Poker ist ein Kartenspiel. Wer es spielt geht ins Risiko. Soweit das bildhafte Gleichnis.
Ebenso mit seinem Glück spielt, wer für sein Rennen einen offiziellen Fotografen ausruft. Kann man machen. Aus der Lebenserfahrung darf dann allerdings ebenso klar sein, dass niemand sonst mehr helfen wollen wird. Ich auch nicht! Das kommt daher, dass in der Vergangenheit andere solche mehr als einmal die Bevölkerung für überflüssig und geradezu als geschäftsschädigend erklärt haben, die bei dieser Veranstaltung keine Daseinsberechtigung habe. Zusammen mit anderen Rahmenbedingungen, die bekannt sein können, führt das eben zu dem, was wir in den letzten Jahren in zunehmendem Maß beklagen müssen, und was die jetzt aus Trier bekannt gewordenen Bilder erneut bestätigen. Sogar mitten in der Innenstadt: Zuschauer? Fehlanzeige! Trier am vergangenen Wochenende war ein ursprünglich enorm populäres Altstadtrennen. Diese Fotos zeigten die Rennfahrer ohne Kulisse selbst an Start und Ziel! Das Volk hat das Interesse aberzogen bekommen. Schuld daran ist nicht Corona. Da trägt der verbreitete Umgang sehr viel mehr dazu bei. Wir sind wir und uns kann keiner? Seid bloss vorsichtig!
Schöne Pläne sind eben das: schöne Pläne. Wenn sie denn aufgehen. Auch in der Pfalz ist es verbreitet eben so dass da nur ein bestimmter Fotograf was darf, und mittlerweile andere nicht mehr kommen. Ich auch nicht. Es kann da dann auch passieren dass da wer in die Röhre guckt, und damit meine ich nicht die obige mit Glas gefüllte. Die interessierte Bevölkerung reagiert so wie man sie behandelt. Besser gesagt, wie jene sich behandelt fühlt. Da zählt weniger was der jeweilige Veranstalter direkt macht, da zählt vor allem was vor dem Hintergrund des Dagewesenen erwartet werden muss. Was einmal, auch woanders, da war kann jederzeit erneut vorkommen. Die „Liste der Grausamkeiten“ ist inzwischen ziemlich lang. Ich erinnere: schon vor mehr als zehn Jahren sorgte man sich in Zusmarshausen, dass ZU VIELE Zuschauer kommen könnten!
So wird aus einem vermeintlich schönen Tag eine heiße Kartoffel. Im Zweifel lässt man die ja fallen, sobald es einem zu heiß wird. Heißt hier, man fährt nicht hin, wenn man vermuten darf oder gar muss dort nicht erwünscht zu sein. Es braucht nicht mehr viel um so einen Verdacht zu begründen. Äußerungen der Vergangenheit reichen dazu völlig aus, wie erlebt beim Hohenheimer Schlossradrennen, und anderen. Letztes Jahr sei die Anwesenheit von Zuschauern gefährlich gewesen, dieses Jahr war schon mindestens einer weniger da: ich. Das geht ganz schnell und betrifft in der Folge auch andere. Ich habe dieses Jahr schon viele Rennen ausgelassen, weil ich mich dort nicht mehr wohlfühle. Die Anwesenheit eines offiziellen Fotografen bedeutet dass nur jene/r was darf und andere Bilder weder gewollt noch gebraucht werden. Es kann da durchaus vorkommen dass sogar die Presse nicht mehr berichtet, auch wenn eigentlich gerne zwanzig Fotografen da sein sollen oder dürfen, wenn alle die gleichen Chancen haben. Wird einer bevorzugt macht der auch die Arbeit. Niemand lässt sich nachsagen den Umsatz des einen geschmälert zu haben, und es geht da vermutlich nur um Umsatz. Das ist für alle Gewerbetreibenden das Maß, und alles andere ist nice-to-have. Wir Amateure zählen ohnehin nicht. Man darf nichts, man soll nichts, man ist nichts! Nach dem Stand der Dinge lebt es sich sicherer wenn man seine Bilder, soweit überhaupt noch welche entstehen, anschließend für sich behält und kein Wort sagt oder ein Pixel davon zeigt! Das Erstellen einer Bildergalerie ist derweil selbst dann ein Risiko geworden wenn niemand ausdrücklich darauf hinweist.
