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Kassen-Magie

Wie ich angesprochen hatte betrachten einige gewerbliche Fotografen die Anwesenheit anderer Fotografen bei Sportveranstaltungen als Geschäftsrisiko. Dazu sollte man fairerweise vielleicht ein paar Worte sagen.

Wer Fotografie als Geschäft betreibt und damit sein Geld verdient muss anders rechnen als jemand, für den es Spaß an der Freude ist. Des einen Hobby ist des anderen Lebensunterhalt, oder soll wie hier Gewinn abwerfen. Das fällt nicht vom Himmel und erfordert vor allem einwandfreie Arbeit.

Das benutzte Fotogerät ist für jedermann im gutsortierten Fachhandel ohne Voraussetzungen erhältlich. Man sieht jemandem also nicht sofort an, wer er ist, wer ihn schickt, was sein Auftrag ist und was er dann mit den Bildern vor hat. Ein Laie kann kaum erkennen ob er einen Anfänger oder den besten Mann von DPA vor sich hat. Auch da gilt: Kleider machen Leute. Dabei bedeutet ein herausgeputzer Pfau noch lange kein gleichwertiges Ergebnis. Es sind mitunter gerade die grauen Mäuse, die die besten Bilder heim bringen. Und neun von zehn Fotografen haben keinerlei Interesse an Geld. Der eine davon macht aber mit seinem Verhalten das Betriebsklima kaputt.

Tritt der gewünschte wirtschaftliche Erfolg nicht so ein wie man sich das vorgestellt hat fangen manche halt an, nach Sündenböcken zu suchen. Ja, für jene liegen die Ursachen stets in behaupteter Konkurrenz statt in allfällig eigener Arbeit. Da ist „ein bisschen mehr“ als es auf den ersten Blick scheint. Einige meinen ja, sich die erforderliche Arbeit mit Bildern sparen und das Ergebnis aus Zeitgründen unbesehen ins Netz stellen zu können. Ihr selbst seid es die das beschleunigen. Wer nicht umgehend hochlädt findet keine Beachtung! Schlamperei zahlt sich nie aus. Sind die Bilder nicht gleich nach dem Rennen auf Instagram braucht man sie nicht mehr hochladen. Das sind die Fakten.

Sportler müssen sich um ihr Material kümmern. Wer Rad fährt muss es auch in Ordnung halten. Das kostet mindestens Wasser, Seife, und Zeit. Was der eine für ein gutes Rennrad ausgibt steckt der andere in Fotoausrüstung. Betragsweise gibt sich das nichts. Nun ist der Wert dieser Ausrüstung nebst EDV etc. pp. Betriebskapital. Das ist anfangs entweder ein Kredit, oder Erspartes. Dazu kommen Auslagen, um zum Rennen zu kommen, und auch die für eine einwandfreie Ausarbeitung der Bilder nötige Zeit entspricht in Unternehmerlohn keinem geringen Betrag. Das alles muss aufgewendet werden bevor das erste Bild verkauft und der erste Cent wieder eingenommen worden ist.

Kunden zu finden ist in dieser Branche oftmals steinig. Manche verfallen da halt auf den Dreh, sich Rennveranstaltern als sog. offizielle Fotografen anzudienen. Das Muster ist oft dasselbe. Er oder sie fotografiert die Veranstaltung, für den Verein kostenlos, und wünscht sich dafür veranstalterseitig „freie Hand“. Freie Hand zum Geldverdienen will heißen ein Monopol. Niemand sonst darf dann dort noch Bilder machen. Nach der Vorstellung des Hausrechts soll der Veranstalter ja bestimmen dürfen wer da sein darf und dann dort was tun soll. Hier also „Bilder verkaufen“.

