„Ein Kessel Buntes“?

Seit etwa einer Woche bin ich nun auch Besitzer einer Sony A7 Mark III. Da ich schon länger auf der Suche war nach einem System, das die Vorteile sowohl von Fotografie als auch Film miteinander gleichberechtigt verbindet, bin ich sozusagen „auf den Hund gekommen“.

Leider muss man sowohl Nikon als auch Canon attestieren, ihre Kunden und deren Wünsche nicht recht ernst zu nehmen. Beide Hersteller bauen hervorragende Fotokameras, verkrüppeln aber deren Videofunktionen so weit, dass sie heute nicht mehr als zeitgemäß gelten können. Zwar reicht Full-HD auch heute noch vollauf aus, um heutige Flachbildfernseher mit Material versorgen zu können, aber schon am Computerbildschirm kommen einem diese Filme wie Briefmarken vor. Wenn aber jedes bessere Handy schon 4k kann erwarten das die Freunde solcher Geräte erst recht von einem Markenhersteller. Es gibt durchaus Kameras, die für Video gebaut worden sind und 4k können, wie zum Bleistift die Lumix GH5. Die verwendet aber einen Mini-Sensor, was sie für Fotozwecke wiederum fast unbrauchbar macht, sobald das Licht knapp wird.

Mit der Sony habe ich nun etwas gefunden, das bei allen Kompromissen, die man auch hier machen muss, zumindest einen Versuch wert ist. Ich möchte nicht zwei komplette Systeme mitnehmen müssen, um vor Ort entscheiden zu können, ob ich an dem Tag besser einen Film drehe oder Fotos mache. Mit einem 24-240mm-Objektiv bestückt reicht das für Reiseerinnerungen wohl aus. Alles weitere wird man sehen.

Auf der Suche nach Zubehör war ich nun heute in Frankfurt gewesen. Viel erreicht habe ich nicht, aber eine andere „günstige Gelegenheit“ wollte ich zur „Generalprobe“ nutzen und mit dem Neuerwerb ein paar Aufnahmen machen. Es war „Christopher-Street-Day“. Weniger sensible Zeitgenossen verwenden für das, was man da zu sehen bekommt, auch mal geringschätzige Begriffe wie „Tuntenparty“ oder „Karneval anderer Art“, und tatsächlich ist die optische Erscheinung ähnlich dem, was man bei den Fastnachtsumzügen auch mal zu sehen bekommt.

Dabei ist der Hintergrund durchaus legitim! Es geht nicht um eine Schau, sondern um Gleichberechtigung für eine Lebensweise, für die sich die Menschen überwiegend bewusst entschieden haben, und die heute geforderte gesellschaftliche Toleranz gebietet es, sie gewähren zu lassen! Man muss kein Freund davon sein oder selber mitmachen um andere nach deren Façon glücklich werden zu lassen. Das wusste schon der „Alte Fritz“, auch wenn der in erster Linie an die Religion gedacht haben mag.
Toleranz? Was war das nochmal? „Toleranz, auch Duldsamkeit,[…] ist allgemein ein Geltenlassen und Gewährenlassen anderer oder fremder Überzeugungen, Handlungsweisen und Sitten.“ Soweit ein Zitat aus einer bekannten Online-Enzyklopädie.

Heute wurde bei diesem als Demonstration deklarierten Umzug an die Ereignisse von vor 50 Jahren erinnert, als die damalige Polizei im Stonewall-Inn Protestler niedergeknüppelt haben soll. Damit begann, was auch heute noch nicht vollendet ist: der Kampf um Gleichberechtigung für alternative Lebensweisen. Wer damit glücklich wird soll das tun, auch wenn allen klar sein kann, dass biologisch das von der Natur so nicht gewollt war. „Stecker“ und „Steckdose“ passen zusammen, aber nicht Stecker zu Stecker oder Dose zu Dose, zumindest so lange nicht wie als Ziel „Kinderkriegen“ ausgegeben ist.

Abseits all dieser Diskussionen hat diese Veranstaltung für Fotografen eine fast magische Anziehungskraft, denn sie verspricht unzählige Fotomotive aller Art! Nach offiziellen Zahlen waren rund 5000 Demo-Teilnehmer da, und ungefähr die zehnfache Menge an Besuchern, darunter eben auch nicht wenige Fotografen aller Art.

Man muss keine Berührungsängste haben, um dort hinzugehen. Wer zufällig über einem Puff wohnt ist deshalb ja auch nicht gleich die Puffmutter, um das mal etwas derb auszudrücken.
Es ist ein legitimes Anliegen. Sowohl was das Thema angeht, als auch was die daraus hervorgehenden Bilder betrifft.

Dazu zählt auch die schon als Kunst zu bezeichnende Malerei, die ich hier auf meinen Bildern zeige. Passend zum Motto „50 Jahre Stonewall-Inn“ haben sich Jungs und Mädels mit Farben eine „Mauer“ auf den Leib gemalt. Nur müssen sie dabei aufpassen, dass es nicht regnet, denn wer genau hingesehen hat bemerkte durchaus, dass schon der Schweiss bei Temperaturen um 30°C das Gemälde langsam zerlaufen ließ!