Wer von Freiburg kommt ist ihm sicher schon begegnet, dem kleinen Flüsschen namens Dreisam, das so harmlos daherkommt, aber bei Unwetter durchaus rasch anschwellen kann. Die Kindsköpfe und Findlinge im Flussbett hat Petrus nicht mit der Sackkarre dorthin gefahren! Von dem Flüsschen hat das Tal östlich von Freiburg seinen Namen – das Dreisamtal. Es verbindet die Rheinebene mit Himmelreich und Höllental.
Die kleine Stadt liegt zentral an wichtigen Verkehrswegen.
Da wäre zum einen die Höllentalbahn, die Freiburg mit wichtigen Fremdenverkehrsorten wie Titisee und Schluchsee verbindet. Die Höllentalstraße verläuft parallel zu dieser und stellt über Neustadt die Verbindung nach Donaueschingen und weiter an den Bodensee her. In Kirchzarten zweigt auch die Straße über Oberried und dem Notschreipass nach Todtnau ab. Wer mag findet auf dem Weg bekannte Wasserfälle und bei der Stadt eine Seilbahn nebst überregional bekannter Downhillstrecke. Wer mag kann sich dort auch auf einer Sommerrodelbahn austoben.
Im Dreisamtal prallen Gegensätze aufeinander …
Kirchzarten ist nach offiziellen Zahlen derzeit eine Kleinstadt von rund 10.000 Einwohnern und liegt 11 Kilometer östlich der Breisgaumetropole Freiburg. Sie ist wie gesagt verkehrsmäßig sehr gut erschlossen, dennoch aber großteils recht ruhig. Der Verkehr wird über mehrere Umgehungsstraßen vorbeigeleitet.
Wer mit Bus oder Bahn ankommt dürfte höchstwahrscheinlich den Bahnhof kennen lernen – bevor er gleich dort in die erste Baugrube fällt. Wie in anderen Artikeln schon erwähnt ist mit dem Ausbau der Höllentalbahn eine monatelang vorherrschende Tätigkeit ausgebrochen, die die Gegend seit mindestens 10 Jahren nicht mehr erlebt hat. Da bleibt kein Stein auf dem anderen. Dennoch funktioniert der Ersatzverkehr erstaunlich gut!
Am Bahnhof startet auch so etwas wie eine Hotelroute. Während Ferienwohnungen unregelmäßig über das Städtchen verteilt sind, liegen Hotels und Gasthöfe im Wesentlichen an zwei zentralen Straßen: Bahnhofstraße und Hauptstraße. Die ist auch die Fussgängerzone und Startort des bekannten alljährlich stattfindenden Bikemarathons. Kommt man bis zur Freiburger Straße ist man auch bald am anderen Ortsende. Es gibt mehrere Bäcker, Apotheke, Metzgerei und Supermarkt, der wochentags auch bis spät abends geöffnet hat. Es gibt auch einen Aldi, der liegt aber wie das größte Sportgeschäft auf der anderen Bahnseite im Industriegebiet.
Wer da nun meint alles gesehen zu haben der irrt. Die Sehenswürdigkeiten liegen oft gut versteckt. Da sind nicht nur jene im Zentrum mit z.B. einer sehenswerten Kirche gleich hinter der im Rathaus untergebrachten Touristeninformation oder dem nur hundert Meter weiter gelegenen alten Spritzenhaus, in dem man heute eine Weinstube findet. Gut essen kann man auch im Hotel Fortuna gleich gegenüber.
Für mehr Genuß an Leib und Seele sorgt auf dem nahe gelegenen Giersberg die Wallfahrtskirche mit gleich daneben gelegenen – sehr guten – Gasthaus. Für Wanderer ist der Aufstieg über den Pilgerpfad recht beschwerlich, es gibt aber auch eine Zufahrt mit kleinem Parkplatz für Gäste des Lokals. Man kommt dabei am Sinnbild allen Endlichen vorbei, einem hübsch dekorierten Friedhöfchen. Die Blumenarrangements sind einzigartig!
Man hat von hier oben eine wunderbare Aussicht über das gesamte Tal!
Wer den Pilgerpfad genommen hat dürfte auf eine große Tafel aufmerksam geworden sein. Den Text dort zu lesen ist interessant, da nicht Alltägliches dort steht.
Es gibt nahe der Stadt auf dieser Hangseite drei Erhebungen. Der gerade bestiegene Giersberg, den Hochberg und das Hexenwäldle. Zu letzterem komme ich noch aus einem anderen Anlass.
Wer erinnert sich noch an das Jahr 1995?
Damals wurde hier in diesem Tal die Weltmeisterschaft der Mountainbiker ausgetragen. Was war das ein denkwürdiges Ereignis! In diesen Wäldern befand sich damals die Cross-Country-Strecke, die teilweise heute noch erkennbar ist. Auf der anderen Talseite waren Start und Ziel des Downhills, der oben auf dem Rappeneck begann und hinter dem Jungbauernhof endete.