Es liegt nahe dass bei dieser Rechnung jeder andere, auch Amateurfotografen oder Angehörige der Teilnehmer, im Weg ist. Die sollen kaufen, aber nicht selbst fotografieren. Rein rechnerisch geht das Spiel ohnehin, wenn überhaupt, ziemlich knapp aus. Reich wird dabei so schnell keiner. Nehmen wir ein Beispiel. Ein ganz einfaches. Ein Tank Benzin kostet 70 Euro. Die Stunde Arbeit nehmen wir zu 50 Euro. Real stimmt das so nicht, es lässt sich jedoch zeigen was da das Problem ist. Du brauchst für die Aufnahme so lange wie das Rennen dauert. Macht mit An- und Abfahrt einen Tag. Der Wirtschaftwert der Arbeit läge also bei 8 Stunden zu 50 Euro und dem Benzin zu 70 Euro bei 470 Euro zuzüglich Steuern und Abgaben. Rechnen wir mit 500 Euro alles zusammen, es ist so einfacher. In Wahrheit kommt da mehr zusammen. Nehmen wir ferner an es seien 500 Bilder entstanden und jeder Zehnte von sagen wir hundert Rennfahrern nimmt eins ab. Macht also 50 verkaufte Bilder. Jedes davon muss also 10 Euro kosten um nur auf eine schwarze Null zu kommen. Die meisten sind Preise für Abzüge aus dem Großlabor gewohnt und schreien schon wenn jedes auch nur fünf Euro kostet, weil das ja für 80 Cent möglich sei. Den Rest der Rechnung, Zeit, Material und Aufwand, vergessen sie geflissentlich. Das fällt vordergründig ja nicht sofort auf was da sonst noch so hinten dran hängt!

Sind jetzt noch drei andere da, die ebenso Bilder zum Kauf anbieten, verschlechtert sich das Ergebnis für jeden davon um eben diesen Faktor. Jeder müsste dann schon 30 Euro pro Bild verlangen und hätte noch immer nichts verdient! Was meint ihr was da wohl passiert?

Anhand dieser stark vereinfachten Beispielrechnung kann man ersehen, warum diesen Fotografen förmlich der Stift geht. Das wird keiner offen zugeben, dennoch ist es recht einfach. Keiner kann dauerhaft zubuttern. Deren wirtschaftliche Existenz hängt davon ab dass wer a) fleissig einkauft und b) keiner Konkurrenz macht. A trifft selten zu. Jeder weitere, der eine Kamera dabei hat und damit auch noch umgehen kann, gefährdet theoretisch alleine durch seine Anwesenheit die wirtschaftliche Existenz der Fotofirmen! Deshalb meinen manche Veranstalter, herumverbieten zu dürfen, und weite Kreise von Politik, Stadt und Regierung spielen da mit.

Was meint ihr wie lange sich das Volk die Verbieteritis gefallen lässt? Wie sich das auf das Kaufverhalten der potentiellen Kunden auswirkt? Warum die Bevölkerung den Rennen fern bleibt? Das hat irgendwo was miteinander zu tun. Da entsteht ein Klima, dem jeder so er kann ausweicht. Die Folgen der DSGVO kommen da noch oben drauf. Du sollst tun was du nicht darfst, alle um Erlaubnis fragen? Die Sportordnung verbietet ihrerseits den Eingriff in die Veranstaltung. Ausser dem Offiziellen? Der muss nicht erst mal alle fragen, er hat ja einen Grund zum Bildermachen. Sein Geld. Vergesst es.

Es ist zu vermuten dass auch hier ein Grund dafür liegt warum bloggende Amateurfotografen trotz Grund keinen Presseausweis bekommen sollen. Der attestiert ja auch das berechtigte Interesse, das man den Mitmenschen einfach so abspricht. Das sieht die Presse selbst so. Kein Wunder,besteht deren Fotowelt doch selbst weitgehend aus freien, also selbständigen Fotografen, für die jene Rechnung natürlich ebenso gilt. Die haben heute schon zu kämpfen, woran das System aber selbst schuld ist. Niemand kann Aufwand ohne Ende treiben wenn er von den Verlagen pro Bild kaum mehr als 150 Euro bekommt. Es gibt Listen, schaut bitte selbst nach. Dabei werden nicht die gemachten Bilder bezahlt, sondern die abgedruckten. Schaut in die Zeitung wie viele (wenige) das sind. Das Risiko liegt alleine beim Fotografen! Da ist natürlich jeder weitere Bildermacher sowohl ein Geschäftsrisiko als auch ein Unsicherheitsfaktor, weiss man im eigenen Zirkel doch wer wem allfällig die Butter neidet.

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