Mutmasslich trifft das auch auf die kommenden Stuttgarter Racedays zu. Ich habe letztes Jahr die Rennen in Plattenhardt und Vaihingen besucht, und darf feststellen dass es die Mühe sportlich wert war. Randprobleme wie Parkplätze unterfallen nicht unbedingt dem Einfluss der Veranstalter, auch wenn es meiner Meinung nach nicht sein muss dass man Besuch an der Anreise hindert indem öffentlicher Nahverkehr wie allgemein üblich ausfällt oder weggeleitet wird. Busse die nicht planbar fahren kann keiner nutzen, und nur Magstadt hat unter den Vieren einen Bahnhof. Autofahrer will man politisch heute nicht mehr sehen, aber wie sonst soll man da hin kommen?
Es genügt wenn die Rennfahrer den Weg finden? Wirklich? Die Rennen wollen dokumentiert werden. Dazu braucht es Fotografen oder Filmer. Fasst man zusammen was mir dazu jetzt mitgeteilt wurde, und kennt man die Realität dieser Branche, kommen doch leichte Zweifel an dem Konzept auf. Ich habe schon mal geschrieben wie ich das sehe. Wer meint alleine überall sein zu können hat entweder keine seriöse Weltanschauung, oder bringt sich selbst Kollegen mit. Da er die bezahlen müsste und das Geschäftsmodell an sich schon kaum kostendeckend funktioniert ist damit kaum zu rechnen. Wenn du hundert Euro für ein Foto bekommst, dafür aber 400 Euro Aufwand treiben musst, ist das was? Eben. Das ist ungenügend wenn es um Geld geht. Macht von denen keiner. Sich da auf die Presse zu verlassen zeugt von Realitätsverweigerung, zumal wenn man sich verweigert Blogger als Presse anzuerkennen. Die beiden wesentlichen lokalen Zeitungen in Stuttgart wurden gerade verkauft und haben daher gewiss andere Probleme als ein relativ unbedeutendes Radrennen. Sie berichten ohnehin nur für ihre Abonnenten. Die übrige Welt sieht nur die Bezahlschranke, zumal man für einen Zeitungsartikel lediglich ein Bild braucht, wenn man ihn bebildern will. Warum kommen Pressefotografen üblicherweise nur zur Siegerehrung der Elite statt zum ganzen Rennen? Es genügt ihnen! Ihr Auftrag ist nicht das Rennen zu dokumentieren, sondern das zum Artikel passende Foto zu liefern. Man muss das begreifen!
Was kann da also passieren? Nüchtern betrachtet ist da jemand dabei, einen Drahtseilakt ohne Netz zu starten. Man verlässt sich willentlich auf genau einen Fotografen oder eine Fotografin, und vergisst geflissentlich dass auch jene krank werden können, oder die Kamera defekt gehen kann. Dazu braucht es nur einen ordentlichen Schutt zur Unzeit.
Schau’n mer mal was dabei rauskommt? Da ich keinen Anlass habe zu glauben dass meine Bilder dort gebraucht würden kann ich auch nach den jeweiligen Gegebenheiten entscheiden. Auch die Teams haben deutlich gezeigt dass sie alles selbst machen wollen und können, da braucht es also keinerlei Hilfe mehr. Die sozialen Medien sind redseliger als ihr denkt. Das erlaubt ein größeres Risiko zu gehen als wenn danach ein bestimmtes Ergebnis da sein müsste. Vielleicht mache ich ein Video? Vielleicht spare ich mir auch die ganze Sache wenn der Wetterbericht zweifelhaft ausfällt. Auf jeden Fall spare ich mir einige Hotelübernachtungen, wie ich es ursprünglich eigentlich vor hatte. Die Fahrten da hin sind unterm Strich billiger weil flexibler. Sie können bedarfsweise jederzeit unterbleiben und kosten dann kein Geld, wenn sich herausstellen sollte dass man die Dinge dort so sieht wie man es erwarten muss. Wer haben will muss auch ermöglichen, oder zusehen wo er bleibt.