Übrigens – man hat damals eine wissenschaftliche Studie durchgeführt und den Schaden untersucht, den ein solches Ereignis an der Natur hinterlässt. Manche sind ja der Ansicht, der Sport zerstöre die Natur. Das Ergebnis ist bis heute vielsagend: Es wächst binnen weniger Wochen im Sommer alles wieder zu. Ein nennenswerter Schaden bleibt nicht zurück!
Seit damals ist die Region des Südschwarzwaldes – und weit darüber hinaus – ein Eldorado des Bergradsports. Damit verbunden waren und sind leider auch Auseinandersetzungen mit den Wanderern, die teilweise „ältere Rechte“ reklamieren. Herausgekommen ist diese seltsame Nutzungsordnung, die den Giersberg den Fussgängern reserviert, während die beiden anderen Buckel den Radfahrern vorbehalten sind. Soweit ist das auch nachvollziehbar, da es durch das Wirtshaus viel Fussvolk und wenig erfreuliches für Radsportler gibt. Der Pilgerpfad ist zu steil, um von wenig Geübten gefahrlos befahren zu werden, und die Fahrstraße ist bei Betrieb gefährlich.
Ich nenne eine solche Ordnung eine Verzweiflungstat der Stadtverwaltung.
In der Praxis ist die Einhaltung kaum prüfbar, und sinnvoll ist es oft auch nicht, denn ein Radfahrer mit Panne wird automatisch zum Fussgänger, darf den Weg da aber laut Vorschrift nur radelnd nutzen.
Drüben hinter dem Segelflugplatz liegt unterhalb des Hexenwäldles das Hofgut Birkenreute. In der Nähe hat man nach langem hin und her eine Übungsanlage für den örtlichen Radsportverein in den Wald gebaut, die nicht nur dem SV Kirchzarten mit seiner MTB-Schule zur Verfügung steht, sondern wohl nach Absprache allen Bergradfahrern.
Fussgänger müssen leider draußen bleiben!
Betrachtet man sich das näher, kommt man rasch zu dem Eindruck, dass es solche Vorgaben gibt, weil die Politik sich das so wünscht. Praxisgerecht ist es nicht, und das aus verschiedenen Gründen.
Zum einen wird im Fall einer Panne aus jedem Radfahrer erst mal ein Fussgänger. Wenn man annimmt dass Fussgänger auf einem schmalen Trail eine Gefahr darstellen muss man dem „Plattfussbesitzer“ aber eine Möglichkeit zum Flicken geben. Das Unterholz kommt dafür kaum infrage. Man hat nämlich vergessen, am Rande der Anlage einen Fussgängerweg anzulegen, der solche Probleme lösen könnte. Auch ein Anfänger, der sich die Strecke erst mal ansehen möchte bevor er sie fährt – immerhin enthält sie in einer der Downhillpassagen schwarze Abschnitte – hat offiziell keine Chance! In jedem Wettkampf gibt es eine Möglichkeit zur Streckenbesichtigung zu Fuss. Hier nicht. Zumal man davon ausgehen muss, dass bei Erfolg einer solchen Anlage dort auf kurz oder lang Rennen stattfinden werden, die Zuschauer anlocken, und die wollen was sehen. Man braucht also Lösungen, wenn man nicht möchte, dass die Leute quer Beet durchs Unterholz gehen. Vorgaben wie, Wanderer können ja den breiten Waldweg namens Bergwerkspfad nehmen sind da wenig hilfreich, auch wenn es im Alltag so gehen mag, denn von dort sieht man bestenfalls einige wenige Stellen. Die Abschnitte „wo die Musik spielt“ sieht man da nicht. Wer andauernd mit Schildern „Fussgänger verboten“ konfrontiert wird fühlt sich als Urlauber nicht wohl.
Ich habe nichts gegen sinnvolle Verkehrstrennung da, wo es Not tut. Das sollte aber so erfolgen, dass a) keiner ausgesperrt wird und b) sich niemand brüskiert fühlt. Ich hätte mir diese Trails gerne näher angesehen, um sie hier beschreiben zu können. Das war aber wie gesagt verboten.
Ein Bergwerk habe ich übrigens auch keins gefunden. Das nächste Museumsbergwerk liegt etwas weiter unterhalb des Schauinsland, den man von Freiburg aus gut per Bergbahn erreichen kann. Dazu nimmt man sinnvollerweise die Straßenbahn bis Günterstal und von dort Bus 21 Richtung Horben. Der hält direkt an der Talstation.
Wer jetzt auf mehr Bilder aus dem Städtchen gespannt ist kann sich meinen Film ansehen, der einige Impressionen bereit hält:
Der Rückweg zum Bahnhof führte mich durch Maisfelder, die man in dieser Form in einem Gebirgstal nicht erwartet hätte.