DÜSSELDORF – Düssel + Dorf = Düsseldorf? Oder doch eher wie im Slang Dusseldorf?
Was da offiziell als Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen firmiert erscheint bei nüchterner Betrachtung doch eher als zu groß geratenes Dorf. Die Kombination der beiden Begriffe Düssel und Dorf beschreibt treffend, was man da vorfindet. Die Düssel gibt es wirklich. Sie plätschert mitten hindurch, und das Dorf? Nun ja, ein Millionendorf ist auch ein Dorf, wenn sich seine Bewohner so anstellen! Wo sonst antwortet ein professioneller Messeveranstalter auf Anfragen mit der Klage, man störe ihn bei der Aufbauarbeit? Das kann man nun nicht unbedingt erwarten, es ist aber geschehen.
Man ist dort auch dem Trend erlegen, eine Fahrradmesse zu veranstalten. Die gibt es nun zum dritten Mal, und aller guten Dinge sind drei? Die Cyclingworld nennt sich ja selbst „Europas Ausstellung für feinste Radkultur“ …
Das Frühjahr ist dazu geeignet, die Leute wollen raus aus den vier Wänden. Raus in die Natur! Was eignet sich dazu besser als das Fahrrad?
Wo in Düsseldorf fand das „Event“ nun statt? Nicht auf dem Messegelände!
Im Stadtteil Lörick gibt es ein altes Stahlwerk, das Areal Böhler. Da wurden zwei Hallen mit etwas drum und dran zum Messegelände umfunktioniert, auch wenn es an Infrastruktur doch noch ein bisschen mangelt. Dafür hing in der „Kantine“ ein alter Flaschenzug von der Decke … Apropos Kantine … Wie heisst das so schön? Iss was auf den Tisch kommt! Es gab drei Gerichte zur Auswahl, die Preise sorgten für das Gewürz. 4,50 Euro für ein relativ kleines Brötchen mit Braten als Inhalt und etwas Krautsalat sind gesalzen. Man konnte auch eine Currywurst für knapp 6 Euro haben, dazu gab es – Chips! Die ungewöhnliche Mischung ins Hessische übertragen wäre, wenn man Grüne Soße mit Pommes Frites kombiniert … Man kann das machen, es gehört sich jedoch nicht! Pommes zur Wurst wären okay gewesen, aber Chips? Knabbergebäck zum Mittagessen? Gut, wer will …
Wer als Veranstalter in seiner Bekanntmachung schreibt, man möge das Auto daheimlassen und mit der Bahn fahren vergisst, wo der Pferdefuß dieses Unternehmens liegt. Die Rheinbahn ist hier noch rund zwei Jahrzehnte hinter anderen deutschen Großstädten wie Stuttgart, Frankfurt oder München, zumindest was die Barrierefreiheit ihrer Haltestellen betrifft. Man kann in der Altstadt unterirdisch stufenlos einsteigen, wer im Rollstuhl sitzt kommt in Lörick aber nicht über vier Treppenstufen wieder raus! Zwar ist unverkennbar dass man sich durch Umbau bemüht, es ist aber noch ein weiter Weg. Auch wenn es abends lustig wird klappt man die Bahnsteige hoch! Die letzte brauchbare Verbindung von dort Richtung Rhein-Main fährt gegen 19 Uhr mit Umsteigen in Köln. Direktzüge gibt es da schon gar keine mehr, oder sie fahren durch das Rheintal und brauchen bis am anderen Morgen. Später hilft nur noch das Auto, wieder heim zu kommen, aber dafür fehlen die Parkplätze! Auswärtige Gäste haben also ein Problem, und das ist quasi eingebaut! So auch gestern Abend, als in Köln die Kupplung streikte! „Das Problem kann nicht behoben werden! Wir wissen nicht ob und wann wir abfahren!“ So die Durchsage der bemühten, aber etwas hilflos wirkenden Zugbegleiterin. Technische Probleme sind bei der Bahn inzwischen ja leider an der Tagesordnung, und so durfte man froh sein dass man mit einer halben Stunde Verspätung dort weg kam. Da fuhren dann zwei „Halbe“ getrennt voneinander über die Rennbahn von Köln nach Frankfurt, und man durfte von einem Wunder ausgehen dass in Frankfurt die Anschlüsse noch erreicht wurden! Es hat aber geklappt, als hätte Gott seine Hand im Spiel gehabt.
