätte um Defizite erkennen und abstellen zu können. Was aber hat man gemacht? Faktisch nichts!

Ich möchte daher den Dogmatikern mit ihren Wünschen auf den Weg geben, einen Schritt nach dem anderen zu machen statt das Kind mit dem Bade auszuschütten! Schafft erst mal einen brauchbaren Schienenfernverkehr, der den Namen auch verdient und auch Rückreisen nach Auswärtsveranstaltungen am Abend erlaubt, bevor ihr davon schwadroniert das Auto sei die Ursache aller Probleme.

Derzeit ist es die einzige brauchbare Lösung vieler Probleme im Transportwesen! Das beginnt bei zwei großen Koffern oder entsprechendem Gepäck und endet bei der Mitnahme eines Fahrrads im ICE noch lange nicht. Solange das nicht jederzeit problemlos ohne ewige Vorplanung möglich ist – von den derzeitigen Unwägbarkeiten der deutschen Bahn möchte ich da noch garnicht reden – brauchen wir uns über die Abschaffung des Pkw nicht unterhalten – und es steht euch nicht an dessen Nutzung noch weiter künstlich zu verteuern!

Wenn ich irgendwas hasse wie die Pest dann sind das hirnlose Schwätzer die von der Praxis weniger Ahnung haben als der sprichwörtliche Ochse vom Klavier spielen!