Auch ist eine U-Bahn, die sogar tagsüber nur alle halbe Stunde fährt – und an manchen Tagen garnicht – kein ernst zu nehmendes Verkehrsmittel für eine Großstadt. Dafür fuhr manche davon bis nach Krefeld! Es hat schon seine Gründe, warum so viele symbolisch von einem Dorf reden anstelle von einer Stadt.
Da könnte man nach Freiburg schauen, wo in einer Woche mit den Freizeitmessen, ehemals Camping-Freizeit-Tourismus, ein anderes Ereignis dieser Art stattfinden wird. Dort hat man sich ein Messegelände an den Stadtrand in die Nähe des Flughafens und der Universität gebaut, die mit der Tram im Zehnminutentakt erschlossen wird. Es gibt außerdem einen Parkplatz, der mehr Platz bietet als zu Hochzeiten gebraucht wird. Vom Autobahnanschluss muss man da garnicht weiter reden. Mal sehen, wenn man die Tagespresse dort so verfolgt ist durchaus im Bereich des Möglichen, dass der Neubau des Fussballstadions auch dort entstehen wird. Kilometermäßig gibt es sich nichts, ob man 250 Km nach Nordwesten oder nach Süden fährt, aber der Fahrschein nach Düsseldorf kostet rund ein Drittel bis die Hälfte mehr als einer nach Freiburg. Schuld daran ist die Rennstrecke KRM. Die „Köln-RheinMain“ ist der Grund, für den die Bahn diesen Aufpreis verlangt, und sie ist es auch die diesen Besuch logistisch ohne Auto überhaupt erst möglich macht. Apropos – Gott sei Dank gibt es das Cityticket! Man darf in Düsseldorf nicht davon ausgehen, an den Haltestellen einen Fahrscheinautomaten vorzufinden! Der ist in der Bahn, und wenn der keine Lust hat – oder wie gestern Abend die Bahn so voll ist dass nicht daran zu denken war dorthin durchzukommen – hast du ein Problem! In Lörick stand jedenfalls keiner.
So schaukelte mich das Rennzäpfchen über Köln in den Ruhrpott. Zwischen duster und siehst-mich-nicht? Es begann morgens in Südhessen bei Sonnenschein, doch schon im Taunus trübte es sich ein. Stellenweise Nebel!
Dort angekommen fühlt man sich wie am Eingang des Deutschen Museums. Überall alte Gebäude, im Hintergrund ein alter Bunker aus dem letzten Weltkrieg, massig Autos auf Parkplatzsuche, und viele Fussgänger. Folge den Schildern, sonst findest du den Eingang nicht. Es mutete an als ob man den Ort des Geschehens durch die Hintertür betritt …
In den Hallen dann ein Gemenge vom alten Eisen bis zum Neuesten vom Neuen, von „nett anzuschauen“ bis zu „wer braucht das?“. Die Eurobike vergangener Tage ist es nicht. Eine pure Verkaufsveranstaltung aber auch (noch) nicht. Sicher, mit dem nötigen Portemonnaie kann man fast alles auch kaufen. Das steht aber kaum im Vordergrund. Es gibt natürlich auch das, die Stände der Händler. Auch da findet man alles was man (nicht) sucht – vom Trikot in allen Farben bis zum Strampelanzug für Babies, von Ersatzteilen über Zubehör aller Art bis hin zum kompletten Racebike. Sogar Jeans wurden feil geboten, obwohl in Radfahrerkreisen jeder wissen kann, dass man die nicht zum radeln tragen sollte. Aber es war eins aufgedruckt!
Der Schwerpunkt der Messe lag eindeutig bei der Information.
Es gab Stände aller Art, von der kleinen Fahrradmanufaktur bis zum Marktriesen. Natürlich allen voran die Platzhirsche Rose oder Stadler, aber auch kleine Nischenanbieter vielerlei Art. Ein Besuch lohnt sich! Man sollte sich aber Zeit nehmen. So voll wie die Hallen zeitweise waren dauerte es schon etwas, sich einen Überblick zu verschaffen.
Besonders auffällig waren einige originelle Ideen. Gleich am Eingang begrüßte einen ein ausgesägtes Saurierskelett – auf einem Fahrrad. Das Fahrrad ist demnach keine Erfindung unserer Tage.
So ging es weiter.
Da stand dann nebenan eine Kleiderpuppe, die eine recht unscheinbare Jacke an hatte, darauf ein Zettel: „Fotografiere mich mit Blitz!“
Gesagt getan – die Jacke schillerte wie ein Ölfilm! Wer sich etwas umgehört hat weiss dass die Konkurrenz Bekleidung anbietet, die Licht so reflektiert, dass sie grell erstrahlt. Dass es hier bunt zugeht ist neu.
Recht neu sind auch Radbrillen, die vom Hersteller nach Brillenpaß gefertigt werden. Es geht jetzt also auch ohne die oft störenden Einsätze! Leider hat das noch einen stolzen Preis.
Dann gab es da die Fidlock-Flaschen – ein Haltesystem mit Magneten. Zu der Firma kommen wir später noch.
Oder „Recyclingwaren“: Hänge dein Rad auf – an einem umfunktionierten Lenker!
An anderen Ständen gab es Wettbewerbe, wie eine Konkurrenz im Langsamfahren. Stehversuche mal in der Fabrikhalle statt auf der Bahn? Dann fehlten aber die Bahnräder! Davon habe ich keine gesehen, dafür aber ziemlich viele für Triathlon.
Und natürlich duften auch die obligaten Teamvorstellungen nicht fehlen, wie die vom Team Crossladen-Fidlock-Racing. Ein Damen- und ein Männerteam gesellten sich da auf die Bühne. Wie zu vernehmen war entstand diese Verbindung nach der Devise „Eine/r kennt da wen der/die wen kennt der …“. Zwei Mitfahrer aus Hannover und eine Vertreterin der Firma fuhren gemeinsam trainieren, was dabei raus kam sahen wir gestern Abend. Wie man auf dem Bild leicht erkennen kann haperte es dort etwas an der Ausleuchtung.
Den Abschluss des Samstags bildete ein Crossrennen am frühen Abend, von dem ich nur den Start mitbekommen habe. Die Bahn nach Hause wartet nicht, und spätere Verbindungen gibt es nicht – ausser man macht eine Weltreise und hat bis zum anderen Tag Zeit! Der Zug oder ein zugiger Bahnhof als Hotel? Nein danke!
Aufgrund der vorgerückten Stunde und dem Wetter mangelte es auch da an Licht, sodass schon am Start die Befürchtung laut wurde, man könne da bald eine Neuauflage des Nightrider erleben. Um 18:30 Uhr dämmerte es schon mächtig, und man wollte 40 Minuten plus eine Runde fahren auf einem unwegsamen Gelände, das weder Lampen noch anderes Kunstlicht je gesehen hat noch die Fahrer sowas dabei hatten. Als ich kurz darauf an der Tramhaltestelle stand war es nahezu finster! Meine M5 hatte jedenfalls am Start ihre liebe Not mit den letzten Bildern des Tages.
Ein paar mehr Fotos findet ihr in den Medien.
Was mir negativ aufgefallen ist? An jeder Tür stand ein Aufpasser, der von jedem der rein oder rausging die Tickets kontrollierte. Das nervt! Wie wäre es im Tausch gegen das Vorverkaufs-Ticket oder gleich am Eingang Anhänger auszugeben, wie sie die Aussteller auch bekommen haben? Einfacher und an der Farbe leicht erkennbar wer wer ist oder was da macht. Schluss damit, ein DIN-A4-Blatt immer wieder aus der Tasche kramen zu müssen bis es auseinanderfällt!